personalmagazin 12 / 12
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Organisation
_Gesundheitsmanagement
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Heinz Kowalski
ist ehema-
liger Direktor des Instituts für
betriebliche Gesundheitsför-
derung BGF GmbH in Köln.
nutzt, vor allem wenn sie vor und nach
dem BGM-Projekt durchgeführt wurden
und die Zufriedenheit oder Unzufrieden
heit der Belegschaft widerspiegelten.
Ein bekanntes Süßwarenunternehmen
beschränkte zum Beispiel seine Bewer
tung auf das Hauptproblem, nämlich die
Rückenerkrankungen, die nach ergo
nomischen Verbesserungen und inten
siven Verhaltensschulungen im Rahmen
des BGM-Projekts drastisch gesunken
waren. Für die folgenden 13 Jahre wur
de eine Einsparung bei der Lohnfort
zahlung in Höhe von 2,6 Millionen Euro
ausgerechnet.
Die „Kölsche Formel“:
Nutzenberechnung ganz einfach
Der Wunsch nach einer gewissen Wirt
schaftlichkeitsbetrachtung, ohne ein per
fektes Controlling aufbauen zu müssen,
hat zu einer einfachen Formel geführt,
die keinen Anspruch auf Vollständigkeit
erhebt, aber eine Orientierung und eine
gewisse Sicherheit geben kann, was das
BGM-Projekt gebracht hat. Sie sollte so
einfach wie möglich sein und auf einen
Bierdeckel passen. Daraus ist passend
zum Standort des BGF-Instituts in Köln
die „Kölsche Formel“ entstanden. Mit ihr
wird der Bruttoertrag des betrieblichen
Gesundheitsmanagements, gemessen
an den ersparten Fehlzeitenkosten ins
Verhältnis gesetzt zu den Kosten der Ge
sundheitsmaßnahmen im Betrieb. Ein
genaues Rechenbeispiel finden Sie im
nebenstehenden Kasten.
Wem diese einfache Berechnung nicht
ausreicht, dem sei eines der oben be
schriebenen Kosten-Nutzen-Modelle
empfohlen, um die gewünschte Sicher
heit eines plausiblen Ergebnisses zu
erreichen. Allen anderen glauben wir
mit der Kölschen Formel eine gute Ori
entierung geben zu können. Sie wird
bestätigt durch die internen Fehlzei
tenstatistiken der Firma und durch die
betrieblichen Gesundheitsberichte der
Krankenkassen, zum Beispiel des BGF-
Instituts mit den Zahlen der AOK, über
die Veränderung des Krankenstands, der
(anonymisierten) Diagnoseentwicklung,
dem Vergleich mit der gleichen Branche
oder der jeweiligen Region und den vie
len anderen Informationen, den solche
halbjährlichen oder jährlichen Berichte
liefern können. Jeder Firmenverantwort
liche wird anhand dieser Informationen
und der Kölschen Formel Gewissheit da
rüber erlangen, ob sich sein betriebliches
Gesundheitsmanagement rechnet.
Bei der Kölschen Formel werden die ersparten Entgeltfortzahlungskosten dem BGM-
Aufwand entgegengestellt. Für die Berechnung des gesamten Aufwands eignet sich
die Erstellung einer Checkliste, die alle möglichen Maßnahmen enthält.
„Kölsche Formel“:
Ertrag BGM (brutto)
= ROI
Firma A GmbH, Unternehmen der Energiewirtschaft, 250 Mitarbeiterinnen und Mit
arbeiter, stabile Situation und nach Aussage der Firmenleitung und des Betriebsrats
neben dem BGM-Projekt keine weiteren Einflüsse auf das Krankheitsgeschehen
BGM-Ertrag
Krankenstand Jahresdurchschnitt 2010 = 4,8 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 630.144 Euro
BGM-Projekt ab Januar 2011
Krankenstand Jahresdurchschnitt 2011 = 3,2 Prozent >> Entgeltfortzahlung: 420.318 Euro
Entgeltfortzahlung 2010 = 630.144 Euro
Entgeltfortzahlung 2011 = 420.318 Euro
Ertrag brutto
= 209.826 Euro
Die „Kölsche Formel“
Praxisbeispiel
Berechnung
Aufwand BGM
BGM-Kosten:
- Schulungen Führungskräfte
9.600 Euro
- Kurse Mitarbeiter
7.380 Euro
- Gesundheitstag
9.380 Euro
- neue Stühle, höhenverstellbare Tische
14.816 Euro
- Schutzimpfungen
1.630 Euro
- Personalaufwand (ca. ¼ Stelle)
13.128 Euro
- Sonstige Sachkosten (geschätzt)
2.500 Euro
Summe Aufwand brutto
58.434 Euro
minus Zuschüsse Krankenkasse
14.250 Euro
minus Steuervorteil (geschätzt)
7.300 Euro
Aufwand insgesamt netto
36.884 Euro
Ertrag BGM netto:
209.826 Euro - 36.884 Euro
= 172.942 Euro
ROI =
Ertrag BGM (brutto)
= 5,7 : 1
Aufwand BGM