Seite 34 - personalmagazin_2014_04

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Management
_traineeprogramme
personalmagazin 04 / 14
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U
nternehmen setzen Trainee-
programme überwiegend ein,
um Nachwuchskräfte auszu-
bilden, zu entwickeln und zu
fördern. Das sagen 27 Prozent der 137
Personalreferenten und -entwickler, die
2011 in einer empirischen Studie der
Hochschule für angewandte Wissenschaf-
ten Würzburg-Schweinfurt befragt wur-
den. Darüber hinaus bieten Unternehmen
Traineeprogramme auch deshalb an, um
Hochschulabsolventen zu rekrutieren
und zu gewinnen (22,1 Prozent) oder
eine strategische Nachwuchssicherung
und -planung (20,6 Prozent) zu realisie-
ren. Wie dies in der Praxis gelingt, zei-
gen die folgenden sechs Erfolgsfaktoren.
Jeder Tipp wird exemplarisch mit einem
Praxisbeispiel untermauert, das auf den
Ergebnissen der Praxisuntersuchung in
Unternehmen beruht.
Erfolgsfaktor 1: Zielsetzung von
Traineeprogrammen festlegen
Die Basis für strategische Nachwuchs-
entwicklungskonzepte sind die Unter-
nehmensziele, zu denen die Trainee-
programme einen messbaren Beitrag
leisten sollen. Notwendig ist es hier,
sinnvolle Kennzahlen festzulegen. Bei
der Siemens AG etwa soll das „Siemens
Graduate Program (SGP)“ drei wesentli-
che Ziele unterstützen. Neben der Ent-
wicklung einer starken Arbeitgebermar-
ke sollen Führungsnachwuchskräfte
und international mobile Talente gewon-
nen und entwickelt werden. Dafür nutzt
Siemens die folgenden Kennzahlen.
Von
Christine Wegerich
• SGP Participants: Teilnehmer pro
Land und Geschäftsbereich
• SGP Recruiting Performance: Verhält-
nis der Anzahl von Bewerbungen zu
der Anzahl der erfolgten Einstellungen
im Vergleich zu gemeldeten Bedarfen
• SGP Participant Satisfaction: Ermitt-
lung der Teilnehmerzufriedenheit über
eine weltweite Befragung. Dieses Feed-
back wird nach vier Monaten sowie
nach zwei Jahren eingeholt.
• SGP Transfer: Ermittlung, wann die
SGP-Alumni in die erste Führungspo-
sition kommen, über welche Potenzial-
beurteilung sie verfügen sowie welche
ihre derzeitige Position oder Hierar-
chielevel im Unternehmen sind.
Erfolgsfaktor 2: Kompetenzfelder
definieren und entwickeln
Die Gestaltung von Traineeprogrammen
sollte sich an den folgenden drei zent­
ralen Kompetenzfeldern orientieren:
Die Trainees sollen ein Verständnis für
das gesamtunternehmerische Handeln
entwickeln, ihre fachliche und methodi-
sche Qualifikation vertiefen und ihr per-
sönliches Lernen weiterentwickeln. Das
folgende Praxisbeispiel zeigt, wie dies
gelingen kann: Die BMW AG hat aus den
Kompetenzfeldern drei Lernfelder de-
finiert – Wertschöpfungsprozesse, die
Weiterentwicklung der Fach- und Metho-
denkompetenz der Trainees und die För-
derung der personalen Kompetenz. Im
ersten Lernfeld, den Wertschöpfungspro-
zessen, lautet das Ziel, ein Verständnis
für Unternehmenszusammenhänge zu
schaffen. Dafür absolvieren alle Trainees
– unabhängig von dem späteren Zielbe-
reich – für zwei Wochen drei Pflichtein-
sätze, davon je einen in der Produktion,
im Vertrieb sowie im Kundenservice. Im
zweiten Lernfeld, der Weiterentwicklung
von Fach- und Methodenkompetenz, sol-
len die Trainees einen Überblick über
den Unternehmensbereich bekommen,
in dem sie nach dem Programm starten.
Dazu beginnen sie dort für den Zeitraum
von fünf Monaten ein erstes Projekt. Es
folgen zwei Auslandsprojekte sowie ein
weiterer Projekteinsatz. Zudem nehmen
alle Trainees an einem fest definierten
Weiterbildungsportfolio der BMW-Bil-
dungsakademie teil. Im dritten Feld, der
Förderung der personalen Kompetenz,
werden Mentoring und Teamprojekte als
Lernformen eingesetzt. Der Mentor ist
eine erfahrene Führungskraft, die sich
nach individueller Absprache regelmä-
ßig mit dem Trainee trifft und diesen in
seiner persönlichen Entwicklung beglei-
tet. Das Ziel ist, dem Trainee sowohl eine
intensive Unterstützung als auch ein re-
gelmäßiges Feedback zu seiner Leistung
zu geben und ihn auf persönliche Ver-
besserungsmöglichkeiten hinzuweisen.
Erfolgsfaktor 3: Projektarbeit als Lern-
form einsetzen
Sinnvoll sind Konzepte des Projektma-
nagements für das Lernen in Trainee-
programmen sowohl für den einzelnen
Trainee als auch für die gesamte Teilneh-
mergruppe. Hier dienen regelmäßige
Projektcoachings dazu, durch ein mode-
riertes Feedback sowie eine angeleitete
Selbst- und Fremdreflexion wesentliche
Herausforderungen der Trainees in der
Projektarbeit aufzugreifen und zu ana-
Gelungene Traineeprogramme
Praxistipps.
Die Entwicklung von Trainees ist ein wichtiger Weg, neue Talente für das
Unternehmen zu gewinnen und zu fördern. Sechs Beispiele zeigen, wie dies gelingt.