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Titel
_Auslandsentsendung
Fürsorgepflicht ist grenzenlos
ÜBERBLICK.
Ob politische Unruhen, Verkehrsunfall oder Infektion – oft sind Expatriates
in kritischen Situationen nicht abgesichert. Dann stellt sich die Frage nach der Haftung.
Gesetze, welche die Arbeitgeber-Fürsor-
gepflicht regeln. Daran orientiert sich
die EU; sie plant, ein entsprechendes
Gesetz aus Großbritannien bald in eu-
ropäisches Recht umzusetzen. Bei Ver-
nachlässigung ihrer Pflichten drohen
Arbeitgebern dann strafrechtliche Fol-
gen: Geschäftsführer und Vorgesetzte
von Expatriates müssten sich vor Gericht
verantworten, wenn ihren im Ausland
weilenden Mitarbeitern etwas zustößt
und sie nicht rechtzeitig auf mögliche Ri-
siken hingewiesen und davor geschützt
worden sind. Eine Pflichtverletzung
kann den Arbeitgeber letztlich teuer zu
stehen kommen.
Krankenversicherung genügt oft nicht
In welch bedrohliche Situation Expatri-
ates geraten können, zeigt das Beispiel
des oben genannten US-Amerikaners Pe-
ter B.: Ehe der Ingenieur mit seiner Fa-
Von
Kaveh Tarbiat
N
icht im Entferntesten hätte
Peter B. geahnt, dass sein als
Karriereschritt geplanter Aus-
landsaufenthalt derart dra-
matische Folgen haben könnte. Mitsamt
seiner Familie war der Ingenieur für zwei
Jahre nach Shanghai entsandt worden,
als seine Gattin plötzlich an Malaria er-
krankte. Tragisch endete auch die Ent-
sendung der Kölner Architektin Petra W.,
die einen Hotelkomplex auf Bali errichten
sollte. Kaum war der erste Spatenstich
gefeiert, als ein Terroranschlag alle Pläne
durchkreuzte. Ihr Arbeitgeber zeigte sich
in dieser Situation völlig hilflos.
Mittelstand vernachlässigt Sicherheit
Wer glaubt, dass eine Entsendung ins
Ausland immer sorgenfrei und pro-
blemlos vonstatten geht, der irrt. Bei
Auslandsentsendungen hat der Arbeit-
geber die Pflicht, sich um die Sicherheit
und die gesundheitliche Versorgung
der entsandten Mitarbeiter zu küm-
mern. Werden Mitarbeiter im Ausland
krank, Opfer von Unfällen, Verbrechen
oder Katastrophen, liegt die Verantwor-
tung beim Arbeitgeber, seiner Fürsor-
gepflicht nachzukommen. Doch gerade
deren Umfang wird vom Arbeitgeber oft
unterschätzt. Das gilt insbesondere für
mittelständische Unternehmen. Exper-
ten schätzen, dass lediglich 15 Prozent
der Mittelständler hierzulande hinrei-
chend für die Sicherheit ihrer Mitarbei-
ter im Ausland vorsorgen.
In den USA, Australien und Großbri-
tannien gibt es bereits weitreichende
Schnelle Hilfe ist im Ausland nicht immer zu bekommen – der Arbeitgeber muss vorsorgen.