Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 3

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7
-8.2015
editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
eine neue App des Bundesverbands der Personalmanager beziffert die
Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Berufssparten über kurz oder
lang von der Maschine ersetzt werden. Nach dieser App ist die Gruppe
der Lohnabrechner zu 97 Prozent gefährdet, die der Journalisten zu 5,5
Prozent. Darauf kann ich einen heben. Überall, wo menschliche Eigen-
schaften wie Kreativität, Einfühlungsvermögen, Gespür etc. eine Rolle
spielen, haben es Maschinen – noch – schwer. Was ist mit anderen
Berufen? Den Maklern etwa?
Auf dem Deutschen Immobilienkongress des IVD entdeckten sie so-
eben diese genannten Eigenschaften. Das passierte, als ein Redner auf
Matching-Portale hinwies, die schon bald in großem Stil Vermietern
Mieter zutreiben werden und umgekehrt. Das könnte den Nachweis-
Makler tatsächlich entbehrlich machen. Aber jetzt zogen die Vermitt-
ler plötzlich ihre menschliche Karte: Beratung könne die Maschine
schließlich – noch – nicht.
Die Branche ist tatsächlich voller engagierter Köpfe. Die von uns auf
dem Tag der Immobilienwirtschaft ausgezeichnete Geschäftsführerin
der Gewobag, Kerstin Kirsch (Seite 18 ff.), ist ein gutes Beispiel dafür.
Sie hatte entschieden, die Roma-Mieter eines völlig heruntergekom-
menen Hauses bei der Renovierung mit einzubeziehen. Irrational,
unmaschinell und schließlich – erfolgreich.
Während der Mensch alles bewirken kann, zeigt der
Faktor Mensch
parallel die Anfälligkeiten desselben. Er war beteiligt, als eine Gemein-
deratsmehrheit in Freiburg unter anderem aus Linken und FDP (!)
künftig für neue Bauvorhaben 50 Prozent geförderten Mietwohnungs-
bau vorschrieb. Hauptgrund war: Man wollte den OB ärgern! Wo der
Mensch ist, ist sein Faktor nicht weit. Deshalb dürfte sich die Maschine
leider langfristig auch durchsetzen – in allen Berufsgruppen …
Ihr
„Dort, wo der Mensch
Kreativität & Co. ein-
setzen kann, ist er der
Maschine überlegen.
Doch was er so an guten
Sachen macht, macht
der ‚menschliche Faktor‘
oft wieder zunichte.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Der Mensch und sein Faktor
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