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GESUNDHEITSMANAGEMENT
Standards für die Gesundheit
AUSBLICK. Lässt sich Gesundheitsmanagement standardisieren? Eine DIN-Norm
will die Voraussetzungen dafür schaffen. Ob das nötig war, wird sich zeigen.
der Geschäftsführung der BAD GmbH,
die die Zertifizierung maßgeblich initi-
iert hat. Er begründet das Engagement
mit der Sorge, dass ohne die Festlegung
von Standards für Unternehmen die
Möglichkeiten, die ein BGM bringen
kann, „zum Teil verschenkt“ würden.
Zwei Standards, ein Thema
Brandneu ist die Schaffung eines Stan-
dards im betrieblichen Gesundheitsma-
nagement nicht. Schon seit 2010 gibt es
unter der wissenschaftlichen Federfüh-
rung von Professor Bernhard Badura,
Universität Bielefeld, den Social Capi-
tal and Occupational Health Standard
(SCOHS). Auch dieser Standard gilt als
Messlatte eines Gesundheitsmanage-
mentsystems im Unternehmen. Er will
über Analysen, darauf basierende Audits
bis hin zur Zertifizierung die „Qualität
von Unternehmenskultur und Zusam-
menarbeit aller Beschäftigten messbar
und damit für das Unternehmen steuer-
bar“ machen.
Eine Konkurrenzsituation? Gesund-
heitswissenschaftler Badura war neben
Experten aus demBereichArbeitsschutz,
Gesundheitsspezialisten und Vertretern
der Zertifizierungsstellen selbst Berater
im vom BAD und dem Institut für Nor-
mung zusammengerufenen Arbeitskreis
zur neuen DIN Spec. Er sieht seinMitwir-
ken im Dienste der guten Sache: „Durch
die Teilnahme im Arbeitskreis ist es ge-
lungen, die wesentlichen Inhalte, um die
es uns geht, in der DIN unterzubringen.“
Gemeint ist der Bielefelder Ansatz, der
sich seit jeher weigert, betriebliches
Gesundheitsmanagement allein auf die
Aspekte des Arbeitsschutzes zu reduzie-
ren und es stattdessen als ein Problem
des sozialen Systems einer Organisati-
on, mitbedingt durch die Führungskul-
tur, verstanden und angegangen wissen
möchte. Dazu Badura: „Im Arbeitskreis
haben die verhaltensorientierte, die er-
gonomische und unsere Schule um die
besten Inhalte gerungen. Und es ist uns
gelungen, uns mit unserer Philosophie
durchzusetzen. Ich werte das als Erfolg.“
Auch Siegemund, dessen BAD die klas-
sische Arbeitsschutzseite bedient, sieht
die Zusammenarbeit pragmatisch: „Die
Diversität der verschiedenen Ansätze
und Leitlinien im Gesundheitsmanage-
ment ist groß. Man kann ja alles machen
und alles involvieren, aber es sollte doch
innerhalb eines Systems sein. Die DIN ist
meiner Ansicht nach nur eine Basis, auf
der man jetzt aufsetzen kann. Ich denke
da insbesondere an die Zertifizierung.“
Die Entscheidung liegt beim Kunden
Was machen die Unternehmen nun? Wer
wird sich zukünftignachdemSCOHS zer-
Von
Katharina Schmitt
(Red.)
Ü
ber die Frage, was Unterneh-
men als Leitlinien für die
professionelle Etablierung
eines betrieblichen Gesund-
heitsmanagements an die Hand gegeben
werden kann, wird schon lange gestrit-
ten (vergleiche dazu auch PM 2/2012,
Seite 48ff). Während auf der einen Seite
der Ruf nach einheitlichen Messkrite-
rien wie auch nach Transparenz in der
Normen-, Akteurs- und Begriffsvielfalt
immer lauter wird, hält die andere Seite
die Notwendigkeit einer unternehmens-
individuellen Umsetzung, Kosten und
Verwaltungsaufwand dagegen.
Nun hat sich das Deutsche Institut für
Normung (DIN) des Themas angenom-
men. Seit September 2011 arbeiteten
Experten an einer zertifizierungsfähigen
Spezifikation für betriebliches Gesund-
heitsmanagement, die dessen Anforde-
rungen im Einklang mit bestehenden
Managementsystemen wie zum Beispiel
der ISO 9001 festlegt. Der Entwurf der
neuen DIN Spec 91020 „Betriebliches Ge-
sundheitsmanagement” soll im Juni pu-
bliziert werden. Diese Spezifikation kann
dann von Akkreditierungsgesellschaften
wie der Deutschen Akkreditierungsstel-
le GmbH (DAkkS) und akkreditierten
Zertifizierungsstellen als Grundlage zur
Bewertung eines betrieblichen Gesund-
heitsmanagementsystems verwendet
werden. „Unternehmen haben Orientie-
rungsbedarf, aufgrund der ganz unter-
schiedlichen Angebote und Verfahren,
die es zurzeit im BGM gibt”, erklärt Pro-
fessor Bernd Siegemund, Vorsitzender
„Ich bin der Ansicht, dass unser SCOHS die ausge-
reiftere Version ist. Doch der Markt soll entscheiden.“
Prof. Dr. Bernhard Badura, em. Universität Bielfeld