Seite 44 - PM1112_Gesamtausgabe

Basic HTML-Version

personalmagazin 11 / 12
44
Organisation
_personalplanung
Die Arbeitskraft richtig managen
STRATEGIE.
Der grundlegende Denkfehler in der strategischen Personalplanung:
Die betriebliche Wertschöpfung fehlt. Das kostet Unternehmen Milliarden.
spezialisierten Beratungshäuser nicht
entgehen lassen. Beispiel hierfür ist
ein großes deutsches Telekommunika­
tionsunternehmen, bei dem seit 2009
eine Strategieberatung aktiv war, um
nachhaltiges Workforce Management
aufzusetzen. Umso überraschender,
dass dieses Unternehmen im Febru­
ar 2010 eine Ausschreibung genau zu
diesem Thema an ausgesuchte Bera­
tungshäuser verschickte, um eine Ver­
besserung der Planung, Steuerung und
Kontrolle der globalen Personalressour­
cen umsetzen zu können. Es ging dabei
nicht um die konzernweite Implementie­
rung eines bereits ausformulierten und
definierten Workforce-Management-
Konzepts, sondern um die Entwicklung
des einem solchen System zugrunde
liegenden Datenwürfels. Der Eindruck
liegt nahe, dass somit wesentliche
Grundlagen für Workforce Management
zum Zeitpunkt der Ausschreibung fehl­
ten, obwohl in den Medien bereits zu
diesem Zeitpunkt völlig andere Töne an­
geschlagen wurden.
Woran scheitert die Planung?
Warum gestalten sich die Aktivitäten
in Topunternehmen nicht ausreichend
erfolgreich, um ein nachhaltiges und
valides strategisches Workforce Manage­
ment aufzusetzen? Umfragen bei HR-Ma­
nagern, aber auch interne Studien und
Von
Uwe G. Seebacher
und
Axel Güpner
D
ie aktuelle Wirtschaftslage,
aber auch der in den kommen­
den Jahren akut werdende
Fach- und Führungskräf­
temangel spielen der Beratungsindustrie
hervorragend in die Karten. Denn Un­
ternehmen müssen noch viel stärker als
bisher den Produktionsfaktor „Mensch“
planen, um langfristig nicht den Zu­
sammenbruch der unternehmerischen
Wertschöpfung zu riskieren. Wer diese
Worte für publizistische Schwarzmalerei
hält, der irrt: 2006 trennte sich ein Fi­
nanzkonzern im Rahmen der weltweiten
Finanzkrise für viel Geld von rund 7.500
Mitarbeitern. Nach nur wenigen Mona­
ten musste das Unternehmen erkennen,
dass in Kernbereichen der unternehme­
rischen Leistungserstellung – also genau
dort, wo eine Organisation Geld verdient
– die Wertschöpfungsträger fehlten.
Die Wertschöpfungsketten brachen zu­
sammen. Die Folge waren Umsatzein-
bußen, sinkende Kundenzufriedenheit
und enorme Zusatzkosten, um zur Si­
cherung der Wertschöpfung mehrere
hundert Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt
wieder ins Unternehmen zu holen. Die­
ser Fehler in der Personalplanung koste­
te den Finanzriesen einen zweistelligen
Millio­nenbetrag.
Dieses Beispiel ist nur eines von vie­
len. Seit 2008 erlebt das Thema der
strategischen Personalplanung unter
dem Begriff „Workforce Planning“ oder
„Workforce Management“ eine Renais­
sance, dessen Umsatzpotenziale sich
auch die weniger auf Personalthemen
Auch der Produktionsprozess an sich muss in
die Personalplanung integriert sein – nur so
entsteht am Ende das gewünschte Modell.