SPEZIAL
OUTSOURCING
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MARKT
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an kathar ina.schmit t@personalmagazin.de
werden als bei einer umfassenden Re-
integration. Eine von Gartner festgestell-
te zunehmende „Komponentisierung“
der IT, bei der immer mehr vorgefertigte
Einzelkomponenten im Internet von den
Nutzern konvertiert werden können,
könnte diesen Trend stützen.
Doch auch hier scheint es so, dass
die deutschen Unternehmen die Priori-
täten anders setzen. Weber führt dazu
aus: „Technisch reden wir zunehmend
von Lösungen, auf die über das Web
zugegriffen werden kann. Dieser Trend
besteht ohne Zweifel. Doch registrieren
wir auch eine verstärkte Nachfrage nach
Beratungsdienstleistungen. Der Kunde
möchte alles, also auch diese, aus einer
Hand. Und das auch bei Fragen zu Steu-
ern und Recht.“
Auch Eggert sieht eher den Trend, dass
Unternehmen zunehmend dazu überge-
hen, nicht mehr alleine die Lohn- und
Gehaltsabrechnung auszulagern, son-
dern auch weitere administrative Rou-
tineaufgaben. Besonders gefragt seien
Aspekte wie die Reisekostenabrechnung,
die betriebliche Altersversorgung oder
die Bewerberverwaltung.
Lokale Expertise bleibt gefragt
Nicht unterschätzt werden sollte dabei
die lokale Expertise des Outsourcing-An-
bieters. Weber weist ausdrücklich darauf
hin, dass eine mangelnde Expertise den
Erfolg der Outsourcing-Projekte gefähr-
den kann: „Viele Bereiche der Arbeits-
welt, etwa die Entgeltabrechnung, sind
stark durch die lokale Gesetzgebung und
lokale Eigenarten charakterisiert. Diese
muss ein Outsourcing-Partner kennen.
Gleichzeitig fordern international auf-
gestellte Unternehmen natürlich auch
grenzüberschreitende Lösungen. Diese
beiden Aspekte müssen unter einen Hut
gebracht werden. Kann der Outsourcer
diese Kombination nicht bieten, sind
Frustrationen programmiert.“
Daniel Csillag, Geschäftsführer Exact
Software Deutschland GmbH, hat hierfür
eine Erklärung: „Bei der Wahl des An-
bieters wollen Unternehmen inzwischen
nicht mehr nur flexible Verträge und eine
transparente Berechnung, sondern auch
eine professionelle Projektbetreuung.
Diese beinhaltet die Beratung bei der
Auswahl des passenden Outsourcing-
Modells. Hier liegt der Trend bei einer
Mischung aus BPO und ASP: Die Ent-
geltabrechnung übernimmt der Dienst-
leister, das Unternehmen hat jedoch über
Lese- oder Schreibrechte Zugriff auf die
Software und kann so beispielsweise In-
formationen für Reportings abrufen oder
abrechnungsrelevante Daten selbst ein-
geben. Außerdem gehört eine Analyse
der Abrechnungsprozesse, die Erfassung
interner und externer Schnittstellen, die
Erarbeitung von Service Level Agree-
ments zur Projektbetreuung, die bis zur
Datenübernahme, Testabrechnung oder
einem Parallelbetrieb reicht und schließ-
lich in das ‚Go Live‘ mündet.“
Doch viele Mittelständler haben ein
Problem damit, allzu bereitwillig Daten,
Know-how und Verantwortung an Drit-
te abzugeben. Hansalog-Manager Karl-
Heinz Zaum spricht das offen an: „Viele
Firmen möchten sensible Daten wie Ge-
halts- und Reisekostenabrechnung im
Haus behalten. Doch ist die Sicherheit
der Daten im eigenen Unternehmen oft
eher gefühlt als real. Die Gefahr, dass
unbefugte Dritte Einblick in die Firmen-
daten bekommen, ist bei einem professi-
onellen Outsourcing–Anbieter weniger
groß als das Risiko im eigenen Haus.“
Doch auch Zaum sieht Chancen im und
für den Mittelstand: „Es beginnt sich
zu ändern. Mitarbeiter erfassen zum
Beispiel bereits heute selbst über das
Internet ihre Reisekostenabrechnung.
Sollte dies mittels ASP-Anbieter durch-
geführt werden, so hat dies den großen
Vorteil, dass die eigene EDV-Abteilung
imHaus ihr System nicht nach außen öff-
nen muss. Bei Full-Outsourcing ist trotz
allem darauf zu achten, dass doch noch
genügend Know-how im eigenen Unter-
nehmen verbleibt.
Probleme auslagern funktioniert nicht
Entscheidend für den Erfolg eines Out-
sourcing-Projekts ist also in erster Linie
eine grundlegende Strategie, in der die
Ziele definiert und klare Vorgaben ge-
macht werden. Thomas Eggert bringt
das auf den Punkt: „Der klassische
Fehler bei der Auslagerung von admi-
nistrativen Aufgaben ist der Versuch,
Problem-Outsourcing zu betreiben – ein
Ansatz, der häufig zum Scheitern verur-
teilt ist. Nicht klar definierte Zuständig-
keiten und ineffiziente Prozesse werden
durch die Vergabe an einen externen
Dienstleister nicht besser. Es gilt daher,
diese zu regeln und zu optimieren, um
die Grundlage für eine erfolgreiche Zu-
sammenarbeit mit einem Outsourcing-
Anbieter zu legen. Hier liegt jedoch
zugleich eine Chance: Der Schritt zum
Outsourcing ist ein idealer Zeitpunkt,
um Prozesse zu klären und gegebenen-
falls neu zu definieren. Personalleiter
haben hier die Chance, zwei Fliegen mit
einer Klappe zu schlagen.“
„Gesucht ist professionelle Betreuung. Im
Trend: eine Mischung aus BPO und ASP.“
Daniel Csillag, Geschäftsführer Exact Software Deutschland GmbH
„Die Sicherheit der Daten im eigenen
Unternehmen ist eher gefühlt als real.“
Karl-Heinz Zaum, Geschäftsführung Hansalog GmbH & Co KG