Seite 18 - Immobilienwirtschaft_2013_06

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18 Verbandsinformation
06 I 2013
Foto: RICS
Humanwert?
Der von mir als Erkenntnis aus Jahrzehnten des Lebens mit der
Immobilie eingeführte Begriff Humanwert steht für meine Forderung an
den besonderen Bezug „Mensch: Immobilie“. Dieser Humanwert wird
in außerordentlichem Maße bei der Büroimmobilie gefordert, in der ein
Großteil der berufstätigen Bevölkerung den wesentlichen Teil des Lebens
verbringt. Neben dem Netzwerk der Haustechnik ist das Netzwerk des
„guten Hausgeistes“ im Sinne einer dem Wohlbefinden der Immobilien-
nutzer dienenden Immobilie zu installieren. Auszüge aus der Rede als
Ehrengast bei der Netzwerkveranstaltung zum RICS-Focus 2013.
Autor: Jürgen Ehrlich FRICS, Vorstand a.D.; DIFA Deutsche Immobilien Fonds AG (heute Union Investment Real Estate GmbH); Ehrenmitglied der gif Ge-
sellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e.V.; Ehrenvorsitzender des Beirats MBA Internationale Immobilienmanagement der Bauakademie
Biberach; Mitglied im Ethik-Ausschuss RICS; Mitglied im Beirat der Asset Profiler GmbH; Aufsichtsrat
BulwienGesa schätzt bei durchschnittlich 25 Quadratmetern Gesamtflä-
chenverbrauch pro Person die Bürofläche in Deutschland auf 332 Mil-
lionen Quadratmeter MF/G. Das bedeutet, dass auf diesen Flächen rund
13,3 Millionen Menschen arbeiten. Hier sind einerseits die Auswirkungen
einer nicht gegebenen Work-Life-Balance erfahrbar und andererseits der
zunehmende Aufwand im Wettbewerb um die besten Köpfe spürbar. Zwei
Themen, die in den letzten Jahren ein hohes Maß an Beachtung in der Ar-
beitswelt gefunden haben und gleichermaßen auf den Gesellschafts- und
Wirtschaftsseiten der Printmedien dokumentiert worden sind und zu-
nehmend dokumentiert werden. Der Humanwert ist das Ergebnis aus der
Beachtung und Berücksichtigung menschlicher Maßstäbe, Wünsche und
Werte bei der Entwicklung und Betreibung einer Immobilie, auch und ge-
rade einer Büroimmobilie.
voll, wenn er beobachtet, wie seine Bedürfnisse unausgesprochen Teil der
Handlungsweise des Immobilieneigentümers sind. So verhält es sich auch
bei dem Engagement des Immobilieneigentümers für die direkten und in-
dividuellen Wünsche der Mitarbeiter seiner Kunden, unter anderem durch
die Bereitstellung eines LebensDienste-Netzwerks. Dies alles setzt sich in
rentierlichen Wert um durch ein sehr wohl im Vermarktungswettbewerb von
den Flächennachfragern registriertes Image, nämlich das positive Bild meiner
Handlungsweise. So etwas spricht sich herum. Mein Vermietungsaufwand
geht zurück, Vertragsverlängerungen werden selbstverständlicher, die ge-
wünschte Miethöhe ist eher durchsetzbar. In Zahlen wird das alles vom Er-
tragswert reflektiert und der Ertragswert dadurch stabilisiert. Professor Opa-
schowski spricht in seinem Buch „Deutschland 2030 – Wie wir in Zukunft
leben“ (Seite 151) von einer doppelten Produktivität – einer Produktivität des
Ökonomischen und einer Produktivität des Sozialen. Der Auftrag des Hu-
manwerts ist es, die Unternehmen bei der erforderlichen Erreichung der
Produktivität des Sozialen zu unterstützen. Es gibt bundesweit eine Vielzahl
gewerblicher und kommunaler Anbieter von Lebensdiensten. Dazu gehö-
ren: Familienservices, Bildungsangebote, Altenfürsorge, Kultur, zum Bei-
spiel Lunchkonzerte (in Hamburg), therapeutische Angebote, Drogen- und
Suchtberatung, Entspannung, Mobilität. Der Immobilieneigentümer ist
aufgerufen, daraus ein Lebensdienste-Netzwerk zu knüpfen. Er ist hierbei
das Bindeglied – Vermittler – zwischen den eigenen Kunden, den Mietern
der Gebäudeflächen (ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) und den
Anbietern der Services. Ein Zusammenwirken von Kräften, bei dem jede
Partei profitiert. Eine komplexer werdende Welt als Folge der weltweiten
Vernetzung und die Neustrukturierung der Arbeitswelt bei dauernder Fort-
entwicklung entsprechend den Arbeitsanforderungen verursachen auch in
der Bewirtschaftung, dem Management und der Betreibung von Immobili-
en eine radikale Neuorientierung. Übrigens, auch Büroimmobilien müssen
betrieben werden, nicht nur Einkaufszentren. Es ist vor diesem Hinter-
grund wichtig, dass wir nicht, wie in den letzten Jahren an vielen Stellen ge-
schehen, die Immobilie auf die Stufe eines Finanzprodukts degradieren.
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Sachwert
Bauwerk
Nachhaltigkeit
Innenraum- und
Umweltqualität
Office 21
®
Zukunft der Arbeit/Fraunhofer IAO:
In erster Linie sind Menschen für Ergebnis
und Kosten verantwortlich!
Ertragswert
Standort
Humanwert
Mensch
Lage
Funktionale Qualität
Kundenorientierung
Lebensdienste-Netzwerke
„Eine rundum „Wohlfühl-Immobilie“
Horst Höger, Vorstand a.D. Union Asset Management Holding
Was ist das „Wertige“ am Humanwert?
Das Gebäude vermittelt sich zuerst durch seine äußere Gestaltung, durch
die Architektur. Das Leben im Gebäude wird berührt durch Harmonie,
wenn Materialien und Strukturen ein als angenehm empfundenes Ganzes
bilden und sich unbewusst ein Wohlgefühl einstellt. Der Standort einer
Immobilie – die Lage – ist durch viele Faktoren bestimmbar und dadurch
nachvollziehbar festschreibbar. Dennoch wird an diesem Standort ein Ge-
bäude mit Ausstrahlung, Atmosphäre und individuell gestalteten Außen-
anlagen hervorragen. Humanitäres, menschenfreundliches Empfinden
hat dazu den Impuls gegeben. Der Kunde (Mieter) empfindet es als wert-
„Ein hoher Humanwert einer Immobilie
sichert deren Ertragswert!“
Dr. Jürgen Hübner, Rechtsanwalt, Partner a.D. Latham & Watkins