Seite 27 - personalmagazin_2013_03

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DIALOG ZWISCHEN WIRTSCHAFT,
WISSENSCHAFT UND POLITIK
Unternehmerische Freiheit versus staatliche Ordnungspolitik –
Was braucht der Wirtschaftsstandort Deutschland?
Überforderung in den „Rushhours“ des Lebens?! – Neue Rahmenbedingungen
und veränderte Beschäftigungsmodelle sind gefragt
Die brisanten Themen in vielen Unternehmen stehen zugleich
auch auf der wirtschafts- und sozialpolitischen Agenda: Strate-
gien gegen den Fachkräftemangel, die Förderung von Frauen in
Führungspositionen, die selbstverständliche Integration Behin-
derter in das Berufsleben, die wirtschaftliche, ökologische und
soziale Verantwortung von Unternehmen oder auch Fragen der
Lohngerechtigkeit betre en die Politik, die Sozialpartner und
die einzelnen Unternehmen. Doch lassen sich diese komplexen
Herausforderungen mithilfe staatlicher Regulierung bewältigen?
Mindestlöhne, verordnete Frauenquoten und Corporate Gover-
nance-Vorgaben sprechen aktuell diese ordnungspolitische
Sprache. Es ist zweifelhaft, ob Regulierung für diese Herausfor-
derungen tatsächlich der alleinig richtige Weg ist. Möglicher-
weise könnten mit praktizierter tariflicher oder unternehmerischer
Freiheit neue, passgenauere Wege für Unternehmen gefunden
werden, die sich auch positiv auf die Volkswirtschaft auswirken.
Es kommt darauf an, die Verantwortung und die Beiträge des
Staates, der Sozialpartner und der Unternehmen neu zu verhan-
deln. Über einen weniger interessen- und mehr lösungsorientierten
Diskurs debattieren Vertreter aus Unternehmen, Arbeitgeberver-
bänden, Gewerkschaften und Politik mit dem Vorstand der DGFP.
Es gibt Zeiten, da verdichten sich das Berufs- und das Privatleben:
Der Einfluss im Unternehmen steigt, entscheidende Karriere-
schritte stehen an, privat festigt sich eine Lebenssituation und
führt zu neuen menschlichen und finanziellen Verantwortlich-
keiten. Ob es um Beruf, Familie oder Pflege geht – jede Rushhour
des Lebens besteht aus derartigen Zielkonflikten. Entscheidend
ist, wie die individuelle Person mit diesem Jonglageakt umgeht.
Und noch entscheidender ist, welche Hilfe Arbeitgeber bieten,
damit ihre Mitarbeiter in den entscheidenden Lebensphasen
mehrere Bälle in der Luft halten können. Das hat etwas mit den
Beschäftigungs- und Karrierebedingungen zu tun und berührt
unmittelbar die kulturellen Grundfeste eines Unternehmens;
es hat auch etwas mit dem rechtlichen Regelungsrahmen zu tun,
und der Art und Weise, wie Unternehmen die Spielräume nutzen.
Wie man sich als Mitarbeiter und als Arbeitgeber auf Rushhours
vorbereitet, was man im Fall der Fälle konkret tun kann und
welche Aufgaben der Staat nicht delegieren darf, beleuchten
Unternehmensvertreter und Personen des ö entlichen Lebens
aus unterschiedlichen Perspektiven.
Nachhaltiges Management –
Marketinginstrument oder ganzheitliche
Unternehmensführung?
Nachhaltiges Management – das klingt nach einem festen inhalt-
lichen Programm, nach moralischer Absicht und nach Handlungs-
willen: Soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen
im Blick behalten, wenn man unternehmerische Entscheidungen
tri t und umsetzt. Dieser große Anspruch setzt Unternehmen
unter Druck: Wer es scha t, Nachhaltigkeit für sich praktikabel
zu definieren, scha t den Schritt zu einer neuen (oder alten?)
Form ganzheitlicher Unternehmensführung. Wer sich in den
Phrasen verliert, zu denen der Begri anstiftet, der scheitert oder
betreibt kommunikatives Greenwashing. Namhafte Lenker von
inhabergeführten Unternehmen und Großkonzernen diskutieren
ihre Definitionen dieses unscharfen Begri s und wie nachhaltiges
Management unter derzeitigen Voraussetzungen gelingen kann.
Wert(e)orientierte Unternehmensführung
als Wettbewerbsvorteil –
Wunsch oder Wirklichkeit?!
Wenn die digitale Entwicklung rast, die Wirtschaft starken
Schwankungen unterliegt und Demografie und Diversity neue
Konzepte fordern, muss man sich verstärkt auf seinen inneren
Kompass besinnen, um die Orientierung zu behalten und den
Weg zu finden. Das gilt für Menschen wie für Organisationen:
Ein solides, kulturell verankertes Wertefundament ist die Kom-
passnadel in unsicheren Zeiten.
In Organisationen sollte die Unternehmenskultur stets auf diesem
Fundament errichtet und weiter angepasst werden; nur mit
diesem kulturellen Fundament können Unternehmen erfolgreich
im Wettbewerb bestehen. Das ist einfacher gesagt, als getan:
Unternehmenskultur lässt sich nicht einfach „managen“, wohl
aber lassen sich Entwicklungen anstoßen. Wie man Entwick-
lungen initiiert, ihnen mutig den freien Lauf lässt und die rich-
tigen Entwicklungen nutzt, diskutieren Vertreter aus großen und
kleinen, aus neuen und aus alten Unternehmen.