Seite 60 - Immobilienwirtschaft_2013_05

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05 | 2013
60
Special
„Wir wollen legale
Möglichkeiten schaffen,
sodass Kaltakquise nicht
mehr nötig ist.“
Volker Wohlfahrt,
Immobilienscout24
in Richtung der sozialen Netzwerke verschiebt“, so Nintzel.
Dabei werden auch Videodienste eine stärkere Rolle spielen.
Diese werden von der Immobilienbranche noch sehr stiefmüt-
terlich gehandhabt. Immonet bietet etwa eine Online-Immobi-
lienbewertung an, die Immowelt brachte eine Net TV App auf
den Markt, mit der mithilfe internetfähiger TV-Geräte Immo-
bilien gesucht werden können. Ein Geschäftsfeld, das künftig
deutlich zunehmen könnte.
Mobile Angebote immer wichtiger
Eng verbunden mit den sozialen Medien ist die Nutzung mo-
biler Endgeräte. „Der größte Wachstumsmotor ist derzeit das
mobile Internet“, berichtet Wohlfahrt. Bei Immobilienscout24
kämen inzwischen 40 Prozent der Besucher über mobile Ge-
räte auf die Seite. „Wir rechnen damit, dass wir die 50-Prozent-
Marke noch in diesem Jahr knacken“, so Wohlfahrt weiter. Das
mobile Internet werde künftig der dominierende Kanal für die
Immobiliensuche sein. Auch Vranken ist überzeugt, dass „mo-
bile Endgeräte die Branche die nächsten Jahre noch viel be-
schäftigen werden.“
Bei den großen Portalen gibt es keinen, der nicht ein Zu-
satzprogramm für Smartphones oder zumindest eine mobilfä-
hige Internetseite hat. Und auch die kleineren Portale ziehen
nach. So kündigen etwa Immo4trans und wunschgrundsück.de
Apps oder zumindest mobile Webseiten an.
Mobile Dienste und soziale Netze sind nur ein Teil der Ak-
tivitäten, mit denen die Portale um zahlende Nutzer kämpfen.
Seit Jahren versuchen sie, ihre Angebote rund um die Immobilie
zu erweitern und nicht nur als reine Suchmaschine genutzt zu
werden. „Wenn ein Objekt gefunden ist, verliert das Portal den
Nutzer“, weiß Kalaydo-Chef Vranken. Mit zusätzlichen Infor-
mationen rund um die Baufinanzierung, Kontakte zu Umzugs-
unternehmen oder Hilfe bei der Auswahl und beim Wechsel
des Telefon- oder Stromanbieters wollen vor allem die großen
Portale die Nutzer länger auf den Seiten halten und zusätzliches
Geschäft generieren. Wohlfahrt sieht in diesem Bereich „noch
großes Wachstumspotenzial“. Einfach wird es nicht. Denn die
zeitliche Lücke zwischen dem erfolgreichen Gesuch und dem
Einzug ist in den meisten Fällen einfach zu groß, als dass sich
„Wenn ein Objekt gefunden ist,
verliert das Portal den Nutzer.“
Joachim Vranken,
Geschäftsführer von Kalaydo
die Nutzer an solche Zusatzleistungen erinnerten. Auf der
Suche nach neuen Märkten nehmen einige Portale verstär-
kt die gewerblichen Nutzer ins Visier. „Geschlossene Online-
Marktplätze für Investmentimmobilien sind ein wachsendes
Geschäftsfeld, da speziell die Vermarktung von Immobilien im
mittleren Preissegment von eins bis fünf Millionen Euro zuneh-
mend im Internet stattfindet“, erklärt Immonet.de auf Anfrage.
2012 lag das Gesamtvolumen in Deutschland immerhin bei 36
Milliarden Euro. In diesem Jahr könnte es noch mehr werden.
Bei Immonet setzt man dabei auf eine Kooperation mit der
Hamburger Asset Profiler GmbH. Das Matching-System führt
Käufer und Verkäufer mit passenden Interessen direkt zusam-
men. Mit der Kooperation reagiere man auf das große Interesse
von Anlegern aus dem In- und Ausland.
Beim Vorreiter Immobilienscout24 entwickelt sich das ge-
schlossene Investmentportal CommercialNetwork recht erfolg-
reich. In 2012 wurden Immobilien mit einem Gesamtwert von
rund fünf Milliarden Euro vermarktet. Die Transaktionen im
Bereich zwischen 2,5 bis elf Millionen Euro fanden dabei vor
allem in den Asset-Klassen Wohnen, Büro und Einzelhandel
statt. In diesem Jahr soll das Portal erneut dreistellig wachsen.
Gewerbliche Nutzer ins Visier nehmen
Aktuell startet das Makler- und Beratungsunternehmen Jones
Lang LaSalle ein eigenes Gewerbeimmobilien-Suchportal für
Büro- und Industrieimmobilien. Seit Mitte April werden un-
ter jll.de/immo mehr als 2.400 Gewerbeimmobilien in über 50
Office- und rund 200 Industrial-Standorten angeboten. Timo
Tschammler FRICS von Jones Lang LaSalle Deutschland ver-
spricht sich davon ein zusätzliches Umsatzpotenzial.
Kleinere Portale sind dagegen eher zurückhaltend und
konzentrieren sich auf die private Kundschaft. Allerdings plant
etwa Immo4trans ebenfalls einen geschlossenen Online-Markt-
platz. Dieser werde jedoch ausschließlich an die eigene Makler-
software ilogu gekoppelt, sagt Norosinski. Wunschgrundstück-
Geschäftsführer Nintzel plant ebenfalls einen geschlossenen
Bereich für die Vermarktung von attraktiven Potenzialflächen
der Kommunen. „Hier werden sich Investoren umfassend bei
der Wirtschaftsförderung der Kommunen uber verfugbare Flä-
chen informieren können“, erklärt Nintzel.
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Foto: Kalaydo; ImmobilienScout24