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TALENTMANAGEMENT
personalmagazin 01 / 10
Bei Fragen wenden Sie sich bit te an
Talent in Zahlen fassen
STUDIE. Der Talentindex ist ein neues Konzept, um die Innovationsstärke zu
berechnen. Damit lässt sich Talentmanagement in messbaren Werten darstellen.
die Befragten wissen, dass sie befragt
werden. Dementsprechend geben viele
von ihnen Antworten, die sie für sozial
erwünscht halten. Ein weiteres Problem
dabei sind Kausalitäten: Ist das Unter-
nehmen führend, weil es viel in Wei-
terbildung investiert, oder investiert es
viel in Weiterbildung, weil es sich diese
leisten kann? Die Antwort hierauf wird
vermutlich nicht eindeutig ausfallen.
Jetzt liegt ein neuer Ansatz vor, dieses
Thema zu erfassen: Der Talentindex, der
von der Frankfurter Unternehmerbera-
tung :response in Zusammenarbeit mit
Deutschland Denken! erarbeitet und von
der Randstad-Stiftungfinanziert, begleitet
und publiziert wurde. Der archimedische
Punkt und die eigentliche Innovation des
Index ist eine Neuinterpretation – besser
gesagt, eine Präzisierung – des Begriffs
Talent. Während viele Unternehmen Ta-
lent im Sinne einer angeborenen Bega-
bung verwenden, wird hier Talent als eine
zu entwickelnde Fähigkeit verstanden.
Talent als dynamische Größe
Der für den Index verwendete Talentbe-
griff beschränkt sich nicht nur auf das
Angeborene; stattdessen werden alle ak-
kumulierten Fähigkeiten einer Person,
sich durch Lernen neues Wissen und
neue Kompetenzen aneignen zu können,
als Talent bezeichnet. Die Tätigkeit des
Lernens erzeugt somit nicht nur Wissen,
das behalten oder vergessen wird. Fast
unbemerkt erzeugt es auch eine bessere
Lernfähigkeit – oder anders formuliert:
Lernen, sei es in Bildungseinrichtungen,
in der Freizeit oder am Arbeitsplatz, er-
zeugt mehr Talent.
Das Talent ist damit eine dynamische
Größe dafür, wie schnell oder wie leicht
sich eine Person (oder Organisation)
neues Wissen aneignen kann („Lernen“).
Im Gegensatz dazu ist das Humankapital
eine statische Größe des existierenden
Wissens einer Person, oder entsprechend
aggregiert das kollektive Wissen in einer
Organisation. Dieses existierendeWissen
erlaubt es der Person oder der Organisati-
on, ihre aktuellen Aufgaben wahrzuneh-
men und ökonomische Wertschöpfung
zu erzielen. Durch Lernen kann neues,
zusätzliches Humankapital geschaffen
werden, mit dem dann neue und zusätz-
liche Aufgaben und daraus entstehend
Wertschöpfung möglich werden. Talent
ist somit eine Maßeinheit für die Inno-
vationsstärke einer Person, Organisation
oder auch einer gesamten Branche, auf
die man die Werte überträgt.
Von
Arved Lüth
,
Peer Ederer
und
Stephan Willms
W
ir wissen nicht viel über die
Zukunft, eines wissen wir
aber ziemlich genau: Gut
und immer besser ausge-
bildete Menschen werden die entschei-
denden Ressourcen für Unternehmen,
Organisationen und Länder werden.
Aber noch immer werden Unternehmen
nicht nach ihrem Potenzial an gut ausge-
bildeten Mitarbeitern bewertet.
Wie schwierig eine Bewertung ist,
zeigt die heftige Diskussion um Indi-
zes wie den Human-Potenzial-Index des
Bundesministeriums für Arbeit und So-
ziales, den Gute-Arbeit-Index des DGB
und ähnliche Versuche. Immer wieder
geht es dabei um Methodenstreite. Zu
den wenig erstaunlichen Effekten von
Befragungen gehört schließlich, dass
DEFINITION
Talent ist eine dynamische Größe, die mit der Lernzeit und im Lebensverlauf ansteigt. Sie
beschreibt, wie schnell oder wie leicht ein Mitarbeiter sich neues Wissen aneignen kann.
Familie und soziales Umfeld
Summe der Lerntechnik
mal
Lernzeit
minus
Abschreibungen
ergibt
Wissen
(Vergessen etc.)
(Talent)
Akkumulierte
Lernzeit
Lebensverlauf
Summe der Lerntechniken = Talent
Schule
Universität
Arbeitsplatz