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personalmagazin 04 / 13
Titel
_Frauenförderung
unter den Frauen zu fördern“, sagt Löhr.
Viermal im Jahr findet das meist lange
im Voraus ausgebuchte Seminar „Erfolgs-
management für Frauen“ statt. Auf große
Resonanz stößt außerdem das offene Tref-
fen „Deka Frauenfokus“, das mehrmals
im Jahr abgehalten wird. Helga Löhr be-
obachtet: „Das Interesse am Networking
hat sich deutlich erhöht.“
HP: Firmengrenzen überschreiten
Auf Networking setzt auch Hewlett
Packard. Immer im September gehen
vier Angestellte des Unternehmens –
darunter mindestens zwei Frauen – zu
einem Blind Date der besonderen Art:
Sie treffen sich auf ausdrücklichen
Wunsch ihres Arbeitgebers mit Mitar-
beitern aus neun anderen Konzernen
zur Auftaktveranstaltung des Cross-
Company-Mentorings. Die Idee entwi-
ckelte Lufthansa schon 1998 im „Forum
Frauen in der Wirtschaft“. Sie beinhal-
tet ein branchenübergreifendes Men-
toring, wobei die Mentees immer Frau-
en, die Mentoren beiderlei Geschlechts
sind. HP macht seit sieben Jahren mit.
Eva Faen­ger, Diversity Manager HP
Deutschland, ist überzeugt: „Mentoring
ist ein wichtiges Instrument, um Frauen
zu ermutigen, in Führung zu gehen.“
So sehen das wohl auch die Mitarbei-
ter, denn die Nachfrage ist groß. Wer
Mentee werden will, muss gute Beur-
teilungen der Vorgesetzten und deren
Einverständnis vorweisen. Leistungsfä-
higkeit und Entwicklungsbereitschaft
werden bewertet. Die Teilnahme am
Cross-Company-Mentoring gelte als Be-
weis der Wertschätzung, meint Adeline
Gütschow, die im Consulting arbeitet für
das Programm zuständig ist.
Den Mehrwert des Cross-Company-
Mentorings schätzt Gütschow so ein:
„Für die Teilnehmerinnen ist es interes-
sant, die eigenen Kompetenzen an den
Anforderungen anderer Unternehmen
zu messen.“ Außerdem schärften Feed-
back und Impulse, die von außerhalb
kommen, die eigene Sicht der Dinge.
„Neben der individuellen Förderung
schätzen die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer die Möglichkeit, sich in ein
hochkarätiges Netzwerk einzubinden.“
So gibt es während des Jahres immer
wieder Gelegenheit, die anderen Men-
toren und Mentees zu treffen. Zwei
Workshops sind ausschließlich für die
Mentees reserviert. Vom Gedanken des
unternehmensübergreifenden Men-
torings ist der IT-Konzern inzwischen
so überzeugt, dass HP im Frauennetz-
werk „X-Company Network“ der Region
Stuttgart mit anderen Unternehmen wie
KPMG oder Bosch vertreten ist.
Ford-Werke: Langer Atem
Wer möchte, dass mehr Schülerinnen
sich dafür entscheiden, Mechatronike-
rin oder Maschinenbauingenieurin zu
werden statt Reisekauffrau oder Sozial-
pädagogin, muss sie frühzeitig überzeu-
gen. „Im Alter zwischen zehn und zwölf
Jahren gehen Mädchen offen und spiele-
risch mit technischen Themen um. Das
ist eine wichtige Grundlage für die spä-
tere Berufswahl“, weiß Brigitte Kasztan,
Diversity Managerin Ford Europa.
Das Personalmanagement des Auto-
bauers beweist einen langen Atem, um
das Potenzial weiblichen Nachwuchses
zu mobilisieren. Schon 1999 gründete
Ford das Projekt „FiT-Frauen in tech-
nischen Berufen“, an dem jährlich über
800 Schülerinnen ab Klasse fünf an etwa
40 Veranstaltungen, darunter Besichti-
gungen, Projekte oder Ferienpraktika
teilnehmen. Gemeinsammit der FH Köln
organisiert Ford außerdem das „Try-Ing“-
Projekt. Dabei absolvieren Schülerinnen
ab der elften Klasse Schnupperpraktika
in der Fahrzeugtechnik.
Mit dem Henry-Ford-Stipendium för-
dert das Unternehmen schließlich mit
der RWTH Aachen überdurchschnittlich
gute Abiturientinnen und Studentinnen.
Die Stipendiatinnen erhalten monatlich
300 Euro – je zur Hälfte vom Autobauer
und dem Bildungsfond des Landes Nord-
rhein-Westfalen. Gleichzeitig knüpfen
sie an ihrem unternehmensinternen
Netzwerk – lange vor dem Arbeitsver-
trag. Denn beim Rahmenprogramm mit
Seminaren, Praktika und Exkursionen
sind Ford-Ingenieurinnen mit von der
Partie. „So erhalten wir das Interesse
der jungen Frauen an Ford aufrecht“, so
Kasztan. „Denn um die relativ wenigen
weiblichen Absolventinnen technischer
Studiengänge reißen sich viele Arbeit-
geber.“ Die Zahlen geben der Ford-Stra-
tegie recht: Waren in den 90er Jahren
lediglich sieben Prozent Frauen in tech-
nischen Berufsausbildungen, so sind es
heute 20 Prozent. Nach einer internen
Befragung haben 65 Prozent aller jun-
gen Frauen bei Ford zuvor an einer FiT-
Veranstaltung teilgenommen. Die Kosten
für FiT teilen sich deshalb auch HR, Pro-
duktentwicklung und Fertigung. Kasz­tan
ist zufrieden: „Die jungen Frauen in den
technischen Berufen entscheiden sehr
bewusst und brechen selten ab.“
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Ruth Lemmer
ist freie Wirtschaftsjourna-
listin in Düsseldorf.
Pia Weber
ist freie Journalistin in Neu-
fahrn bei Freising.
„Mentoring
ist ein wich-
tiges Instru­
ment, um
Frauen zu ermutigen, ­
in Führung zu gehen.“
Eva Faenger, Diversity Managerin bei
Hewlett Packard Deutschland
„Um die rela-
tiv wenigen
weiblichen
Absolventin-
nen technischer Stu-
diengänge reißen sich
viele Arbeitgeber.“
Brigitte Kasztan, Diversity Managerin, Ford