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Organisation
_Gesundheitsmanagement
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Heinz Kowalski
ist ehema-
liger Direktor des Instituts für
betriebliche Gesundheitsför-
derung BGF GmbH in Köln.
nutzt, vor allem wenn sie vor und nach
dem BGM-Projekt durchgeführt wurden
und die Zufriedenheit oder Unzufrieden­
heit der Belegschaft widerspiegelten.
Ein bekanntes Süßwarenunternehmen
beschränkte zum Beispiel seine Bewer­
tung auf das Hauptproblem, nämlich die
Rückenerkrankungen, die nach ergo­
nomischen Verbesserungen und inten­
siven Verhaltensschulungen im Rahmen
des BGM-Projekts drastisch gesunken
waren. Für die folgenden 13 Jahre wur­
de eine Einsparung bei der Lohnfort­
zahlung in Höhe von 2,6 Millionen Euro
ausgerechnet.
Die „Kölsche Formel“:
Nutzenberechnung ganz einfach
Der Wunsch nach einer gewissen Wirt­
schaftlichkeitsbetrachtung, ohne ein per­
fektes Controlling aufbauen zu müssen,
hat zu einer einfachen Formel geführt,
die keinen Anspruch auf Vollständigkeit
erhebt, aber eine Orientierung und eine
gewisse Sicherheit geben kann, was das
BGM-Projekt gebracht hat. Sie sollte so
einfach wie möglich sein und auf einen
Bierdeckel passen. Daraus ist passend
zum Standort des BGF-Instituts in Köln
die „Kölsche Formel“ entstanden. Mit ihr
wird der Bruttoertrag des betrieblichen
Gesundheitsmanagements, gemessen
an den ersparten Fehlzeitenkosten ins
Verhältnis gesetzt zu den Kosten der Ge­
sundheitsmaßnahmen im Betrieb. Ein
genaues Rechenbeispiel finden Sie im
nebenstehenden Kasten.
Wem diese einfache Berechnung nicht
ausreicht, dem sei eines der oben be­
schriebenen Kosten-Nutzen-Modelle
empfohlen, um die gewünschte Sicher­
heit eines plausiblen Ergebnisses zu
erreichen. Allen anderen glauben wir
mit der Kölschen Formel eine gute Ori­
entierung geben zu können. Sie wird
bestätigt durch die internen Fehlzei­
tenstatistiken der Firma und durch die
betrieblichen Gesundheitsberichte der
Krankenkassen, zum Beispiel des BGF-
Instituts mit den Zahlen der AOK, über
die Veränderung des Krankenstands, der
(anonymisierten) Diagnoseentwicklung,
dem Vergleich mit der gleichen Branche
oder der jeweiligen Region und den vie­
len anderen Informationen, den solche
halbjährlichen oder jährlichen Berichte
liefern können. Jeder Firmenverantwort­
liche wird anhand dieser Informationen
und der Kölschen Formel Gewissheit da­
rüber erlangen, ob sich sein betriebliches
Gesundheitsmanagement rechnet.
Bei der Kölschen Formel werden die ersparten Entgeltfortzahlungskosten dem BGM-
Aufwand entgegengestellt. Für die Berechnung des gesamten Aufwands eignet sich
die Erstellung einer Checkliste, die alle möglichen Maßnahmen enthält.
„Kölsche Formel“:
Ertrag BGM (brutto)
= ROI
Firma A GmbH, Unternehmen der Energiewirtschaft, 250 Mitarbeiterinnen und Mit­
arbeiter, stabile Situation und nach Aussage der Firmenleitung und des Betriebsrats
neben dem BGM-Projekt keine weiteren Einflüsse auf das Krankheitsgeschehen
BGM-Ertrag
Krankenstand Jahresdurchschnitt 2010 = 4,8 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 630.144 Euro
BGM-Projekt ab Januar 2011
Krankenstand Jahresdurchschnitt 2011 = 3,2 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 420.318 Euro
Entgeltfortzahlung 2010 = 630.144 Euro
Entgeltfortzahlung 2011 = 420.318 Euro
Ertrag brutto
= 209.826 Euro
Die „Kölsche Formel“
Praxisbeispiel
Berechnung
Aufwand BGM
BGM-Kosten:
- Schulungen Führungskräfte
9.600 Euro
- Kurse Mitarbeiter
7.380 Euro
- Gesundheitstag
9.380 Euro
- neue Stühle, höhenverstellbare Tische
14.816 Euro
- Schutzimpfungen
1.630 Euro
- Personalaufwand (ca. ¼ Stelle)
13.128 Euro
- Sonstige Sachkosten (geschätzt)
2.500 Euro
Summe Aufwand brutto
58.434 Euro
minus Zuschüsse Krankenkasse
14.250 Euro
minus Steuervorteil (geschätzt)
7.300 Euro
Aufwand insgesamt netto
36.884 Euro
Ertrag BGM netto:
209.826 Euro - 36.884 Euro
= 172.942 Euro
ROI =
Ertrag BGM (brutto)
= 5,7 : 1
Aufwand BGM