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Management
_Personalmarketing
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
werber Koch: „Die Bestenauslese können
wir uns noch leisten.“
Den Erstkontakt haben Jugendoffi-
ziere, die in Schulklassen im Rahmen
des Unterrichts und in Absprache mit
den Fachlehrern über Sicherheitspoli-
tik, Verteidigung oder Auslandseinsät-
ze referieren, oder Karriereberater. Die
Kreiswehrersatzämter werden als Relik-
te der Wehrpflicht aufgegeben. Doch die
Karriereberater, nun den neuerdings 16
Karrierezentren im Bundesamt für das
Personalmanagement der Bundeswehr
zugeordnet, haben ein eher wachsendes
Aufgabengebiet. Sie gehen in Schulen,
organisieren Infoabende gemeinsammit
der Agentur für Arbeit, betreuen Stän-
de auf Berufsmessen. In weniger dicht
besiedelten Gebieten wie der Eifel oder
dem Schwarzwald sind die Karriere­
spezialisten in mobilen Beratungsbü-
ros unterwegs, in den LKWs stecken
Informationsbroschüren und vor allem
sitzen dort drin Soldaten, die von der
Bundeswehr überzeugt sind. In der per-
sönlichen Beratung sollen die Karriere-
berater auch schon auf die Berufsrisiken
hinweisen – und lassen es sich von den
jungen Gesprächspartnern unterschrei-
ben, wenn sie dies getan haben.
Ein mögliches Manko könnte künftig,
wenn der Fachkräftemangel sich weiter
breitmacht, eine Besonderheit vieler
­militärischer Jobs sein: Ein hoher Anteil
der momentan noch über 250.000, spä-
ter unter 200.000 Jobs in der Bundes-
wehr ist auf vier bis 15 Jahre befristet.
Wolfgang Born: „Die Bewerber müssen
die Bereitschaft mitbringen, sich auf
ein Arbeitsverhältnis auf Zeit einzulas-
sen.“ Der General und Personalobere
argumentiert offensiv: Mit dem Quali-
fikationsgewinn für den Arbeitsmarkt.
Die Soldaten werden militärisch, aber
zusätzlich in zivilen Berufen vom Koch
über die KFZ-Mechatronikerin bis zum
IT-Fachmann ausgebildet. Sie machen
ihre Abschlussprüfungen bei der Indus-
trie- und Handelskammer oder bei der
Handwerkskammer. Offiziere haben ein
straffes Studium hinter sich. Sie absol-
vieren ihre Trimester in der Hamburger
Helmut-Schmidt-Universität oder der
Münchener Universität der Bundes-
wehr, profitieren von kleinen Lerngrup-
pen, Campusatmosphäre und von ihrem
Sold. Nach ihrer Soldatenzeit kommen
sie als Wirtschaftler, Ingenieurin oder
Pädagoge auf den Arbeitsmarkt.
Mitarbeiterbefragungen im Einsatz
Born hofft optimistisch darauf, dass
viele dieser Dann-Zivilisten positiv über
ihre Bundeswehrzeit denken und Wer-
bebotschafter werden. Umso mehr trifft
es ihn und seine Personalmarketingspe-
zialisten, dass der Bundeswehrverband
jüngst eine vernichtende Untersuchung
zur Stimmung unter den Angehörigen
der Streitkräfte veröffentlichte. Unruhe
schafft die Um- und Neustrukturierung
der Bundeswehr, drohender Personal-
abbau, Versetzungen – eben Verände-
rungen mit vielen Fragezeichen. Die
Befragung ergab, dass 63,6 Prozent der
Teilnehmer einer nahestehenden Per­son
nicht zum Soldatenberuf raten würden.
Und 58 Prozent haben bereits über ein
frühzeitiges Verlassen der Bundeswehr
nachgedacht. General Born: „Die Un-
zufriedenen machen uns zu schaffen.“
Denn genau die konterkarieren die Wer-
beaktionen. Öffentliche Negativdiskussi-
on schadet der Marke, von der Siegfried
Högl, Sprecher der Geschäftsführung
des Marktforschungsinstituts GFK in
Nürnberg, sagt: „Sie muss einzigartig
sein und positiv besetzt.“ Jede Marke
kann auf Dauer nur erfolgreich sein,
wenn sie klärt, wen sie ansprechen will,
und sich dann genau dort positioniert,
wo diese Menschen sich aufhalten. Im
günstigsten Fall werden Mitarbeiter zu
Botschaftern der Marke oder Menschen
mit aufregenden Erlebnissen zu Fans.
Genau darauf zielt die Camp-Aktion
der Bundeswehr. Denn die Jugendlichen
werden in ihren Schulklassen und Cli-
quen über die Bundeswehr-Camps er-
zählen. Auch deshalb wollen die Werber
der Bundeswehr dieses jugend-affine
Ins­trument nicht aufgeben: Gerade läuft
das Preisausschreiben 2012, in dem
neben dem in dieser Altersgruppe un-
umgänglichen iPad und einer Trecking-
Ausrüstung auch eine Fahrt mit einer
Fregatte und eine Skitour mit Gebirgsjä-
gern als Preis ausgelobt werden.
Übersicht
Handlungsfelder des Personal-
marketings (HI583194)
Die Arbeitshilfe finden Sie im Haufe
Personal Office (HPO). Internetzugriff:
ARBEITSHILFE
HPO
Ruth Lemmer
ist freie Journalistin und
­Fachautorin in Düsseldorf.
Diese Kampagne hat dem Personalmarketing der Bundeswehr Kritik eingebracht.
© www.bravo.de/specials/bw/adventure-camps