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SZENE
10 / 11 personalmagazin
HR-FORSCHUNG
chologie an der TU Braunschweig. Da-
mit will das neue Wissenschaftsjournal
brechen. PQ beinhaltet daher zum einen
Erstveröffentlichungen aus aktueller
Forschung. Wichtig ist den Machern
aber auch, speziell für PQ aufbereitete
Fassungen wissenschaftlicher Veröffent-
lichungen aus nationalen und internatio-
nalen Top-Journals zu akquirieren.
Evidenz fürs Management
Hier ist die Auswahl groß, denn es hat
große Fortschritte in der Zusammenar-
beit zwischen Wissenschaft und Praxis
gegeben. So betont Mitherausgeber Dirk
Sliwka: „Ein wesentlicher Treiber ist,
dass auf beiden Seiten das Interesse an
belastbaren empirischen Ergebnissen
größer geworden ist“, sagt der Perso-
nalökonom von der Universität zu Köln.
Die Forscher seien immer stärker an
quantitativer empirischer Forschung in-
teressiert, aufseiten der Praktiker setze
sich, wenn auch langsam, die Erkenntnis
durch, dass auch personalwirtschaftliche
Fragen anhand harter Fakten und sau-
berer Analyse geklärt werden müssen.
Das bringe dem Praktiker Vorteile, sagt
Simone Kauffeld und führt aus: „Perso-
nalforschung kann die Wirksamkeit ver-
schiedener Interventionen belegen, um
Personalern die Argumentation für be-
stimmte Konzepte in den Unternehmen
zu erleichtern.“
Harte Evidenz, wie sie in den medi-
zinischen Wissenschaften für Thera-
pien gefordert wird, ist daher das neue
Leitbild der Personal- und Manage-
mentforschung. PQ will sie liefern und
deckt deshalb thematisch die gesamte
Bandbreite modernen Personalma-
nagements ab. Die Beiträge erstrecken
sich über sämtliche Forschungs- und
Wissensgebiete, die für strategisches
Personalmanagement relevant sind.
Wie Mitherausgeber Rüdiger Kabst er-
läutert, sehen sich besonders empirisch
arbeitende Forscher in der Pflicht, „im
Hinblick auf die Herausforderungen und
den Umgang mit künftigen Personalthe-
men – vom demografischen Wandel bis
hin zur Personalrekrutierung – Orientie-
rung und Hilfestellung zu leisten“.
Zusammenarbeit über Gräben hinweg
Die Vierteljahresschrift und ihre Ma-
cher binden sich dabei an keine wissen-
schaftliche Schule, sondern versammeln
die für die Praxis wichtigsten Beiträge
unterschiedlicher Herkunft in einem
Heft. „Gerade die Zusammenarbeit zwi-
schen Betriebswirten, Psychologen und
Soziologen ist zielführend“, betont der
Professor für Personalmanagement,
Mittelstand und Entrepreneurship an
der Universität Gießen. Die Zeichen für
solch übergreifende Perspektiven stehen
besser denn je. Die neue PQ sieht sich
an der Spitze dieser Bewegung. „Frühere
Grabenkämpfe zwischen verschiedenen
Schulen verlieren an Bedeutung, da em-
pirische Forscher in geringeremAusmaß
davon geleitet sind, ihre Weltsicht zu ver-
teidigen“, erklärt Personalökonom Sliw-
ka. „Dieser eingeschlagene Weg muss
konsequent weitergegangen werden.“
Demgegenüber scheint der angestrebte
Brückenschlag zwischen Unternehmen
und Forschungseinrichtungen schwie-
riger. „Es bestehen Berührungsängste
auf beiden Seiten, die abgebaut werden
müssen“, beobachtet Kabst. Simone
Kauffeld hat für Vorbehalte auf Unterneh-
mensseite sogar Verständnis. „Wer sich
als Objekt, das zum Beispiel Fragebogen
ausfüllen muss, missbraucht fühlt, hat
wenig Neigung zu kooperieren. Solche
Projekte funktionieren nur, wenn beide
Seiten einen Nutzen erkennen.“ Um Ko-
operationsprojekte zwischen Forschung
und Wirtschaft zu befördern, wird PQ
daher regelmäßig in einem eigenen Ser-
viceteil Forschung und Hochschulland-
schaft für Praktiker transparent machen,
über Kooperationsprojekte informieren
und Förderprogramme darstellen.
Die Vierteljahresschrift wird somit, so
hoffen ihre Macher, Pflichtlektüre für al-
le ambitionierten Personalprofis, die ihre
Arbeit im Bereich Personalmanagement,
Mitarbeiterführung, Personalentwick-
lung und Training auf der Basis neu-
ester wissenschaftlicher Erkenntnisse
versehen und fundierte Entscheidungen
treffen wollen. Hier sehen Praktiker wie
Alfred Lukasczyk großen Bedarf. „Erfolg-
reiche Personalarbeit braucht einen ge-
lungenen Mix aus Praxis und Theorie“,
sagt der Head of Employer Branding der
Evonik Industries AG. „Erkenntnisse aus
wissenschaftlicher Forschung sichern
„Die Kluft zwischen Wissenschaft und
Praxis gehört überbrückt.“
Professor Dieter Wagner, Universität Potsdam, Schriftleiter PQ
„In Sachen Wissenstransfer steht die
Forschung in der Pflicht.“
Professor Simone Kauffeld, TU Braunschweig, Mitherausgeberin PQ
„Grabenkämpfe zwischen akademischen
Schulen verlieren gottlob an Bedeutung.“
Professor Dirk Sliwka, Universität zu Köln, Mitherausgeber PQ