Seite 58 - PERSONALquarterly_2013_04

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_Forscherporträt
personalquarterly 04/ 13
Interdisziplinär forschen und lehren
Sozial- und Wirtschaftspsychologe Rolf van Dick will mitgestalten – Studiengänge,
wissenschaftliches Arbeiten und auch das Management in Unternehmen.
Ruth Lemmer
,
Freie Wirtschaftsjournalistin, Düsseldorf
R
olf van Dick hinterlässt einen lebensfrohen Eindruck,
wenn er sagt: „Optimistische Menschen sind die bes-
seren Führungskräfte.“ Manager, die loben, bestärken
und die Mitarbeiter anlächeln, so seine Überzeugung,
„sind authentisch und haben mehr Einfluss“. Der Professor für
Sozialpsychologie am Institut der Psychologie der Goethe-Uni-
versität in Frankfurt am Main beschäftigt sich seit rund einem
Jahr mit positiver Psychologie. Er und seine fünf Doktoranden
und zwei Postdocs führen Glücktagebücher oder erforschen
Whistleblowing, Kritikfähigkeit und Authentizität. Den Studie-
renden bringt der 46-Jährige bei, dass sie „in jedem Moment
Führungskraft sind“.
„Wirkung“ hat in der Arbeit des Forschers von Beginn an
mitgeschwungen: in seinen Arbeiten zum Team, zur Identifi-
kation mit Organisationen, zum Erfolg von Fusionen. Geboren
wurde Rolf van Dick 1967 in Duisburg, aufgewachsen ist er
im Münsterland. Zum Psychologiestudium ging es nach Mar-
burg, wo van Dick 1999 über Stress und Arbeitszufriedenheit
im Lehrerberuf promovierte. An seiner nächsten Station, der
Aston University in Birmingham, forschte und lehrte er als
Senior Lecturer, ab 2005 als Professor für Social Psychology
und Organizational Behavior. Privat schafft es der Vater dreier
Kinder sich Zeit abzuzwacken, um belletristische Bücher aus
aller Welt zu sammeln und zu lesen.
2006 übernahm van Dick die Sozialpsychologie-Professur
an der Goethe-Uni. Rund 150 Bachelor- und 100 Masterstudie-
rende bildet die Psychologie aus, van Dick lehrt auf Englisch.
„Unsere Forschung ist international, ich schreibe meine Bü-
cher und Aufsätze in englischer Sprache“, erklärt er. „Es wäre
seltsam, wenn ich für die Studierenden Übersetzungen anfer-
tigen würde.“ Die goutieren sein pädagogisches Wirken – 2008
mit dem Universitätspreis für exzellente Lehre und 2009 mit
dem Studierendenpreis für die beste Lehre am Fachbereich.
Van Dick ist seit 2011 Dekan des Fachbereichs Psychologie
und Sportwissenschaften. Immer wieder geht er als Gastpro-
fessor auf Tour: Er lehrte in Universitäten in Alabama, auf
Rhodos und in Nepal. Daheim in Frankfurt gründete er das
interdisziplinäre Center of Leadership and Behavior in Or-
ganizations (CLBO) mit, dessen wissenschaftlicher Direktor
van Dick derzeit ist. Dort fördert er die Kontakte zwischen
Forschern der Ökonomie und der Gesellschaftswissenschaften
mit Unternehmenspraktikern. Imponierende Menschen wie
DM-Gründer Götz Werner und Italiens Theatermacher Dario
Fo beleben Abende; Thesen zum Fachkräftemangel und zur
Frauenquote (van Dick: „Ich bin dafür, weil so wenig passiert.“)
werden reflektiert. „Inzwischen bin ich wohl vor allen Dingen
Forschungsmanager“, sagt Rolf van Dick. „Ich netzwerke und
besorge Forschungsgelder.“
Dazu passt, dass der Professor internationale Journale he-
rausgibt – bei Hogrefe das Journal of Personnel Psychology.
Und dass er die Abschlüsse Bachelor und Master mitgestaltet.
Er will Studierende weniger „in ein Korsett zwingen“, setzt
fürs effiziente Lernen Videos und Experimente ein, gründet
für Veranstaltungen geschlossene Facebook-Gruppen, erprobt
Blockformate fürs Wochenende und rät Studierenden, die Spe-
zialisierung ihrer Masterstudien gezielt auszuwählen – „bei
uns oder an anderen Hochschulen“.
Rolf van Dick ist optimis­tisch, dass genügend gute Studieren-
de seine Sozialpsychologie wählen.
ROLF VAN DICK
Sozialpsychologie-Professor am Institut für Psychologie,
Goethe-Universität Frankfurt
E-Mail:
© moritz sirowatka photography