personalmagazin 11 / 12
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Organisation
_personalplanung
Die Arbeitskraft richtig managen
STRATEGIE.
Der grundlegende Denkfehler in der strategischen Personalplanung:
Die betriebliche Wertschöpfung fehlt. Das kostet Unternehmen Milliarden.
spezialisierten Beratungshäuser nicht
entgehen lassen. Beispiel hierfür ist
ein großes deutsches Telekommunika
tionsunternehmen, bei dem seit 2009
eine Strategieberatung aktiv war, um
nachhaltiges Workforce Management
aufzusetzen. Umso überraschender,
dass dieses Unternehmen im Febru
ar 2010 eine Ausschreibung genau zu
diesem Thema an ausgesuchte Bera
tungshäuser verschickte, um eine Ver
besserung der Planung, Steuerung und
Kontrolle der globalen Personalressour
cen umsetzen zu können. Es ging dabei
nicht um die konzernweite Implementie
rung eines bereits ausformulierten und
definierten Workforce-Management-
Konzepts, sondern um die Entwicklung
des einem solchen System zugrunde
liegenden Datenwürfels. Der Eindruck
liegt nahe, dass somit wesentliche
Grundlagen für Workforce Management
zum Zeitpunkt der Ausschreibung fehl
ten, obwohl in den Medien bereits zu
diesem Zeitpunkt völlig andere Töne an
geschlagen wurden.
Woran scheitert die Planung?
Warum gestalten sich die Aktivitäten
in Topunternehmen nicht ausreichend
erfolgreich, um ein nachhaltiges und
valides strategisches Workforce Manage
ment aufzusetzen? Umfragen bei HR-Ma
nagern, aber auch interne Studien und
Von
Uwe G. Seebacher
und
Axel Güpner
D
ie aktuelle Wirtschaftslage,
aber auch der in den kommen
den Jahren akut werdende
Fach- und Führungskräf
temangel spielen der Beratungsindustrie
hervorragend in die Karten. Denn Un
ternehmen müssen noch viel stärker als
bisher den Produktionsfaktor „Mensch“
planen, um langfristig nicht den Zu
sammenbruch der unternehmerischen
Wertschöpfung zu riskieren. Wer diese
Worte für publizistische Schwarzmalerei
hält, der irrt: 2006 trennte sich ein Fi
nanzkonzern im Rahmen der weltweiten
Finanzkrise für viel Geld von rund 7.500
Mitarbeitern. Nach nur wenigen Mona
ten musste das Unternehmen erkennen,
dass in Kernbereichen der unternehme
rischen Leistungserstellung – also genau
dort, wo eine Organisation Geld verdient
– die Wertschöpfungsträger fehlten.
Die Wertschöpfungsketten brachen zu
sammen. Die Folge waren Umsatzein-
bußen, sinkende Kundenzufriedenheit
und enorme Zusatzkosten, um zur Si
cherung der Wertschöpfung mehrere
hundert Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt
wieder ins Unternehmen zu holen. Die
ser Fehler in der Personalplanung koste
te den Finanzriesen einen zweistelligen
Millionenbetrag.
Dieses Beispiel ist nur eines von vie
len. Seit 2008 erlebt das Thema der
strategischen Personalplanung unter
dem Begriff „Workforce Planning“ oder
„Workforce Management“ eine Renais
sance, dessen Umsatzpotenziale sich
auch die weniger auf Personalthemen
Auch der Produktionsprozess an sich muss in
die Personalplanung integriert sein – nur so
entsteht am Ende das gewünschte Modell.