personalmagazin 09 / 12
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Titel
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personalarbeit im mittelstand
und Flexibilität liegen können, und eine
neue, dezentralere Führungskultur mit
mehr Eigenverantwortung der Mitarbei-
ter zu erreichen.
Persönliche Kontakte und hohe
Flexibilität sind Basis und Mehrwert
Die Studie von Kienbaum, deren Ergeb-
nisse die Grundlage des Artikels auf den
Seiten 16 bis 23 waren, bestätigt diese
Aussagen. Schlüsselpositionen adäquat
besetzen und so die Nachfolge sichern,
die Bildung einer attraktiven Arbeitge-
bermarke und die kontinuierliche Op-
timierung der eigenen Angebote an die
Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt der
Personalarbeit von morgen. Doch die
befragten Praktiker nennen auch bis-
her ungeahnte Herausforderungen, die
es künftig zu bewältigen gilt: Die Ho-
mogenisierung der Kompetenzen von
Führungskräften, beispielsweise durch
Entwicklung von Kompetenzmodellen,
steht ebenso auf der Agenda wie die Ein-
führung eines funktionierenden Wis-
sensmanagements und die Suche nach
einem Diagnostikinstrument, um Fehl-
besetzungen zu vermeiden.
Für die meisten dieser Aufgaben exis-
tieren in den Betrieben der Befragten
auch schon clevere Lösungsansätze,
teilweise aufwendig implementiert,
meistens aber pragmatisch, kreativ und
überraschend einfach. Dabei zeigt sich,
dass die typischen Merkmale, die den
Charakter des Mittelstands ausmachen,
wie eine stark personenbezogene Un-
ternehmensführung, eine persönlich
geprägte Unternehmenskultur, über-
schaubare Prozesse und kurze Kommu-
Alles im Griff
Einblick.
Personaler im Mittelstand müssen ganz andere Probleme bewältigen als in
Großunternehmen. Dabei kommen ihnen die typischen Strukturen der KMU zugute.
P
rominentenklatsch ist beliebt.
Nicht nur die Regenbogenpresse,
auch seriöse Medien setzen auf
hohe Aufmerksamkeit, sobald sie
über das berichten, was Geisteswissen-
schaftler „die Ebene oberhalb des Lesers“
nennen: hierarchische oder gesellschaft-
liche Leitpersonen. Nichts anderes gilt
in der Berichterstattung über deutsche
Unternehmen. Berichte über Personalar-
beit beziehen sich fast ausschließlich auf
die Promis in der Wirtschaft – Konzerne
und Großunternehmen. Das Kriterium
„oberhalb des Lesers“ ist damit erfüllt,
denn die Mehrzahl der Leser dürfte hier
nicht dazu gehören: 79,6 Prozent aller so-
zialversicherungspflichtig Beschäftigten
arbeiten im sogenannten Mittelstand, so
die neuesten Werte des Instituts für Mit-
telstandsforschung (IFM) Bonn.
Personalarbeit mit wenig Mitteln?
Kein Grund zur Depression
Nach aktuellen Studien und Wirtschafts-
berichten sind die großen Probleme der
Personalexperten Fachkräftemangel,
Diversity, Globalisierung, Anreiz- und
Vergütungsstrukturen, Führungsquali-
tät, Compliance, Schaffen einer Unter-
nehmenskultur und die Begleitung von
Veränderungsprozessen. Hinzu kommt,
Verwaltungsaufgaben einzudämmen,
um sich als Business Partner zu posi-
tionieren und den eigenen Wertschöp-
fungsbeitrag transparent zu machen.
Gerne wird demMittelstand in diesem
Zusammenhang eine deprimierende Zu-
kunft prophezeit, da all diese Herausfor-
derungen von ihmnicht zu schaffen sind.
Doch sind das tatsächlich auch die Pro-
bleme des Mittelstands? Die Unterneh-
mensberatung Martens & Friends hat in
Zusammenarbeit mit der Leuphana Uni-
versität Lüneburg für ihre Studie „Zu-
kunft der Personalarbeit imMittelstand“
323 dieser oben definierten Unterneh-
men befragt, welche speziellen Themen
die Personalarbeit imMittelstand in den
nächsten Jahren tatsächlich vorrangig
prägen werden. Dabei kam heraus: Die
Verschlankung administrativer Perso-
nalaufgaben und die Definition der eige-
nen Rolle als Business-Partner sind im
Mittelstand kein Thema. Auch Diversi-
ty und Internationalisierung spielen für
weniger als fünf Prozent der Befragten
eine Rolle. Als künftige Handlungsfelder
gelten vielmehr die Aufgaben, Talente
zu gewinnen und zu entwickeln, Wei-
terbildung der Mitarbeiter effektiver zu
gestalten, gezielter Leistungsanreize zu
setzen, die auch im Bereich Gesundheit
Von
Katharina Schmitt
(Red.)
© Mark Evans / gettyimages
Die Definition der eige-
nen Rolle als Business
Partner und der eigene
Wertschöpfungsbeitrag
sind in der mittelstän-
dischen Personalarbeit
kein Thema.