Seite 24 - personalmagazin_2009_09

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40 FÜHRENDE KÖPFE
personalmagazin 09 / 09
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TITEL
Die Ausgewogene
Ingrid Schmidt steht
dem höchsten deutschen
Arbeitsgericht vor. Und
das genießt unter ihrer
Führung hohes Ansehen.
Dabei ist sie selbst mehr
als nur die Funktionärin
im Amt: Die Wendung
„Gestalterin mit sehr
gutem Ruf“ ist uns im-
mer wieder begegnet. In den letzten zwei Jahren wirkte
sie als Vorsitzende des Ersten Senats etwa am Urteil
zur Mitbestimmung bei Ethikregeln mit. Beim Thema
Mitbestimmungspflichten gibt es aber auch Kritiker: Die
Rechtsprechung sei zu wenig systemorientiert. Dennoch:
Mit dem Urteil etwa zur Zulässigkeit von Altersdifferen-
zierungen bei Sozialplänen sorgte der von ihr geführte
Senat für Klarheit. Auch abseits des Gerichtssaals be-
zieht Ingrid Schmidt Position. Zuletzt etwa skeptisch zur
gerichtlichen Mediation in der Arbeitsgerichtsbarkeit.
Der Unbequeme
Nicht alle Kollegen teilen die Ansichten von Prof. Dr.
Volker Rieble. Und längst nicht alle kann er durch
sein Auftreten für sich gewinnen. An und für sich kein
Problem, gehören inhaltliche Auseinandersetzungen
doch zum Geschäft. Doch in der Art und Weise der
Kritik – etwa am BAG – lässt Rieble wohl das nötige
Fingerspitzengefühl vermissen. Trotzdem gehört er
unbestritten zu den Klügsten – schon das rechtfer-
tigt seine Aufnahme in die „führenden Köpfe“. Der
Direktor des Zentrums für Arbeitsbeziehungen und
Arbeitsrecht (ZAAR) ist immer noch einer der meist-
zitierten Autoren. Und
nicht erst in den letzten
zwei Jahren hat er neue
Themen wie Compliance,
Arbeitsstrafrecht und
Mindestlohn in der Dis-
kussion vorangebracht.
Wir erwarten mit Span-
nung, welche Themen
und Personen Rieble
noch ins Visier nimmt.
Präsidentin des
Bundesarbeitsgerichts
Ingrid Schmidt
Universität München
Volker Rieble
Der Vielzitierte
Prof. Dr. Ulrich Preis ist als Leiter des Instituts für
deutsches Arbeits- und Sozialrecht an der Universität
zu Köln nicht wegzudenken. In unseren Umfragen
wurde vor allem sein Gewicht bei Gesetzesbera-
tungen erwähnt, wo er, so eine Stimme aus dem
Ministerium, stets einen Praxisbezug herstellt. Zu
verfolgen war dies eindrucksvoll bei den Diskussi-
onen über den Mindestlohn. Die politischen Frakti-
onen hatten sich hier ordentlich verheddert. Preis
war es, der den gordischen Knoten durch ein pragmatisches Gutachten zerschlagen
hat. Nicht zuletzt hat Preis auch großen Einfluss auf die Rechtsprechung beim BAG,
in grundlegenden Entscheidungen ist fast immer ein „Preis-Zitat“ zu finden.
Der Vielgefragte
Das Zertifikat des „jüngsten Professors“ ist dieses
Jahr für Prof. Dr. Gregor Thüsing abgelaufen. Doch
auch wenn er nicht mehr als „junger Wilder“ koket-
tieren kann – nach wie vor ist er ein unschlagbarer
Fachmann im Arbeitsrecht. Dies gilt vor allem in
der schnellen Auswertung von neuen Gesetzen, bei
denen er mehr als einmal die Politiker dazu gebracht
hat, Änderungsgesetze einzubringen. Damit dies
seltener vorkommt, haben die Ministerien die Flucht
nach vorn angetreten und hören Thüsing so gut wie zu jedem Gesetzesentwurf an.
In seinen Gutachten nimmt Thüsing erfreulicherweise kein Blatt vor den Mund, vor
allem, wenn der Gesetzgeber zu Schnellschüssen tendiert.
Der Altmeister
„Man sieht ihn nicht mehr ganz so oft wie früher.“
Dies war oft die Eingangsantwort bei unseren Um-
fragen. Anschließend erfolgte aber durchgehend nur
großes Lob für den Altmeister der arbeitsrechtlichen
Anwaltschaft. Dadurch wurde schnell klar: Auch wenn
er sich etwas rarer gemacht hat, ist der Rat von Dr.
Jobst-Hubertus Bauer für alle Bereiche des Personal-
rechts nach wie vor nicht nur gefragt, sondern zudem
von hohem Gewicht. Dies nicht nur in gerichtlichen
Verfahren, sondern auch in der sonstigen fachlichen Auseinandersetzung. Was
unseren journalistischen Auftrag betrifft, so steht seit Längerem die Frage aus, wer
in seine Fußstapfen treten soll. Wenn man dann aber Bauer gegenübersteht und ihn
in seiner nach wie vor dynamischen, unnachahmlichen Rhetorik erlebt, hält man die
Frage schnell für nicht mehr angebracht.
Universität Bonn
Gregor Thüsing
Universität zu Köln
Ulrich Preis
Kanzlei Gleiss Lutz
Jobst-Hubertus Bauer