Seite 22 - personalmagazin_2012_08

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personalmagazin 08 / 12
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Titel
_HR-Kommunikation
Klartext statt Kauderwelsch
Praxis.
Nicht jeder versteht typische HR-Floskeln. Deshalb sollten Personaler beim
Kommunizieren immer an ihr Publikum denken und sich knapp und klar ausdrücken.
anstaltungen ein ganz anderer Eindruck:
Es wird um den Brei herumgeredet. Am
Rande der DGFP-Konferenz 2011 sagte
etwa Stefan Lauer, Arbeitsdirektor der
Lufthansa und DGFP-Vorstand: „Wir ha-
ben große Keynote-Speeches, von hier
gehen enorme Impulse aus. Der Kon-
gress dient dem eigenen Brainstorming
der Personal-Manager-Community.“ In
ähnlichem Branchensprech äußerte sich
auch Rainer Strack, Senior-Partner der
Boston Consulting Group: „Diversity ist
in vielen Unternehmen relativ oben auf
der Agenda. Und damit meinen wir nicht
nur Gender Diversity, sondern auch De-
mografie und National Diversity.“
Wer komplizierte Sachverhalte illus-
trieren möchte, ist gut beraten, sich we-
der begrifflicher Ungetüme zu bedienen
noch Deutsch und Englisch kunterbunt
zu verquicken. „Das Imponiergefasel hat
vor allem das Ziel, Dinge nicht beim Na-
men zu nennen“, kritisiert Holger Klatte,
Geschäftsführer des Vereins für Deut-
sche Sprache (VDS).
Deutliche Worte sind gefragt
Doch es geht auch anders. Ein gutes Bei-
spiel lieferte Siegfried Baumeister, Perso-
nalleiter von Voss Automotive, während
einer Podiumsdiskussion des Personal-
magazins auf der Messe „Personal Nord
2011“. Als ein Mitdiskutant energisch
dafür plädierte, Verwaltungsaufgaben
im großen Stil auszulagern, platzte Bau-
meister der Kragen. Administration sei
noch immer das A und O der Personalar-
beit. Der Kontakt zur Basis, „wo es nach
Öl und Schweiß riecht“, dürfe nicht der
Anbiederung an vermeintliche Trends
zum Opfer fallen. Statt sich mit der Wort-
hülse „Employee Champion“ zu schmü-
cken, zieht Baumeister vor, in Wort und
Tat Anwalt der Belegschaft zu sein.
Deutliche Worte findet auch Thomas
Sattelberger immer wieder. Der einstige
Telekom-Personalchef weiß sein Publi-
kum zu gewinnen, selbst wenn er auf
verlorenem Posten steht. So auch bei ei-
ner Rede vor dem Deutschen Controller-
Kongress 2011 inMünchen, als er seinen
Vortrag mit dem Hinweis begann, er sei
sich darüber im Klaren, dass Control-
ler mit ihren Kollegen aus HR nicht nur
Positives verbänden. „Deshalb spreche
ich zu Ihnen als Einäugiger unter Blin-
Von
Winfried Gertz
H
äufig sich Personaler, dass ih-
nen Kollegen aus dem Einkauf
oder Vertrieb überhaupt nicht
zuhören, so Jutta Rump am
Rande einer Kölner Branchenkonferenz.
„Das könnte auch an der Personalerspra-
che liegen“, mahnt die HR-Professorin.
Wie Personaler kommunizierten, sei
weder kompatibel mit der Sprache des
Managements noch mit der Sprache der
Fachbereiche.
Sprache ist mächtig. Sie kann ansta-
cheln, einschüchtern, ermutigen und
verführen. Doch oft entsteht auf HR-Ver-
Tipps
Eins
Sprechen Sie Ihr Gegenüber persönlich, freundlich und offen an.
Zwei
Meiden Sie das Passiv, wann immer Sie können.
Drei
Verwenden Sie möglichst einfache und bekannte Begriffe. Ersetzen Sie ein
Fremd- oder Fachwort durch ein übliches deutsches Wort.
Vier
Verwenden Sie so wenige Substantive und „schwache“ Verben wie mög-
lich. Starke Verben sind aktiv, konkret und aussagekräftig.
Fünf
Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Verzichten Sie auf unwichtige Details.
Sechs
Knacken Sie Bandwurmsätze. Teilen Sie Sätze, die länger als 20 Wörter sind.
Sieben
Verzichten Sie auf Beamten- und Kanzleideutsch. Sagen Sie „informieren“ statt „in
Kenntnis setzen“, verzichten Sie auf bürokratische Abkürzungen wie „a.a.O.“.
Quelle: Universität Hohenheim
Wer sieben Grundregeln der Kommunikation beachtet, wird besser verstanden –
und kann seine Mitarbeiter und Zuhörer mitreißen und begeistern.
Klartext, ganz pragmatisch