Seite 10 - personalmagazin_10_2011

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„Unsere Ziele inspirieren“
INTERVIEW. Google gilt als Vorbild im Personalmanagement. Google-HR-Chef
Laszlo Bock gibt im Gespräch mit BCG Einblick in seine Arbeit – was selten ist.
personalmagazin:
Wenn man von der Per-
sonalpolitik bei Google spricht, denken
viele an kostenloses Essen und herum-
tollende Hunde in den Büros. Was ist
der Zweck dieser Annehmlichkeiten?
Und was würde geschehen, wenn man
sie streichen würde?
Laszlo Bock:
Zwei Gedanken: All die-
se Dinge – nicht nur der Kaffee, die
Hunde und andere Annehmlichkeiten
wie Massagen, sondern alle unsere
Sozialleistungen und Zusatzangebote –
verfolgen drei Ziele. Ziel Nummer eins
ist es, eine Community zu schaffen.
Wenn man durch das Büro geht, kommt
man auf allen Etagen immer wieder an
kleinen Teeküchen vorbei. Der Grund
für diese Küchen ist nicht, dass wir
fürchten, unsere Mitarbeiter könnten
verhungern, wenn sie ein paar Stunden
nichts zu essen bekommen, sondern
dass wir glauben, dass es wichtig ist,
informelle Treffpunkte zu haben, wo
die Mitarbeiter zusammenkommen und
sich austauschen können.
Ziel Nummer zwei ist die Förderung
von Innovationen. Wenn man hört,
worüber sich die Mitarbeiter dort unter-
halten, dann geht es oft um Produkte,
Nutzer, und wie man etwas Neues ent-
wickeln kann. Wir glauben nicht, dass
man Innovationen erzwingen oder pro-
duzieren kann. Aber wir glauben, dass
man die Wahrscheinlichkeit von Inno-
vationen erhöht, wenn die Mitarbeiter
mehr miteinander kommunizieren und
man ein Umfeld schafft, wo es leichter
ist, neue Ideen hervorzubringen.
Ziel Nummer drei ist Effizienz. Bei uns
gibt es die Möglichkeit, vor Ort einen
Ölwechsel machen zu lassen, das Auto
waschen zu lassen, und eine chemische
Reinigung, weil wir wollen, dass unsere
Mitarbeiter möglichst effizient und
konzentriert arbeiten – und sich um
solche Dinge keine Gedanken machen
müssen. Wir möchten ihnen das Leben
so einfach wie möglich machen.
Was den zweiten Teil Ihrer Frage an-
geht, so glaube ich, dass wir auch ohne
all diese Dinge das gleiche Unterneh-
men wären, mit dem gleichen Maß an
Kreativität und Innovation. All dies
sind angenehme Begleiterscheinungen,
aber was wirklich zählt, ist die starke
Fokussierung auf Daten, die enorme
Bereitschaft zu experimentieren, die
starke Fokussierung auf die Nutzer und
eine unglaubliche Vielzahl fähiger Mit-
arbeiter. Wenn man all dies zusammen-
nimmt, entsteht ein Umfeld, in dem die
Mitarbeiter angespornt werden, neue,
interessante Dinge hervorzubringen.
personalmagazin:
Wo liegt der Schlüssel
für Motivation und Engagement Ihrer
Mitarbeiter?
Bock:
Unsere Mitarbeiter sagen, dass es
vor allem die Mission des Unterneh-
mens ist, die sie motiviert und Basis
ihres Engagements ist. Fragt man
jemanden bei Google nach der Mission,
so wird jeder sagen: „Die Informationen
der Welt organisieren und sie weltweit
zugänglich und nutzbar machen.“ Es
gibt nur sehr wenige Unternehmen, in
denen jeder die Mission kennt – und
auch daran glaubt. Ich denke, viele
Mitarbeiter sehen diese Mission als
eine Art nobles Ziel, das sie inspiriert.
Das ist der erste Grund. Zum zweiten
ist es ein Gefühl sowohl von Freiheit
als auch von Transparenz und Zugang
zu Informationen. Man bekommt sehr
viele Informationen über das, was
geschieht. Man hat entsprechende Res-
sourcen. Man kann Dinge ausprobieren,
man kann experimentieren, man kann
Fehler machen, daraus lernen, weiter-
machen und tolle Dinge tun. Es ist nicht
immer ein bequemes Umfeld, aber es
ist ein sicheres Umfeld, in dem es in
Ordnung ist, Fehler zu machen, solange
man aus diesen Fehlern lernt.
personalmagazin:
Sie selbst haben als
Unternehmensberater angefangen,
und viele Ihrer Mitarbeiter kommen
ursprünglich nicht aus dem Personalbe-
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PORTRÄT
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an daniela. furkel@personalmagazin.de
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ist seit 2006 in der Funktion als Senior-
Vice-President People Operations für den
Internet-Riesen Google tätig.
Laszlo Bock