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personalmagazin 08 / 12
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spezial
_HR-Software
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
aber essenziell. Denn nur, weil angeblich
die „EDV das nicht hergibt“, muss man
nicht darauf verzichten. Die IT ist der
Freund der Personaler, nicht ihr Zucht-
meister. Es gibt aber noch einen zwei-
ten Punkt: Gegenwärtig öffnet sich eine
ganz neue Welt für die HR-IT mit vielen
Facetten. Beispielsweise das iPhone-Pa-
radigma: Zentrale Anwendungen wer-
den nur mehr so geschrieben, dass sie
auf ein iPhone passen; benutzergeführte
Interaktion im iPhone-Stil ist „in“. Das
rascher und umfassender zu begreifen
ist die Chance für Unternehmen, die Per-
sonalarbeit und Personalabteilung.
„IT ist kein Zuchtmeister“
INTERVIEW.
Personalarbeit bezieht sich auf Menschen – doch ein Grundverständnis an IT
ist Voraussetzung für wertschöpfende Arbeit, sagt Professor Christian Scholz.
personalmagazin:
Personalarbeit wird
immer technischer, wie weit müssen Per-
sonaler sich hier noch auskennen?
Christinan Scholz:
Das hängt von der Rolle
der Personalabteilung im Unternehmen
ab. Die möglichen vier Rollen zeigt die
Kompetenz-4-HR-Matrix, die Kompetenz
im Sinn von Befähigung mit Kompetenz
im Sinn von Befugnis kombiniert: Die
Rollen sind Mediator, Lösungslieferant,
Machtpromotor und Gestalter.
personalmagazin:
Welche IT-Kompetenzen
haben die Personaler laut dieser Matrix?
Scholz:
Will der Personaler als Mediator
auftreten, braucht erwenig IT-Befähigung
und -Befugnisse. Er trifft keine Entschei-
dungen, sondern agiert als Vermittler
zwischen Fachabteilung und Dienstlei-
ster. Eigene komplexe Softwarlösungen
oder atemberaubende IT-Innovation sind
nicht gefragt. Anders sieht es beim Lö-
sungslieferanten aus. Hier führt die soli-
de IT-Wissensbasis des Personalers dazu,
dass er regelmäßig gefragt wird und Lö-
sungen anbietet. Anbieten ist dabei wört-
lich zu nehmen: Die Entscheidung trifft
ausschließlich die Fachabteilung. Beim
Machtpromotor ist es genau anders he-
rum, denn hier wird geringe fachliche
Befähigung mit hohen machtbezogenen
Befugnissen kombiniert. Seine Aufgabe
ist es, Konzepte durchzusetzen. Dazu
braucht er kein tiefes IT-Wissen. Mehr
noch als der wirkliche IT-Profi muss er
aber die Sinnhaftigkeit moderner IT ver-
kaufen können – sowohl gegenüber der
Unternehmensleitung, die das Geld gibt,
als auch gegenüber den Fachabteilungen
als Nutzer der Personal-IT.
Beim Gestalter gehen ausgeprägte Befä-
higungen mit angemessenen Befugnis-
sen einher. Dementsprechend hat die
Personalabteilung klare Gestaltungs-
felder und Handlungskompetenzen. Sie
weiß genau, welche Personalprozesse
mit welchen IT-Lösungen abgebildet wer-
den müssen, und ist gleichzeitig im Sinn
einer Governance-Funktion befugt, bin-
dende Entscheidungen zu treffen.
personalmagazin:
Reicht es nicht, wenn
Personaler wie beim Autokauf handeln?
Man weiß, was man braucht, muss aber
nicht wissen, wie es genau funktioniert.
Scholz:
Für den Machtpromotor und für
den Mediator reicht das aus. Die Frage
ist, ob sich die Personalabteilung wirk-
lich auf diese Rolle begrenzen will: Zum
einen wird das Wissensgefälle zwi-
schen den externen Beratern und dem
Unternehmen immer größer. Wenn die
Personalabteilung nur noch Termine ko-
ordiniert, wer setzt sich dann auf dem
HR-Feld inhaltlich, methodisch und kon-
zeptionell mit den Beratern auseinander?
Zum anderen ist für die HR-Informati-
onstechnologie die Entwicklungslinie
alles andere als klar. Deshalb kann man
mit richtiger HR-IT einen erheblichen
Wettbewerbsvorteil generieren.
personalmagazin:
Was sind also die „Ba-
sics“, die jeder Personaler kennen muss?
Scholz:
Abgesehen von dem, was durch
Laptops sowieso schon die meisten
wissen, braucht man allenfalls das
Grundverständnis für eine Informations-
technologie: Sie ist uneingeschränkt für
den Menschen da. Das klingt trivial, ist
Prof. Dr. Christian Scholz
hat den
Lehrstuhl für BWL, insbesondere Organisa­tion,
Personal- und Informationsmanagement an
der Universität des Saarlandes inne.
Das Interview führte
Katharina Schmitt.