Immobilienwirtschaft 4/2015 - page 3

editorial
3
0
4.2015
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Himmel ist bunt, wir sind alle voller Leidenschaft oder tun so als ob. Bloß nicht
langweilig rüberkommen, schon gar nicht in meinem Alter. Natürlich ist das ein
bisschen anstrengend. Und manchmal wünsche ich mir die berechenbare Eintönigkeit
der Welt zurück. Aber die Welt ist bunt, und ich stelle mich drauf ein. Außerdem bin
ich gerade dabei, die kaleidoskopartigen Eindrücke der farbigen Mipim zu ordnen.
Ich suche nach der stabilen belastbaren Information. Deutschland, sicherer Hafen
– mag sein. Aber was die Zukunft betrifft, fällt das Wort „Glaskugel“ erstaunlich oft.
Jeder redet von Urbanisierung, aber Studien belegen diesen angeblichen Trend gerade
nicht. Die Unsicherheit ist spürbar. Die Angst vor dem schwarzen Schwan auch.
„Unschlagbare“ Assetklassen erschöpfen sich schnell. Hat jemand gestern noch Büro
geliebt, macht er heute in Unternehmensimmobilien. Die Prognose für Logistikhäuser
– heute grandios – war vor einem Jahr noch durchwachsen. Und schien gestern noch
das Shopping-Center die zeitgemäße Variante des antiquierten Warenhauses zu sein,
teilt heute ein Immobilienriese mit, man werde sich von seiner Einzelhandels-Projekt-
entwicklungssparte trennen: Europa sei gebaut. Ich persönlich sehe ja die Assetklasse
Datenräume ganz kurz vor dem Durchbruch! Aber ich muss mich absichern.
Ich muss sie fragen, die Researcher, die Statistiker. Mehr denn je werden sie und ihre
Schlüsse heute die Garanten sein für längerfristig erfolgreiche Investments. Es ist vor
diesem Hintergrund nur konsequent, das Jahr (wenn nicht gar das Jahrzehnt) der
Statistiker auszurufen. Möglicherweise wird das Leben durch sie ein bisschen lang-
weiliger. Aber Berechenbarkeit beruhigt. Und im Übrigen – siehe Beyerle, Simons,
Schulten & Co.: Auch unter ihnen gibt es ja ein paar durchaus farbige Gestalten ...
Ihr
„Mehr denn je sind heute die
Schlüsse der Researcher Garanten
für erfolgreiche Investments.
Stehen sie stark im Vordergrund,
mag das Leben langweiliger werden.
Aber Berechenbarkeit beruhigt.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Jahrzehnt der Statistiker
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...76
Powered by FlippingBook