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bis zur Dauer von sechs Wochen. Lan­
ge wurde behauptet, dann würden die
anderen Mitarbeiter die Arbeit des ar­
beitsunfähigen Kollegen auffangen, so­
dass kein Produktivitätsverlust eintritt.
Angesichts der Arbeitsdichte in den
Betrieben und Verwaltungen ist diese
These aber schon lange nicht mehr halt­
bar. Und die Entgeltfortzahlung ist nicht
der alleinige Kostenfaktor. Ausgefallene
Fertigung, verpasste Termine, Vertre­
tungskosten, entgangene Aufträge und
vor allem Qualitätsverluste müssen in
vielen Fällen hinzugerechnet werden.
Eine Firma berichtete beispielsweise
von dem unerfahrenen Ersatzfahrer für
den erkrankten Kollegen, der sich jedoch
mit seinem LKW auf dem Weg zu einem
Kunden total verfahren hatte und eine
dringende erwartete Lieferung dadurch
zwei Tage zu spät kam.
Was ein Krankheitstag kostet, ist oft
berechnet worden. Die Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
(BAUA) als Fachbehörde des Bundes­
arbeitsministeriums (BMAS) geht für
2011 von einem durchschnittlichen Be­
trag von 163 Euro aus, der nach Wirt­
schaftszweigen erheblich differenziert.
Das Statistische Bundesamt bezifferte
die durchschnittlichen Kosten einer Ar­
beitsstunde inklusive Lohnnebenkosten
für 2011 auf 34,40 Euro.
Auch volkswirtschaftlich betrachtet ist
die Entgeltfortzahlung ein bedeutsamer
Wert. Im Jahr 2010 zahlten die Firmen
nach Angaben des Instituts der Deut­
schen Wirtschaft insgesamt 35,1 Milliar­
den Euro – 5,2 Milliarden mehr als noch
2006. Den Produktionsausfall wegen
Arbeitsunfähigkeit schätzt die BAUA auf
43 Milliarden Euro und den Ausfall an
Bruttowertschöpfung sogar auf 75 Mil­
liarden Euro.
Der Aufwand für das Gesundheits-
management wird oft überschätzt
Ohne eigenen Zeit- und Personalauf­
wand ist ein betriebliches Gesund­
heitsmanagementprojekt (BGM) nicht
zu leisten. Aufwendungen für Investi­
tionen, zum Beispiel für ergonomische
Verbesserungen, oder für Seminare
von Führungskräften beziehunsgwei­
se Schulungen von Mitarbeitern, zum
Beispiel Rückenschule am Arbeitsplatz,
müssen einkalkuliert werden. An Maß­
nahmen beteiligen sich allerdings in
aller Regel die Krankenkassen und gele­
gentlich auch die Berufsgenossenschaf­
ten, was die eigenen Aufwendungen
erheblich reduzieren kann. Bis zum
Betrag von 500 Euro je Mitarbeiter und
Jahr können viele Aufwendungen, die
beim Betrieb verbleiben, nach § 3 Nr. 34
Einkommenssteuergesetz sogar steuer­
lich geltend gemacht werden.
Nicht nur deshalb wird der Aufwand
von den Firmen oft völlig überschätzt.
Nur wenn erhebliche ergonomische
Mängel festgestellt werden, zum Bei­
Auch mithilfe von Software lässt sich der Return on Invest (ROI) beim BGM darstellen.
Ein Beispiel ist der Kalkulator der Initiative Gesundheit & Arbeit.
Mithilfe weniger Daten kann damit ein umfangreiches und gut strukturiertes Mehrkom-
ponentenprogramm der betrieblichen Gesundheitsförderung geplant und der wahr-
scheinliche finanzielle Nutzen abgeschätzt werden. Das Softwareprogramm wurde für
die Beratung von Unternehmen konzipiert, in denen noch keine längerfristige Kultur
der betrieblichen Gesundheitsförderung etabliert ist.
Berücksichtigt werden in der Software für die Berechnung des ROI die Kategorien eines
modernen betrieblichen Gesundheitsmanagements mit den zugeordneten Maßnah-
men und Mindestanforderungen. Es gibt einen Arbeitsunfähigkeitskalkulator und einen
Präsentismuskalkulator, woraus eine Formel entsteht. Hinzu kommt ein Krankheitsbe-
handlungskostenkalkulator mit einer eigenen Formel.
Beispiel: Formel des Präsentismuskalkulators
Kennzeichnung Variable
A
Produktivitätsausfälle durch Präsentismus
B
durchschnittliche Beeinträchtigung der Produktivität
C
durchschnittliche Einkommen (Bruttojahresverdienst)
D
Kosten der Produktivitätseinbußen
E
reduzierte Kosten durch Einsatz Mehrkomponentenprogramm
F
Nutzenzuordnung nach Anzahl von BGF-Maßnahmen
G
Differenz der Kosten
H
Prospektiver ROI
I
Gesamtkosten der Maßnahmen
J
Anzahl der Mitarbeiter
Die dazugehörigen Berechnungsformeln:
1. A = B multipliziert mit C
2. D = J multipliziert mit C multipliziert mit B
3. E = D minus D multipliziert mit F
Berechnung ROI:
4. G = D minus E
5. H = G dividiert durch I
Return-on-Investment-Kalkulator
Praxisbeispiel
Berechnung
Quelle: Initiative Gesundheit & Arbeit