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PORTRÄT
SZENE
01 / 09 personalmagazin
sonalentwicklungsmaßnahmen sollen für
das nächste Jahr geplant werden? Aber
nicht nur das Planen, auch das Budgetie-
ren und Controlling der PE-Maßnahmen
ergeben sich direkt aus ihrer Rolle. Denn
anhand ihrer Zahlen kann Julia Roth zeit-
nah erkennen, welche Maßnahmen sich
wie auf den Umsatz auswirken. „Dadurch
merke ich sehr schnell, ob das, was ich
tue, erfolgreich ist oder nicht. Im Handel
sind Umsatz und Ertrag die wichtigsten
Faktoren.“
Ein einzigartiges Konzept
Das Konzept des Personal- und Organi-
sationsleiters bei der Galeria Kaufhof
GmbH ist wohl einzigartig in Deutsch-
land. Etwa 90 POL gibt es hierzulan-
de. Sie sind disziplinarisch für alle
Mitarbeiter der Filiale verantwortlich,
die fachliche Verantwortung liegt bei
den Abteilungsleitern. Die POL haben
zudem Budget- und Umsatzverantwor-
tung. Noch eine Besonderheit: Diszipli-
narisch unterstehen sie nicht etwa dem
Geschäftsführer Personal und Recht des
Unternehmens, sondern dem Geschäfts-
führer Verkauf. „Denn über den Verkauf
werden die wichtigen umsatzrelevanten
Themen an uns herangetragen“, erklärt
Julia Roth.
Wie hoch ist der Anteil an Verwaltung,
Menschenführung und Business-Verant-
wortung eines POL? Eine pauschale Ant-
wort auf diese Frage ist nicht möglich. So
ergeben sich je nach Saison unterschied-
liche Schwerpunkte: „Je nachdem, ob ge-
rade Planungszeiten stattfinden oder das
Weihnachtsgeschäft brummt“, sagt Julia
Roth. Auch jede Filiale habe ihre eigenen
Stärken, Schwächen und Bedürfnisse.
Eine weitere Besonderheit des POL-
Konzepts: Ein POL erhält nicht nur
eine praktische Einführung in den Ein-
zelhandel, sondern lernt auch meh-
rere Filialen kennen. Normalerweise
beginnt er in einer kleineren Filiale und
hat nach und nach die Möglichkeit, in ei-
ne größere Filiale zu wechseln oder sich
auch in Richtung Filial-Geschäftsführer
weiterzuentwickeln. Ein Element der
Personalentwicklung, das interessante
Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet. Julia
Roth startete imOktober 2006 bei Galeria
Kaufhof mit einer viermonatigen Einar-
beitung in Brühl, war danach als POL in
Nürnberg und anschließend in Oberhau-
sen-City tätig, bevor sie imMai 2008 nach
Mainz wechselte.
Ihr beruflicher Werdegang hat sie ideal
fürdieseTätigkeitgerüstet:SchonimBWL-
Studium hat sie eine gewisse Affinität zu
Zahlen entwickelt, gleichzeitig wollte sie
sich nie auf eine Spezialistenrolle fest-
legen. Klassische Generalistenfunktio-
nen übte sie auch in ihren beruflichen
Stationen aus. Das Generalistische ihrer
jetzigen Tätigkeit und die Nähe zu Mitar-
beitern und Kunden schätzt sie. Sie hat
sich bewusst für die Nähe zum operativen
Geschäft entschieden, denn sie weiß: „Im
Elfenbeinturm kann ein Personaler nicht
erfolgreich sein. Für mich ist es wichtig,
zu sehen, wie sich das, was ich tue, direkt
auf das Geschäft auswirkt.“
Wenig Handlungsbedarf
Allein das macht deutlich, dass Julia Roth
das aktuelle Ringen der Personaler, als
Business-Partner akzeptiert zu werden,
weniger berührt. „Für mich persönlich
sehe ich wenig Handlungsbedarf“, meint
sie. Nichtsdestotrotz findet sie diese Dis-
kussion wichtig und hat sich deshalb
auch in der Selbst-GmbH engagiert, um
dazu beizutragen, die Personalfunktion
voranzutreiben. Allerdings hält sie die
derzeitige Business-Partner-Diskussion
für eine ziemlich akademische, die kaum
praktische Auswirkungen nach sich
zieht. „Oftmals werden nur bestimmte
Begriffe übernommen.“
Dabei ist eine starke Rolle der Persona-
ler als echte Partner der Geschäftsleitung
aus ihrer Sicht absolut unerlässlich. Per-
sonalarbeit müsse auch im operativen
Geschäft stark vertreten sein. Und zwar
nicht nur im Einzelhandel, in der sich
Personalarbeit unmittelbar auf den Ge-
schäftserfolg auswirke.
Umsatzzahlen als Accessoire
Übrigens: Wie stark Julia Roth in ihrer
Rolle als POL aufgeht, sieht man ihr
schon äußerlich an: So hat sie es sich zu
eigen gemacht, stets ein Accessoire oder
ein Halstuch in Kaufhof-Grün zu tragen.
Das und das nie fehlende Namensschild
sollen dazu beitragen, dass Kunden sie
als Kaufhof-Mitarbeiterin erkennen und
ansprechen können. Auch für Fragen
nach einem bestimmten Spielzeug muss
Zeit sein. Dafür stehen ihre Umsatzmit-
verantwortung und Vorbildfunktion. Ein
anderes Accessoire, das sie stets mit sich
trägt, ist ein aktueller Ausdruck der Um-
satzzahlen. „Daran können Sie bei uns
immer den POL erkennen“, schmunzelt
sie. „Bei unseren Abteilungsrundgängen
haben wir immer die aktuellen Zahlen
dabei, um die Mitarbeiter zu erinnern,
wie ihre Abteilung im Vergleich zum
Vormonat dasteht. “
„Im Elfenbeinturm kann ein Personaler nicht
erfolgreich sein. Für mich ist es wichtig, die
Auswirkungen auf das Geschäft zu sehen.“
Julia Roth
Nach ihrem Diplompädagogik- und BWL-
Studium war sie zunächst im Personal-
bereich von Siemens/GPT in London,
von Lufthansa Cargo und der DB Netz
AG tätig. 2006 stieg sie als Personal-
und Organisationsleiterin bei der Galeria
Kaufhof GmbH ein. Seit Mai 2008 ist
sie Personal- und Organisationsleiterin
sowie stellvertretende Geschäftsführerin
Ware bei Galeria Kaufhof in Mainz.