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personalmagazin 12 / 11
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Untrainiert, aber leistungsstark?
PRAXIS. Viele Unternehmen nutzen Tablet-PC und Smartphones. Aber selten
unterstützen sie ihre Mitarbeiter mit Trainings für den praktischen Umgang.
Software-Schmiede damit ganz bewusst
eine Vorreiterrolle einnehmen will. Auch
Tablet-PC anderer Hersteller würden fol-
gen. Ein eigener Support allerdings wür-
de nicht aufgebaut, „den organisieren
wir nach Web-2.0-Manier. Informationen
stellen wir auf einfachen Wegen zur Ver-
fügung, beispielsweise über Wikis“.
Auf Anfrage teilt das Unternehmen
mit, dass sich dieses Self-Service ge-
nannte Prinzip rund ein Jahr nach der
Einführung von Tablet-PC bewährt habe.
Wikis – kleine Textinformationen, von
unterschiedlichen Mitarbeitern verfasst –
bieten eine Anleitung, wie die Geräte ein-
gerichtet und genutzt werden. Inzwischen
gibt es bei SAP 21.000 Nutzer von Black-
berrys, 10.000 Mitarbeiter mit Tablet-PC,
und 5.000, die ein iPhone nutzen.
Von der Spielerei zum Profiwerkzeug
Die beiden Beispiele könnten kaum
krasser sein und machen deutlich: Was
als Spielerei für IT-Freaks begann, hat
Einzug gehalten in die Arbeitswelt. Da-
mit ist der Anspruch an die Mitarbeiter
gewachsen: Die problemlose Nutzung
von Smartphones, Tablet-PC und Co.
wird heute fast so selbstverständlich vo-
rausgesetzt, wie der Umgang mit einem
PC oder mit Textverarbeitungs- oder Ta-
bellenkalkulationsprogrammen.
ZuUnrecht allerdings: Inden seltensten
Fällen verfügen Mitarbeiter automatisch
über IT-Fähigkeiten, die sie ohneWeiteres
im Arbeitsprozess einsetzen können. Zu
diesem Ergebnis kommt jedenfalls die
Studie „Bestandsaufnahme zur Medi-
enkompetenz in Förderprojekten des
BMBF“, die das Essener MMB-Institut im
September dieses Jahres vorstellte. Dabei
zeigte sich, dass Auszubildende oder Be-
rufstätige, die mit Medien und IT zu tun
haben, erst lernen, mit diesen Werkzeu-
gen souverän umzugehen. Ihr Alltags-
wissen aus der privaten Nutzung reicht
dazu häufig nicht aus. Auszubildende
nutzen zum Beispiel im Privatleben sou-
verän die sozialen Netzwerke, können
diese Fertigkeiten aber nicht direkt auf
das Arbeitsleben übertragen.
Mit anderen Worten: Wer mit seinem
Smartphone private Fotos schießt, bei
Facebook postet und sie in einem Bild-
verarbeitungsportal zum Kalender zu-
sammenstellt, muss noch lange nicht
wissen, wie ein CRM-System auf dem
iPad installiert und genutzt wird.
Brücke zwischen Privat und Beruf
Thorsten Jekel, Inhaber der Unterneh-
mensberatung „Jekel & Partner“ in Itze-
hoe und Mitautor von „Zeitmanagement
mit dem iPad“, bietet Seminare an, um
Von
Pia Weber
F
ür Klaus Ziegler war klar, wer
eine neue Welt betritt, muss
sich gut vorbereiten. Sein erster
Schritt zu einer möglicherwei-
se umwälzenden Änderung in der in
seinem Unternehmen genutzten IT-In-
frastruktur war die Anschaffung eines
iPads. Und weil Ziegler das hippe Tablet-
PC nicht als private Spielerei, sondern
als effektives Arbeitsgerät nutzen wollte,
investierte er einen Arbeitstag und be-
suchte ein Seminar, um die Bedienung
des iPads zu trainieren, sich über für
sein Geschäftsfeld geeignete Apps zu in-
formieren und diese zu installieren. So
fuhr der Unternehmer abends mit einem
Tablet-PC nach Hause, den er am näch-
sten Morgen sofort voll einsetzte.
Zusammen mit seiner Frau leitet
Ziegler als Geschäftsführer die „Wohn-
gemeinschaft für Senioren Rosemarie
Amos-Ziegler“ in Stuttgart Filderstadt.
„Mit diesen Geräten können wir auf
den Stationen, auf Messen oder bei Info-
abenden wesentlich leichter arbeiten“,
sagt der gelernte Ingenieur für Nachrich-
tentechnik. Demnächst werden deshalb
auch seine Frau, der Personalreferent
und die Buchhalterin das Seminar be-
suchen. Wenn im nächsten Jahr die Füh-
rungskräfte mit Tablet-PC ausgerüstet
werden, plant er Inhouse-Schulungen.
Ganz anders war es bei SAP. Im Herbst
2010 orderte der Waldorfer Softeware-
Konzern als einer der Ersten mehr als
1.000 iPads zunächst für die Mitarbei-
ter in der Entwicklung und im Vertrieb.
CIO Oliver Bussmann betont, dass die
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MOBILE ARBEITSWELT
Einige Unternehmen schulen ihre Mitarbeiter im
Umgang mit mobilen Endgeräten. Andere setzen
einfach auf den natürlichen Enthusiasmus.