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und 42 Prozent der deutschen
Banken planen, in den kom-
menden Monaten erneut Perso-
nal abzubauen. Nur 18 Prozent
wollen zusätzliche Mitarbeiter einstel-
len. So die Ergebnisse des aktuellen
„Bankenbarometers“ der Prüfungs- und
Beratungsgesellschaft Ernst & Young.
Für die Studie wurden 269 Banken in
mehreren europäischen Ländern be-
fragt. In Deutschland nahmen 50 Ban-
ken an der Umfrage teil. Der von den
Finanzinstituten bereits begonnene Ab-
bauprozess geht also weiter.
Auch die aktuellen Unternehmens-
veröffentlichungen verkünden ein
Wegbrechen der Arbeitsplätze: Die Com-
merzbank will bis 2015 mehrere tausend
Stellen streichen, die Schweizer Groß-
bank UBS in nächster Zeit 10.000 Jobs.
Die britische Großbank Barclays wird
im laufenden Jahr rund 3.700 Stellen ab-
bauen, der niederländische Finanzkon-
zern ING 2.400. Bei der Deutschen Bank
sollen 1.900 Stellen wegfallen. Und die
erfolgte Aufspaltung der WestLB wird
Hunderte der gut 4.300 Mitarbeiter ih-
ren Job kosten.
Kündigungen vermeiden
Das Personalmanagement der Finanz-
institute stützt sich bei einem Perso-
nalabbau in diesem Umfang zum einen
auf Sozialpläne und betriebsbedingte
Kündigungen. Hierbei hat sich auch die
sozialverträgliche Trennung mit Out-
placement etabliert. „Es ist ein vertrau-
tes, bewährtes Instrument und findet
Von
Christiane Siemann
Verbreitung bei Sparkassen bis zu Groß-
banken, sowohl für einzelne Personen
als auch für Gruppen von Mitarbeitern“,
so Dr. Holm Neubert, Inhaber der Dr.
Neubert Managementberatung.
Zum anderen haben sich bei den Ar-
beitgebern vieler Banken sogenannte
Freiwilligenprogramme durchgesetzt,
denn das Credo heißt: Kündigungen
sollen weitgehend vermieden werden.
Der Weg zum Personalabbau führt
in diesen Fällen über das Instrument
der doppelten Freiwilligkeit, berichtet
Herbert Mühlenhoff, Geschäftsführer
der auf Outplacement spezialisierten
Mühlenhoff Managementberatung.
So haben die WestLB und die WestLB-
Nachfolgerin Portigon ausgewählten
Mitarbeitern angeboten, selbst die Ent-
scheidung zu treffen, ob sie ihre Kar-
riere im Hause oder an anderer Stelle
fortsetzen wollen.
Doppelte Freiwilligkeit als Lösung
Bei der doppelten Freiwilligkeit treffen
die Mitarbeiter die Entscheidung, ob sie
gehen oder bleiben wollen. Sie können
frei entscheiden, ob sie das Angebot
eines Aufhebungsvertrags annehmen
oder nicht. Umgekehrt ist das Unter-
nehmen in seiner Entscheidung frei,
einzelnen Mitarbeitern einen Aufhe-
bungsvertrag mit Abfindung anzubieten
und anderen nicht. Der Aufhebungsver-
trag kommt nur zustande, wenn sowohl
Arbeitgeber als auch Mitarbeiter ihr
Einverständnis erteilen. Damit das Prin-
zip der Freiwilligkeit zum Erfolg führt,
bieten Arbeitgeber zusätzlich für Mitar-
beiter in der Entscheidungsphase eine
professionelle Begleitung durch externe
Berufs- und Karriereberater an.
Mitarbeiter, die das Unternehmen
verlassen, erhalten außerdem eine Bera-
tung zur beruflichen Neupositionierung.
Das gesamte Programm wird üblicher-
weise durch eine Betriebsvereinbarung
umgesetzt. Herbert Mühlenhoff be-
schreibt den Vorteil des Instruments:
„Mit diesem Vorgehen vermeiden Ar-
beitgeber die Sozialauswahl, die mit vie-
len hinlänglich bekannten Nachteilen
verknüpft ist. Denn dabei verlieren sie
unter Umständen Potenzialträger, die
sie für die Neuausrichtung des Unter-
nehmens benötigen.“ Ebenso lassen sich
arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen
verhindern, die häufig auf betriebsbe-
dingte Kündigungen folgen.
Gefragtes Know-how
Auch wenn das Image der Banker und
speziell das der Investmentbanker stark
gelitten hat, müssen die Mitarbeiter
nicht fürchten, auf der Straße zu stehen.
Die Erfahrungen der Outplacement-
Berater zeigen: Die Karrierechancen
für die Entlassenen – ob Sachbearbei-
ter, Kundenberater oder Führungskraft
– sind gut, denn sie bringen gefragte
Qualifikationen mit. Sie arbeiten kun-
denorientiert, haben gelernt, mit gro-
ßen Zahlen und verbindlichen Texten
fehlerfrei zu arbeiten. Sie stünden für
Verlässlichkeit und verfügten über ein
geschultes Auftreten, so Dr. Holm Neu-
bert. Er ergänzt: „Im Mittelstand genie-
ßen sie aufgrund ihrer Schlüsselquali-
fikationen ein sehr gutes Ansehen und
besetzen daher häufig Positionen im
Freiwilligkeit liegt im Trend
Trend.
Der Stellenabbau bei deutschen Banken geht weiter – eine Herausforderung,
der das Personalmanagement der Finanzinstitute meist mit Outplacement begegnet.