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PERSONALquarterly Oktober_2011
SERVICE
_FORSCHERPORTRÄT
D
erzeit ist Martin Högl noch Inhaber des Lehrstuhls für
Führung und Personalmanagement an der privaten
WHU – Otto Beisheim School of Management in Val-
lendar. Die Entscheidung für die LMU war keineswegs
eine gegen die WHU, betont Högl. Teils zieht es ihn in die baye-
rische Heimat zurück, teils war das Angebot der LMU zu verlo-
ckend. Doch eines steht fest: Wenn er geht, geht er nicht allein.
Sein eingespieltes Team aus Doktoranden und wissenschaft-
lichen Mitarbeitern begleitet ihn. Denn seine Publikationen
sind letztlich auch eine Mannschaftsleistung. Dabei beherzigt
er auch die Erkenntnisse seiner eigenen Forschung: „Wirklich
gute Teamarbeit entsteht nur dann, wenn die Teams und ihre
einzelnen Mitglieder ein hohes Maß an Autonomie, insbeson-
dere im Sinne von Entscheidungsautonomie, genießen. Wer
also stark „top-down“ führt, braucht sich nicht zu wundern,
wenn es mit der Teamarbeit nicht so klappt.“
Er selbst setzt an seinem Lehrstuhl, den er bereits seit 2005
innehat, auf flache Hierarchien und eine „Politik der offenen
Tür“. Ein Konzept, das aufgeht. Aktuell umfasst seine Publika-
tionsliste 15 Seiten. Nicht ohne Grund hat er es im Jahr 2009
im Handelsblatt-Ranking der aktuellen Forschungsleistung
im Bereich Führung/Personalmanagement/Organisation auf
Platz 1 geschafft. Dafür sucht er oft auch den Dialog mit seinen
internationalen Kollegen. Die internationale Präsenz in der
Wissenschafts-Community ist ihm wichtig. Er publiziert nur
in den renommiertesten internationalen Zeitschriften. Dass
die Ablehnungsquote in diesen Journals generell bei um die
90 Prozent liegt, versteht er als Ansporn.
Sein Anspruch ist hoch. Er möchte einen wichtigen Beitrag
für die HR-Praxis leisten. Wichtig ist ihm dabei vor allem die
menschliche Komponente. Denn Unternehmen erfolgreich
zu führen, bedeute vor allem auch Menschen erfolgreich zu
führen, so Högl. Dafür benötigt die Führungskraft aber eine
fundierte Wertebasis. Falsch sei es, einem Idealbild nachzu-
streben, das letztlich mit der eigenen Person und den eigenen
Werten wenig zu tun habe, warnt Högl. „Man kann nicht gut
führen, indem man das Führungsverhalten anderer imitiert.“
Die Wichtigkeit eines klaren Werteverständnisses will er auch
an seine Studenten weitergeben. Natürlich könne man Werte
nicht im Hörsaal lehren, das weiß er, aber zumindest könne
Der Teamplayer
Ab Januar übernimmt Professor Martin Högl das neu gegründete Institut für Führung
und Organisation an der Universität München – und kehrt zu seinen Wurzeln zurück.
Nicole Schrehardt
, Redaktion PERSONALquarterly
man die Selbstreflexion der Studenten anstoßen. Auch deshalb
hat er mit einigen Kollegen an der WHU das Center for Respon-
sible Leadership gegründet.
Dass der 41-Jährige heute mit Leib und Seele Wissenschaft-
ler ist, war lange Zeit nicht absehbar. Sein Entschluss, Profes-
sor zu werden, fiel erst Ende der Promotionszeit, erinnert sich
Högl. Als Doktorvater wählte er den Innovationsforscher Hans
Gemünden, da ihn – wie auch heute noch – die menschliche
Seite der Innovation besonders reizte. Die Kombination aus
Innovation, Führung und Zusammenarbeit veranlasste ihn,
1998 an der Universität Karlsruhe (TH) über „Teamarbeit in
innovativen Projekten“ zu promovieren.
Aktuell beschäftigt er sich besonders mit dem Aufbau von
Resilienz angesichts gescheiterter Projekte. Warum? In vielen
Unternehmen werde das Phänomen des Projektabbruchs und
deren Wirkung auf die beteiligten Innovatoren schlicht igno-
riert. Dass Führungskräfte einiges bewirken können, um die
Innovationskraft der Mitarbeiter zu erhalten, zeigen erste For-
schungsergebnisse. „Aus Fehlern kann man ja auch lernen.“
UNIV.-PROF. DR. MARTIN HÖGL
Lehrstuhl für Führung
und Personalmanagement, WHU – Otto Beisheim School of
Management
e-mail: hoegl@whu.edu,
www.whu.edu/leadership