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spezial
_auslandsentsendung
personalmagazin 08 / 13
V
or zwanzig Jahren gab es für in-
ternational operierende Unter-
nehmen meist nur zwei Formen
des Auslandseinsatzes – heute
nutzt eine global aufgestellte Firma ein
knappes Dutzend verschiedener Optio-
nen. Im Folgenden werden zehn Formen
des beruflich bedingten Auslandsaufent-
halts näher beleuchtet.
Langfristig, aber zeitlich begrenzt
Langfristige Entsendungen erstrecken
sich in der Regel über einen Zeitraum
von ein bis drei Jahren. Die Einsätze
können nachträglich auch auf bis zu
fünf Jahre verlängert werden. Viele Fir-
men setzen sich aus steuerlichen und
aus Kostengründen ein Limit von fünf
Jahren. Nach diesem Zeitraum kann
man beurteilen, ob eine permanente
Besetzung der Stelle infrage kommt.
Folgende Merkmale sind charakteris-
tisch für langfristige Entsendungen:
• Der „Transferee“, also der zu ent-
sendende Mitarbeiter, wird von seiner
Familie begleitet. Das erfordert Unter-
stützungsleistungen für die Kinder und
auch für den Lebenspartner bei einer
beruflichen Neuorientierung. Alterna-
tiv kommt auch Reise-Support für nicht
nachgezogene Kinder infrage.
• Die Immobilie des „Transferee“ im
Heimatland muss verwaltet werden.
• Nötig sind ferner Gehaltsanpassun-
gen und eine steuerliche Gleichstellung.
Typischerweise dienen langfristige
Entsendungen strategischen Geschäfts-
zielen wie der Entwicklung einer in-
Von
Marco Dilenge
ternationalen Marktführerschaft, der
Expansion in neue Märkte oder dem
Aufbau einer neuen Niederlassung.
Bei der Erstellung der „Relocation Po-
licy“, also der Regeln zur Entsendung,
sollte eine Anpassung der Vergütung an
die lokale, unter Umständen geringere
Kaufkraft mit bedacht werden. Dazu ist
zu klären, ab wann die Anpassung er-
folgt und wie der Prozess des Übergangs
gestaltet wird. Von allen Entsendungs-
formen ist die langfristige Variante die
kostenintensivste: Steuerliche Gleichstel-
lung sowie diverse Aufwandsentschädi-
gungen („Allowances“), wie etwa für die
Wohnung oder eventuell für die Privat-
schule der Kinder, belaufen sich oftmals
auf das Zwei- bis Vierfache des Jahresge-
halts des entsandten Mitarbeiters.
Kurzfristige Entsendungen
Einsätze von drei bis zwölf Monaten
Dauer – in manchen Branchen auch
bis zu 18 Monate – gelten als kurzfris-
tige Entsendungen. Charakteristisch ist,
dass diese Auslandseinsätze einem klar
definierten Ziel dienen, zum Beispiel als
übergangsweise Ersatzlösung anstelle
einer permanenten Einstellung, zur Mit-
arbeit in einem bestimmten Projekt oder
für Trainingszwecke.
In der Regel wird bei kurzfristigen
Entsendungen nur der Mitarbeiter oh-
ne seine Familienangehörigen entsandt.
Die Schlüsselmerkmale sind folgende:
• Das Vergütungspaket für Kurzfrist-
Entsandte – insbesondere Singles – be-
inhaltet das Gehalt im Heimatland plus
Benefits, beispielsweise Unterhalt für
Wohnung und Auto im Heimatland. Lau-
fende Kosten im Entsendungsland für
Wohnung und Transport werden häufig
mittels einer Tagespauschale abgedeckt.
• Für die laufenden Wohnnebenkosten
im Heimatland wird vom Arbeitgeber
meist ein Pauschbetrag gewährt.
• Oft wird Single-Expats ein Besuch des
Heimatlands alle drei Monate durch Rei-
sekostenübernahme ermöglicht. Einige
Firmen bieten auch eine Reisekosten-
pauschale für Besuche eines Familien-
angehörigen im Entsendungsland.
Ein häufiger Fehler ist, aus Kosten-
gründen kurzfristig für strategische
Geschäftsziele zu entsenden, etwa zur
Entwicklung eines Startups oder zur
Erlangung der internationalen Markt-
führerschaft. Dies erfordert eher einen
langfristigen Auslandsaufenthalt.
Entsandt auf Arbeitnehmerwunsch
Das wesentliche Merkmal dieser Vari-
ante ist, dass der Arbeitnehmer aus per-
Kurzfristig? Dauerhaft? Rotierend?
Auswahlhilfe.
Welches Modell für die Entsendung geeignet ist, bestimmt sich nach Ge-
schäftszweck, Mitarbeitersituation und Kosten. Wir zeigen, was jeweils zu beachten ist.