Seite 66 - Immobilienwirtschaft_2014_06

Basic HTML-Version

66
PERSONAL & KARRIERE
I
MITARBEITERBINDUNG
Geschäftsführer der auf die Immobilien-
branche spezialisierten Personalberatung
Bernd Heuer & Partner in Düsseldorf:
„Hier wird die Personalarbeit oft neben-
bei von den Firmenchefs mit erledigt.
Sie setzen ihre gesamten Anstrengungen
in die Anwerbung von Mitarbeitern, die
Personalbindung wird hingegen vernach-
lässigt oder dem Zufall überlassen.“ Da
bestehe gerade im Immobilienbereich,
dessen Fluktuation im Vergleich zu ande-
ren Branchen deutlich erhöht ist, großer
Nachholbedarf.
Doch wie schafft man es als Chef ei-
ner Immobilienfirma, seine Angestellten
in ihrem Job dauerhaft zufrieden zu stel-
len, ohne viel Geld in die Hand nehmen
zu müssen? „Der finanzielle Aspekt ist
nicht wichtig. Eine Gehaltserhöhung wird
keinen, der gehen will, langfristig halten
können“, behauptet die Personalexpertin
Andrea Schneble. Tatsächlich wird die
Bindewirkung einer Gehaltserhöhung
oft überschätzt. Studien zufolge verpufft
der Effekt schon innerhalb weniger Mo-
nate, während andere Formen der Aner-
kennung vom Chef – regelmäßiges kon-
struktives Feedback, Entschädigung durch
Freizeit, flexible Einteilung der Arbeitszeit
– lange nachwirken.
„Eine marktgerechte Grundvergü-
tung ist eine Grundvoraussetzung“, sagt
Personalleiter der Patrizia Immobilien
AG Peter Jaksch. Zusätzliche steuerfreie
Gehaltsbestandteile und Elemente der
leistungsorientierten Vergütung schaffen
weitere Anreize, der Firma treu zu bleiben.
Provisionen und Kapitalbeteiligungen
am Unternehmen sind beispielsweise
erprobte Bindeelemente für Leistungs-
träger, auch Lebensversicherungen für
Mitarbeiter und eine betriebliche Alters-
versorgung kommen in der Regel gut an.
Weitere steuergünstige Möglichkeiten ei-
ner Finanzspritze, die zur Zufriedenheit
der Mitarbeiter beitragen, sind Zuschüsse
zumEssen (etwa in Form von Restaurant-
Q
ualifizierte und loyale Mitarbeiter
sind die wichtigste Ressource jedes
Immobilienunternehmens. Wer erst
einmal genügend erfahrene Facility-Ma-
nager, Bauingenieure und Experten für
Asset und Property Management mit an
Bord hat, kann sich als Firmenchef glück-
lich schätzen, denn auf demArbeitsmarkt
sind diese Fachkräfte rar gesät. Doch ge-
funden heißt nicht gleich gebunden.
„Gerade jüngere, hoch qualifizierte
Mitarbeiter sind heutzutage schnell zu
einemWechsel bereit, wenn die Firma ih-
ren hohen Ansprüchen an Flexibilität, Ar-
beitsklima, Entwicklungsmöglichkeiten
und Führungsstil nicht gerecht wird“,
sagt Andrea Schneble vom Immobilien-
Personalberater „personell“ in Hamburg.
FLUKTUATION IST DER FEIND NUMMER EINS
Dabei ist eine Fluktuation von über 15
Prozent der Feind der Immobilienunter-
nehmen. Sie verursacht nicht nur immen-
se Kosten für Stellenanzeigen, Headhunter
und für die ein- bis zweijährige Einarbei-
tungszeit des neuenMitarbeiters, sondern
schadet auch der Reputation der Firma
oder signalisiert eine geringere Arbeitge-
berattraktivität für potenzielle Bewerber.
„Eine hohe Fluktuation bedeutet in der
Immobilienindustrie in erster Linie im-
mer einen Verlust von Know-how und
einen Bruch in den Kundenbeziehungen.
Vor allem in einer verhältnismäßig so
kleinen Branche stellt das für die Unter-
nehmen ein hohes Risiko dar“, sagt Jacobé
Gölz, Personalleiterin des Immobilienbe-
ratungsunternehmens CBRE in Frank-
furt am Main: „Da Immobiliengeschäfte
People‘s Business sind, genügt reines
Fachwissen nicht, um langfristig erfolg-
reich zu sein. Was zählt, sind persönliche
Beziehungen und Vertrauen zwischen
Mitarbeitern und Kunden.“
Das haben kleine undmittelständische
Immobilienunternehmen noch nicht zur
Genüge erkannt, behauptetThomas Flohr,
Mobile Massagen, kostenlose Äpfel
und ein Fitnessclub-Abo
Manche Immobilienunter-
nehmen lassen sich ganz
schön was einfallen, um
ihre Angestellten bei Laune
zu halten. Insgesamt sehen
Personalberater vor allem
in kleinen und mittelgroßen
Firmen aber noch viel Nach-
holbedarf bei der Mitarbei-
terbindung.
„Gerade jüngere Mit-
arbeiter sind schnell zu
einem Wechsel bereit,
wenn die Firma ihren
Ansprüchen nicht ge-
recht wird. “
Andrea Schneble,
Immobilien-
Personalberater „personell“, Hamburg