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Organisation
_Frauenquote
personalmagazin 11 / 13
W
enn der Begriff „Frauen-
quote“ fällt, sind Diskussi-
onen programmiert. Denn
Frauen sind rar in deut-
schen Vorstandsetagen und sie sind dies
ganz besonders in den typisch männ-
lichen Ressorts wie Technik oder Ver-
trieb, die ein technisches Verständnis
und harte Kompetenzen erfordern. Für
die Besetzung des Technikressorts mit
einer Frau musste die Deutsche Bahn
lange suchen, bis sie auf der dritten Füh-
rungsebene eines Dax-Konzerns (BMW)
fündig wurde. Mit Heike Hanagarth setzt
die Deutsche Bahn nun allerdings auch
Von
Niyazi Akin, Nora Gruhle
und
Thomas Haussmann
ein starkes Zeichen: Sie wird eines der
wenigen deutsche Großunternehmen, in
dem der Technikvorstand eine Frau ist.
Zeichen setzen
Mittlerweile sind acht Prozent aller Vor-
standspositionen in den Dax-Konzernen
mit Frauen besetzt – eine immer noch
sehr niedrige Zahl, aber deutlich mehr
als noch vor zehn Jahren, als es im Kreis
der Dax-Vorstände noch keine einzi-
ge Frau gab. Oft scheint es allerdings
auch genau darum zu gehen: Zeichen zu
setzen, symbolisch zu demonstrieren,
dass man ein offenes Unternehmen ist,
in dem Frauen es bis ganz nach oben
schaffen können. Genau deshalb sind
die Forderungen nach einer Frauenquo-
te so stark wie nie zuvor. Dabei beziehen
sich die geforderten Quoten immer auf
den Frauenanteil in Vorstand und Auf-
sichtsrat, aber nicht auf den Frauenan-
teil in den Ebenen darunter.
Dabei ist dieser Anteil viel wichtiger,
denn schließlich sind die Führungskräf-
te von heute die Vorstände von morgen.
Wenn wir heute in der ersten Ebene un-
ter dem Vorstand 50 Prozent Frauen hät-
ten, dann wären morgen 50 Prozent aller
Vorstände weiblich. Und die Unterneh-
men müssten nicht mehr alle Hebel in
Bewegung setzen, um wenigstens einige
Vorstandspositionen mit Top-Frauen zu
besetzen. Natürlich liegt die Annahme
nahe, dass ein Wandel in den obersten
Ebenen auch einen Wandel in den Ebe-
Ohne Fundament keine Spitze
MEINUNG.
Die Managementberatung Hay Group hat ihre Datenbanken durchforstet
und kommt zu dem Schluss, dass eine starre Frauenquote derzeit unrealistisch ist.
Die Unterschiede nach Branchen sind erheblich: Am höchsten ist der Frauen-
anteil in Dienstleistungsunternehmen und im Non-Profit-Bereich.
Quelle: hay group
branche
Anteil Männer
Angaben in Prozent
Anteil Frauen
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Finanzen
Chemie
Industrie-
güter
Konsum-
güter
Biowissen-
schaften
Andere*
79
21
84
16
87
13
79
21
79
21
73
27
* Transport, Medien, Öffentlicher Sektor,
Bildungswesen, Non-Profit-Bereich
Noch größer sind die Unterschiede nach Tätigkeitsbe-
reichen: HR hat den höchsten Frauenanteil.
Quelle: hay group
Tätigkeit
Anteil Männer
Angaben in Prozent
Anteil Frauen
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0 Ingenieurs-
wesen
Management
Human
Resources
Marketing
93
7
89
11
53
47
73
27