dieser Initiative fördert das Bundesbil-
dungsministerium Ausbilderseminare
für Fachkräfte und Unternehmer mit
Migrationshintergrund, um den Jugend-
lichen qualifizierte Ansprechpartner in
den Firmen zur Seite zu stellen. Und die
Handwerkskammer Cottbus plant, pol-
nische Jugendliche drei Monate lang in
einem Intensivkurs auf eine Ausbildung
in Deutschland vorzubereiten.
Marketing, Marketing, Marketing
Doch was können die Unternehmen
selbst tun, damit sie nicht nächstes
Jahr ganz ohne neue Azubis dastehen?
Werner Wiersbinski, Bereichsleiter Stel-
lenmärkte bei Meinestadt.de, empfiehlt
ein gezieltes Ausbildungsmarketing:
„Unternehmen müssen auf sich und auf
das, was sie zu bieten haben, aufmerk-
sam machen. Betriebe, die früher noch
über Mund-zu-Mund-Empfehlungen ih-
re Azubis gefunden haben, müssen nun
ebenfalls Employer Branding undMarke-
ting betreiben“, sagt er. Das Städteportal
hat bereits diese Notwendigkeit erkannt
und bietet Unternehmen nicht nur die
Möglichkeit, ihre freien Ausbildungs-
stellen im Zuge der Lehrstellenaktion
„Perspektive Jugend“ im kostenlosen
Standard-Textlayout auf dem lokalen
Lehrstellenmarkt zu veröffentlichen.
Seit Herbst 2009 können Firmen zu-
dem sogenannte Premium-Lehrstellen
buchen, um sich besser hervorzuheben,
unter anderem mit Unternehmenslogo
oder auch mit einem eingebundenen Vi-
deo. „Als ‚Tipp der Woche‘ haben sie au-
ßerdem die Möglichkeit, noch deutlicher
für sich zu werben und sich mit ihrer
Arbeitgebermarke von anderen abzuhe-
ben“, so Wiersbinski.
Auch Andreas Diehl, Gründer und Ge-
schäftsführer des Ausbildungsportals
Azubister, nutzt alle Möglichkeiten, um
Unternehmen über die Nachwuchslü-
cke aufzuklären. „Nicht Unternehmen
suchen die Bewerber aus, die guten Be-
werber suchen sich das Unternehmen
aus. Und diese Entwicklung wird sich in
den kommenden Jahren noch verschär-
fen“, sagt er. Bis 2020 werde die Zahl
der Schulabgänger um etwa 23 Prozent
zurückgehen. Um auf diese Entwick-
lung zu reagieren, bietet Azubister Un-
ternehmen die Möglichkeit, ein Profil
einzurichten, um Schüler frühzeitig im
Internet auf sich aufmerksam zu ma-
chen. „Viele Ausbildungsbetriebe sitzen
auf einem sehr hohen Ross und sehen
keinen Anlass, ihre Strategie der ver-
gangenen Jahrzehnte zu ändern“, sagt
Andreas Diehl.
Noch fataler ist seiner Ansicht nach,
dass die Ausbildungsbetriebe das verän-
derte Medienverhalten ihrer Zielgruppe
bisher komplett verschlafen haben. Eine
gute Chance auf eine komfortable Position
im Kampf um den besten Nachwuchs
hätten allein diejenigen Firmen, die vor
allem in von Jugendlichen genutzten Me-
dien kommunizierten und die Antwor-
ten auf die Fragen lieferten, die einen
Schüler beschäftigen. Und diese seien:
Welcher Beruf passt zu mir? Was erwar-
tet mich in der Ausbildung? Deshalb rät
er den Unternehmen: „Unterstützen Sie
Schüler frühzeitig bei der Berufswahl,
seien Sie erreichbar und ansprechbar,
bauen Sie Vertrauen und einen guten
Kontakt auf. Wenn Ihre Stellen vakant
werden, haben Sie gute Chancen, diesen
Kontakt in einen qualifizierten und moti-
vierten Bewerber zu verwandeln. Wer in
letzter Sekunde teure Anzeigen schalten
muss, hat schon verloren.“
Auch Außenseiter können Erfolg haben
Übrigens: Was ein gezieltes Ausbil-
dungsmarketing bringen kann, zeigt das
Beispiel der Bundeswehr – per se nicht
unbedingt der beliebteste Arbeitgeber
in Deutschland. Im Frühjahr 2010 stand
die Bundeswehr an der Spitze des „Mar-
kenmonitors Ausbildungsbetriebe“ – als
meistgenannter Betrieb in Blogs, Foren
und sozialen Netzwerken rund um das
Thema Ausbildung. Noch vor der Deut-
schen Bank und Siemens. Es zeigt sich:
Durch eine gute Kommunikationsstra-
tegie, die auch soziale Medien mit be-
rücksichtigt, können auch „untypische“
oder unbekanntere Ausbildungsbetriebe
Aufmerksamkeit bei den Jugendlichen
erreichen.
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AUSBILDUNG
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
personalmagazin 08 / 10
Gefragte Berufsfelder
Der kaufmännische Bereich ist bei Azubis beliebt. Andere Berufsfelder haben zunehmend
mit einem Nachwuchsmangel zu kämpfen.
2.507 Befragte, Mehrfachnennungen möglich
Quel le: Meinestadt .de, 2010
kaufmännischer Bereich
Handwerk
53 %
26 %
sozialer Bereich
29 %
23 %
Medien
14 %
sonstiges
Technik und IT
Gastgewerbe
19 %
11 %
medizinischer Bereich
20 %
Landwirtschaft und Gärtnerei
Logistik und Verkehr
16 %
9 %