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ARBEITSRAUM
personalmagazin 05 / 12
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Wohlbefindlichkeits-Index
Auf einer Siebenerskala geben die Nutzer ihr Wohlbefinden im Büro mit durchschnittlich
5,32 Punkten an. Davon hebt sich das Kombi-Büro positiv ab.
Quel le: Fraunhofer IAO
Mehrpersonenbüro
Gruppenbüro
Großraumbüro
Zwei-Personen-Büro
Doppel-Kombi-Büro
Einzelbüro
Büroformen-Mix
Kombi-Büro
-0,42
0,09
0,28
0,27
0,5
-0,19
-0,02
-0,28
Wer nun die Arbeitsumgebung unter-
sucht, muss zunächst nach den verschie-
denen Tätigkeitstypen unterscheiden. So
konnten wir am Fraunhofer IAO in der
empirischen Office-21-Studie „Informa-
tion Work 2009“ belegen, dass insbeson-
dere die sogenannten „Wissensarbeiter“,
die bei ihren Aufgaben und Tätigkeiten
ein hohes Maß an Neuartigkeit und
Komplexität zu bewältigen haben, ande-
re Anforderungen an ihre Arbeitsumge-
bung haben. Sie sind von einem höheren
Wohlbefinden im Büro insgesamt ab-
hängig. Zudem brauchen sie große Frei-
räume und benötigen eine bessere und
geeignetere technische Ausstattung mit
Geräten und nutzbaren Technologien.
In der Office-21-Studie des Fraunhofer
IAO zum Thema „Office Performance“
gehören die Indikatoren „Zugriff auf In-
formationen“ und „Bescheid wissen“ zu
den zehn wichtigsten Erfolgsfaktoren im
Hinblick auf die subjektive Einschätzung
der Leistungsfähigkeit von Büro- und
Wissensarbeitern. Diese Erfolgsfak-
toren werden entscheidend auch durch
die räumliche Strukturierung der Büro-
umgebung beeinflusst. In diesem Kon-
text tragen eine transparente, offenere
Gebäudearchitektur, aber auch großflä-
chigere Raumlayouts wie beispielsweise
Teambüros oder Kombibüros durch die
einfache, wechselseitige Sichtbarkeit
und Wahrnehmbarkeit dazu bei, die Be-
gegnungs- und Kommunikationswahr-
scheinlichkeit zu erhöhen.
Kein bewiesener Zusammenhang von
Bürotyp und Stressbelastung
Selbstverständlich beeinflusst eine of-
fenere Struktur auch die akustische
Belastung und kann dazu beitragen, die
Konzentrationsfähigkeit zu reduzieren.
Eine Befragung der Hochschule Luzern
zeigt in diesemZusammenhang auf, dass
es zwar „signifikante Unterschiede bei
der Häufigkeit von Störungen in unter-
schiedlichen Bürotypen“ gibt. Sie kann
aber keine signifikanten Unterschiede
in der Bewertung der Stressbelastung
durch die Bürotypen belegen.
Die wesentlichen Grundtypen unter-
schiedlicher Büroformen und eine Grob-
bewertungausgewählterTeilaspektesind
in der Grafik auf Seite 33 dargestellt. Die
realen Vor- und Nachteile sind jedoch im-
mer vor dem Hintergrund tatsächlicher
Anforderungen und unternehmensspe-
zifischer Gegebenheiten genauer zu hin-
terfragen und zu bewerten.
Der Lärmpegel entscheidet natürlich
auch über das subjektive Wohlbefinden
im Büro. Dazu hat das Fraunhofer IAO
in der Studie „Soft Success Factors“
untersucht, wie die Nutzer ihre unter-
schiedlichen Bürokonzepte beurteilen.
Dabei gilt es, zwei sich teilweise über-
lagernde Aspekte zum Wohlbefinden zu
berücksichtigen: Zum einen resultiert
das Wohlgefühl aus der Zufriedenheit
mit der Arbeit, der Zusammenarbeit mit
anderen und der Einbindung ins Team.
Zum anderen aus Wahrnehmungen, die
aus der Gestaltung der Arbeitsumge-
bung resultieren. Um dafür eine überge-
ordnete Messgröße zu schaffen, wurde
der „Wohlbefindlichkeits-Index” gebil-
det, der diese Aspekte zusammenfasst.
Auf einer siebenstufigen Skala von
eins (sehr geringe Wohlbefindlichkeit)
bis sieben (sehr hohe Wohlbefindlich-
keit) liegt der Gesamtdurchschnitt des
Wohlbefindlichkeits-Index für die unter-
suchte Stichprobe der Studie bei einem
Mittelwert von 5,32 (siehe Grafik oben).
Dies kann einerseits als eine durchaus
positive Zustandsbeschreibung für das
Wohlbefinden in den derzeit realisierten
Bürowelten gewertet werden. Anderer-
seits sind in zahlreichen Fällen aber
auch deutliche Abweichungen und Un-
terschiede sowohl nach oben als auch
nach unten feststellbar.
Auffällig ist, dass das eigene Wohlbe-
finden und die attestierte Attraktivität
der Büroumgebung annähernd parallel
verlaufen. Dabei weisen die beiden In-
dizes eine deutliche Spreizung auf. Die
höchste Wohlbefindlichkeit lässt sich in
Kombi-Büros feststellen. Auch der Bü-
roformenmix und Einzelbüros werden
überdurchschnittlich gut beurteilt. Bei
den weiteren Bürokonzepten ist hinge-
gen ein merklicher Abfall feststellbar,
bis hin zu Gruppenbüros und Mehrper-
sonen-Büros (mit vier bis sechs Arbeits-
plätzen), die deutlich zurückliegen. Zu
berücksichtigen dabei ist jedoch, dass
diese Aussagen ohne Berücksichtigung
der tatsächlichen Tätigkeitsprofile er-
hoben wurden und selbstverständlich
auch immer von der tatsächlichen Ge-
staltungsqualität abhängig sind.
Mittelwert: 5,32