Seite 24 - personalmagazin_2010_08

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AUSBILDUNG
personalmagazin 08 / 10
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Aber das Unternehmen hat auch einen
Vorteil: Jeder kennt es und seine Pro-
duktpalette. Das kann es für die Azubi-
Rekrutierung gut nutzen. „Wir setzen
vor allem auf das Recruiting vor Ort in
einem der 1.361 Restaurants in Deutsch-
land oder durch lokale Stellenanzeigen“,
sagt Wolfgang Goebel. „Außerdem haben
wir unser Ausbildungsangebot deutlich
ausgeweitet und fit für die Zukunft ge-
macht“, ergänzt er. So gibt es neben
der kaufmännischen Ausbil-
dung seit Anfang 2010 eine
Ausbildung als Fachkraft im
Gastgewerbe in der System-
gastronomie für Hauptschul-
abgänger sowie für junge
Menschen mit Hochschulrei-
fe ein duales Studium an der
Berufsakademie.
Infos für Schüler und Eltern
Für das Azubi-Marketing
setzt McDonald’s auf ein
ganzes Bündel an Maßnah-
men, um Eltern und Lehrer
besser über die Einstiegs-
und Karrieremöglichkeiten
zu informieren. „Das sind
Informationsmaterialien im
Restaurant oder Publikati-
onen wie ein Beihefter in der
‚Bravo‘, aber auch gesonderte
Veranstaltungen“, erklärt der Personal-
vorstand. „Bei Ausbildungsmessen, an
denen wir regelmäßig teilnehmen, kom-
men wir nicht nur mit Schülern, sondern
auch mit interessierten Eltern in Kon-
takt“, berichtet er.
Darüber hinaus nimmt das Unterneh-
men an Informationsveranstaltungen
für Berufsanfänger, zum Beispiel bei den
IHK oder den Arbeitsagenturen teil.
Lehrkräfte können über das Netzwerk
„Schule-Wirtschaft“ mit dem Unterneh-
men in Kontakt treten und werden als
Sekundärzielgruppe über die „Bravo-Job-
Attacke“ angesprochen, die mit Stars wie
der Band Monrose und DSDS-Gewinner
Daniel Schumacher auf Tour geht und
Schulen besucht.
Da Eltern und Lehrer das Beste für ih-
re Schützlinge wollen, sind die Kernbot-
schaften an die Sekundärzielgruppe laut
Wolfgang Goebel die gleichen wie an die
Jugendlichen selbst. Und diese lauten: „Bei
McDonald’s warten nicht nur eine solide
Ausbildung und sichere Arbeitsplätze,
sondern auch ein abwechslungsreicher,
anspruchsvoller Beruf mit hervorra-
genden Gestaltungs- und Aufstiegsmög-
lichkeiten für die persönliche Zukunft.
Dabei sollte jedoch nicht vergessen wer-
den, dass der Weg dorthin über die Aus-
bildung bei McDonald’s anspruchsvoll ist
und auch stressig sein kann.“
Ansätze mit Optimierungsbedarf
Auch in anderen Branchen gibt es einige
Ansätze, um Schüler und Eltern/Lehrer
gleichzeitig für einen Ausbildungsberuf
zu begeistern. So veranstalten die baye-
rischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber
in sieben bayerischen Städten eine soge-
nannte „Fingerboard Challenge“, zu der
beide Zielgruppen gleichzeitig eingeladen
sind. Doch noch ist die Ansprache beider
Zielgruppen nicht optimal. So werden
die Einladungen zu diesem Geschicklich-
keits-Wettbewerb gezielt für Jugendliche
getextet. Und ob diese ihre Eltern mitbrin-
gen, wenn sie mit ihren Freunden zum
Wettbewerb antreten, erscheint eher frag-
lich. Mit dem BayME Info-Truck, der die
Schulen anfährt, werden immerhin auch
die Lehrer in die Berufsinformation inte-
griert. Doch fehlt hier die Integration lo-
kaler Ausbildungsunternehmen in dieses
Konzept. Auch die Nachwuchskampagne
„Macher gesucht!“ des Bayerischen Hand-
werkstags, für die insgesamt zehn Schul-
preise ausgelobt sind, bindet
über diesen Weg die Lehrer
als Meinungsbildner mit ein.
Aber auch bei dieser Kampa-
gne konzentriert sich die An-
sprache auf die Jugendlichen.
Die Eltern bleiben mehr oder
weniger außen vor.
Mehr Multiplikatorenarbeit
Laut Personalmarketing-Ex-
perte Andreas Thierig werde
auf diese Weise noch zu we-
nig Nutzen gestiftet. Aber er
glaubt, dass sich diese zu ein-
seitige Kommunikation von
Firmen und Verbänden bald
ändern wird. „Medienunter-
nehmen, Werbeagenturen,
immer mehr Verbände und
zunehmend auch die Unter-
nehmen selbst werden fest-
stellen, dass Multiplikatorenarbeit die
ökonomischste und wirksamste Methode
ist, um nachhaltig geeignete Bewerber zu
gewinnen“, sagt er.
Übrigens: Aus einem weiteren Grund
tun die Unternehmen gut daran, sich
intensiver mit der Sekundärzielgruppe
auseinanderzusetzen. Laut der Studie
der Bertelsmann-Stiftung sind diejeni-
gen Jugendlichen, die stärker in die Fa-
milie eingebettet sind und ihren Eltern
mehr vertrauen, auch diejenigen, die
motivierter sind, mehr Aktivität und
Interesse zeigen. Wer also gezielt die
Eltern im Azubi-Marketing für sich ge-
winnt, erreicht auf diesem Weg Jugend-
liche, die mit großer Wahrscheinlichkeit
auch beruflich vorankommen wollen.
Ein schönes Beispiel für Multiplikatorenarbeit: Lehrer lernen Baggerfahren.
© ANDREAS THIERIG