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PRAKTIKANTEN
personalmagazin 01 / 10
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Mehr Aufwand durch Bologna
STUDIE. Die Rekrutierung von Praktikanten ist mit der Umstellung der Studien-
abschlüsse von Diplom auf Bachelor und Master schwieriger geworden.
und von den Fachhochschulen 13 Prozent
weniger Bewerbungen. Schuld daran ist
die von den Unis und FH um 24 Prozent
reduzierte Anzahl der Pflichtpraktika.
Warum die Bewerberzahlen trotzdem
nicht um ein Viertel fallen, liegt daran,
dass die Studierenden eigenständig mit
freiwilligen Praktika gegensteuern.
Weniger und kürzere Praktika
Mehrere weitere Effekte werden das Re-
cruiting in diesem Bereich beeinflussen,
hier drei der wichtigsten: Erstens wer-
den die Praktika (freiwillige und Pflicht-
praktia) an den Universitäten um 15 bis
23 Prozent kürzer. An den Fachhoch-
schulen werden freiwillige Praktika um
zwei Prozent länger, die wichtigeren und
häufiger vorkommenden Pflichtpraktika
werden dagegen um sieben Prozent kür-
zer. Zweitens ergibt sich durch die gleich-
zeitige Reduktion von Anzahl und Dauer
der Praktika eine Gesamtreduktion der
„Arbeitskraft Praktikant“ um durch-
schnittlich 21 Prozent. Drittens werden
immer weniger längerfristige Praktika
stattfinden und stattdessen kurzfris-
tige Praktika in den Semesterferien
absolviert. Für die Personalabteilungen
bedeutet dies einen Mehraufwand im
Recruiting und für die Fachabteilungen
mehr Einarbeitungsaufwand im Verhält-
nis zur produktiven Einsatzzeit.
Diese Veränderungen machen sich
erst teilweise bemerkbar. Die Fachhoch-
schulen sind in der Transformation der
Studiengänge zumBachelor schonweiter
vorangeschritten als die Universitäten.
Sobald dieWirtschaft wieder anzieht und
der Bologna-Prozess weiter voranschrei-
tet, werden auch die Auswirkungen auf
die Praktika stärker spürbar. Die Abnah-
me der Praktikanten im Bachelor-Stu-
dium kann durch weitere Praktika von
Masterstudenten etwas abgemildert wer-
den. Dennoch bleibt ein Defizit von rund
20 Prozent an praktischen Erfahrungen,
die in der beruflichen Praxis ausgegli-
chen werden müssen.
Der Oktober verliert an Bedeutung
Um die Rekrutierung von Praktikanten
zeitlich besser planen zu können, ist es
von Vorteil zu wissen, wann die Ziel-
gruppen am Markt verfügbar sind. Die
Verschiebungen, die sich durch den Bo-
logna-Prozess ergeben, sind nicht sehr
stark. Dennoch gibt es einige Verände-
rungen: Im Oktober etwa werden nur
noch halb so viele Praktikanten starten
wie bisher. Deshalb sollten Unternehmen
Von
Marc Glasl, Stefan Schoch
und
Christian Schiewe
S
eit der Bologna-Beschluss in Kraft
getreten ist, wurden nahezu alle
Studienprüfungsordnungen in
Deutschland überarbeitet. Nach
und nach werden jetzt die Auswirkungen
auf die Praxisphasen in den Unterneh-
men spürbar. Viele Personalabteilungen
sind verunsichert. Die Studie „RoadMap
Praktikum“ von Campus Career Network
bringt Licht ins Dunkel dieser Verände-
rungen. Bundesweit haben rund 1.500
Studierende aller Fachrichtungen detail-
liert Auskunft gegeben.
Das Wichtigste vorweg: Es wird künf-
tig weniger Bewerber auf Praktika geben,
da Bachelor-Studenten weniger Praktika
absolvieren als Diplom-Studenten. Von
den Universitäten kommen fünf Prozent
Praktika im Studienverlauf
Bereits vor dem Studium absolvieren 39 Prozent ein Praktikum. Während des Studiums
sammeln 95 Prozent der Befragten praktische Erfahrungen. Allerdings gilt: Die Zahl der
Praktikanten und die Dauer der Praktika sinkt.
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
0 %
39 %
95 %
21 %
Quel le: Campus Career Network, 2009
vor dem Studium
während des Studiums
nach dem Studium
27 %
58 %
21 %
35 %
83 %
Pflicht
Freiwillig
Gesamt