Immobilienwirtschaft 7/2015 - page 11

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ist bereits heute technisch möglich und
wird auch immer wieder diskutiert.
Der Thermoskannen-Tank
Der Nutzen
liegt auf der Hand, denn beheizt man das
Wasser mit einem Tauchsieder, der mit
Strom beschickt wird, so hat man den
ersten Schritt zur Energiewende bereits
vollzogen. Bereits heute kann ein derar-
tiger Tank mit einem Fassungsvermögen
von nur 15m³ denWärmeverlust auf circa
0,21GradKelvin pro Tag begrenzen, wenn
er richtig gebaut und eingebaut ist.
Der Gebäudebestand in Deutschland
würdemit vergleichsweise geringen Inves-
titionen zu einer gigantischen Speicher-
landschaft für Wärmeenergie werden,
die aufgeheizt wird, wenn andernorts die
Energie nicht zwingend benötigt wird.
Was eine solche Perspektive für die ener-
giepolitische Diskussion in Deutschland
bedeutet, kannman nur unschwer erraten.
Die Politik sollte sich dringend mit ei-
ner solchen Perspektive befassen. In we-
nigen ersten Schritten sind Pilotprojekte,
zeitlich begrenzte Förderprogramme in
dieser Richtung und ein intensiver Dialog
im Zeichen eines in diesem Sinne „neuen
Denkens“ zwischen Energiewirtschaft,
Immobilienwirtschaft und Politik nötig.
Neben der Energieeffizienz ist das Thema
Speicherung undOptimierung sowie Aus-
nutzung der Kapazitäten neu und stärker
in den Fokus zu nehmen.
Am Ende einer solchen Diskussion
könnten Lösungen stehen, die bezahlbare
Mieten, bezahlbares Immobilieneigentum
und umweltschonende Energieversor-
gung zu einem günstigen Preis zur Folge
hätten. Zudem würde die aktuelle Dis-
kussion um neue Stromtrassen eine ganz
neue Wendung bekommen, weil weniger
Trassen nötig wären. Steigen wir endlich
in diese Diskussion ein.
Umweltentlastung, aber sie rechnet sich
nicht gut genug. Ich plädiere für einen
Paradigmenwechsel im Denken. Es mag
provozieren, aber müssen wir nicht sehr
viel ernsthafter über Wärmegewinnung
durch Strom nachdenken, wenn wir von
den fossilen Energieträgern Abschied
nehmen wollen? Etwa 90 Prozent der
in einer Wohnimmobilie verbrauchten
Energie werden als Wärme genutzt, für
Heizung und Warmwasser. Produziert
wird dieWärme meist mit fossilen Brenn-
stoffen. Auch wenn das Thema „Heizen
mit Strom“ seit den 70er Jahren des ver-
gangenen Jahrhunderts wegen teilweise
asbesthaltiger Nachtspeicheröfen ein „No-
go-Thema“ ist, sollte man die Diskussion
sachlich führen.
Woraus setzt sich denn der aktuelle
Strompreis zusammen? Die Netzentgelte
und die EEG-Umlagemachen derzeit etwa
45 Prozent des Brutto-Preises für Strom
aus. Unter betriebswirtschaftlicher Be-
trachtung ist insbesondere die Produktion
der erneuerbaren Energien im Jahres- und
im Tagesverlauf alles andere als effektiv
und intelligent gesteuert. Als Betriebswirt
sage ich einen drastisch sinkenden Strom-
preis und massive Investitionen in erneu-
erbare Energien voraus, wenn es gelingt,
die Auslastung der erneuerbaren Energie-
gewinnung nachhaltig zu optimieren und
die Abnahmen berechenbarer zumachen.
Es gibt Möglichkeiten einer sinn-
vollen Speicherung für Wärmeenergie in
Wohngebäuden, die durch Stromabnah-
me sichergestellt wird. Um einer solchen
Lösung einen großen Schritt näher zu
kommen, möchte ich das Bild von Ther-
moskannenundWasserkochernbenutzen.
Stellen Sie sich vor, dass in einem vorhan-
denenHeizungskeller anstatt der altenÖl-
heizung eine sehr große Thermoskanne,
also ein vakuumgedämmter Wasserspei-
cher mit überproportional großem Volu-
men, eingebaut ist, der mit einem großen
Wasserkocher erhitzt wird. Diese Lösung
die Meinung durchgesetzt hat, dass dies
nicht zukunftstauglich ist.
Es geht viel zu langsam
Statistisch wird
weniger als ein Prozent der vorhandenen
Wohnungen energetisch saniert und nur
etwa ein halbes Prozent pro Jahr kommt
an neu gebauten Wohnungen dazu. Fazit:
Es geht viel zu langsam. Das Ziel, die Ener-
giewende bis 2050 zu schaffen, erscheint
so bestenfalls als Utopie, obwohl nach ei-
ner Allensbach-Umfrage 90 Prozent der
Deutschen das Gelingen der Energiewen-
de für „wichtig“ oder für „sehr wichtig“
halten.
Die Energiewirtschaft ist mit mas-
siven Investitionen in nachhaltige Ener-
giesysteme zögerlich. Der Grund liegt für
mich auf der Hand, wird jedoch kaum
thematisiert. Gerade bei Strom aus Wind
und Sonne gibt es inzwischen gigantische
Überkapazitäten, was zu einem Preisver-
fall zu bestimmten Zeiten führt. Fazit: Mit
nachhaltiger Energiegewinnung lässt sich
nur unsicher Geld verdienen, die Inve-
stitionssicherheit fehlt – alle sind für die
Verschiedene Entwicklungen, etwa der massive Internetausbau, werden
großen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Einige Visionäre, wie der
Soziologe Jeremy Rifkin, sagen beachtenswerte Dinge voraus, auch für die
Immobilienwirtschaft. Illusorisch? Visionär? Oder mehr? – Eine Serie.
Immobilienwirtschaft nach der
Dritten Industriellen Revolution:
Aspekte und Ausblicke
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A
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Frank Talmon l’Armée, Geschäftsführer
der Heidelberger EPPLE Holding
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