Seite 20 - PERSONALquarterly_2015_01

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PERSONALquarterly 01 / 15
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SCHWERPUNKT
_WORK-LIFE-BALANCE
D
ie gesamte Arbeitswelt befindet sich in einem
Wandlungsprozess, der durch ständige Umbrüche,
plötzliche Veränderungen und strukturelle Heraus­
forderungen gekennzeichnet ist. […]“ (Rump, Eilers,
Wilms 2011). Die unterschiedlichen Auslöser der wirtschaft­
lichen Entwicklungen greifen ineinander und ergeben somit
ein höchst komplexes voneinander abhängiges System. Verän­
derungen vollziehen sich sowohl auf organisationaler als auch
auf individueller Ebene.
Zur Beschreibung dieser Auslöser wurde der Begriff Mega­
trend von verschiedenen Autoren geprägt (vgl. Horx 2011,
Rifkin 2014, Abele, Reinhardt 2011). Megatrends sind globale
und langfristige Treiber des Wandels. Deren Wirkung entfaltet
sich langsam, graduell und tief greifend. Dabei wirken sie von
hierarchischen Trendsystemen unabhängig. Megatrends ha­
ben eine Halbwertzeit von mindestens 50 Jahren und entfalten
ihre Auswirkungen in allen menschlichen Lebensbereichen.
Dabei können sie z.T. unbequem, komplex, paradox, konser­
vativ oder progressiv zugleich sein und helfen, die Zukunft
zu gestalten. Darüber sind sich alle Verfasser einig. In der
Ausdifferenzierung einzelner Megatrends gibt es unterschied­
liche Darstellungen. Beispielhaft zu nennen ist der Trend der
Globalisierung. Eine neue multipolare Weltordnung entsteht.
Anforderungen an eine individuelle berufs-
und lebensbiografische Arbeitsgestaltung
Von
Silke Schröder, Marcel Förster
und
Dr.-Ing. Sonja Schmicker
(Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg )
Wo noch bis zur Jahrtausendwende Wohlstand und Prosperi­
tät westliche Privilegien waren, erobern zunehmend Schwel­
lenländer durch Herstellung wirtschaftlicher Gleichgewichte
diese Privilegien (vgl. Horx 2011). In den letzten 30 Jahren
vollzog sich in den meisten OECD-Ländern eine weibliche Bil­
dungsrevolution. Mehr und mehr Abiturientinnen und Studen­
tinnen drängen auf den Arbeitsmarkt. Dies führt zu enormen
soziokulturellen Spannungen und lässt Frauen als eigenen
Megatrend auftreten.
Die demografische Entwicklung führt oft zu einem ein­
seitig negativen Bild, eine überalterte Gesellschaft und von
Unternehmen mit Fachkräftemangel. Dennoch wird derzeit
ein anderes Bild der Alterung gemalt. Die Verjüngung des
Sozialverhaltens führt zum Downaging-Effekt, welcher neue
Lebensphasen entstehen lässt und biografische Schleifen in
die Lebenszeit inte­g­riert (vgl. Horx 2014). Die Bedeutung der
Gesundheit wird neu geschrieben. Der krisengeschüttelte
Gesundheitssektor wächst zum Kernsektor der kommenden
Ökonomie heran. Gesundheit wird zum neuen Lebensgefühl
und persönlichem Empowerment und lässt neue Märkte ex­
pandieren (vgl. Horx 2014).
Die Zukunft der Arbeit
Ein neuer Trend ist die Dekonstruktion traditioneller Arbeits­
formen hin zu „New Work“. Einfache Arbeiten werden immer
billiger und immer standardisierter, niedrig qualifiziert und
damit billiger. Die Kognitionsarbeit nimmt dagegen an Wert
zu. Die Zukunft der Arbeit liegt im kooperativen Individualis­
mus (vgl. Horx 2014). Durch die ständig voranschreitenden
Entwicklungen im Bereich der Kommunikationstechnologien
entsteht eine Welt aus Verbindungen und Vernetzungen.
Diese wirken sich auf die Gesellschaft und auf Wirtschafts­
systeme in Richtung höherer Aktivität und Effektivität aus.
Diesen Trend nennt Horx „Connectivity“ (2014) oder auch
Digitalisierung.
Während um 1900 die Großfamilie das Bild der Gesellschaft
prägte, so zeigt sich die heutige Gesellschaft höchst heterogen.
Alleinstehende und Kleinfamilien prägen das heutige Bild der
Gesellschaft ebenso wie kinderlose Paare, Patchwork-Familien
oder Living-Apart-Together-Familien. Horx beschreibt diesen
Quelle: Die Biografie der Menschen des Industriezeitalters (nach Horx 2005)
Abb. 1:
Erwerbsbiografie im Industriezeitalter
Kindheit/­
 Jugend 
 Ausbildung
Jahre
23
63
Erwerbsarbeit/Familienarbeit
Ruhestand