34 Finanzen, Markt + Management
05 | 2013
Der Sprecher der Geschäftsführung der
Volkswagen Immmobilien GmbH über
Historie, Aufgaben und Besonderheiten
des Immobiliendienstleisters im
Windschatten eines Großkonzerns.
Herr Stöckigt, Sie waren nicht immer
der Immobilien-Komplettdienstleister
für VW, oder?
Stöckigt:
Seit 1953 waren wir bis Ende
der 1990er Jahre ausschließlich Woh-
nungsbauer und -verwalter für VW.
Schulungsgebäude, Fussballarena, Fa-
brikhalle: Nun bauen und bewirtschaf-
ten Sie vieles. Gibt es eine Grenze?
Stöckigt:
Vielleicht der Flughafen Ber-
lin-Brandenburg … Nein, im Ernst: Die
gibt es nicht. Zumal wir gerade Teile des
Flughafens Braunschweig errichten. Das
erste Objekt, das uns viele Türen geöffnet
hat, war die Volkswagen-Arena im Jahr
2000. Von da ab hat keiner mehr gesagt:
„Das können die nicht.“
Für den Weltkonzern Volkswagen,
dürften Sie – sofern es keine Weltwirt
schaftskrise gibt – immer genug zu tun
haben...
Stöckigt:
Das stimmt. Außerdem ist in
Wolfsburg nicht nur Produktion, son-
dern auch Forschung und Entwicklung
und die Konzernsteuerung angesiedelt.
Auch das macht uns krisenunabhängiger.
Und wie komfortabel arbeitet es sich
imWindschatten eines Konzerns?
Mit festem Auftraggeber ist alles sehr
kalkulierbar. Ob Wohnungsbau in
Wolfsburg oder Projektentwicklung in
Peking: Es ist spannend und bringt per-
manenten Auftragsfluss mit sich. Wir
koppeln unsere Strategie ganz stark an
das Konzerngeschäft.
Müssen Sie sich in Ausschreibungen
gegen Drittanbieter durchsetzen?
Stöckigt:
Ja, selbstverständlich. Doch seit
2008 im Konzern das zentrale Immobili-
enmanagement auf unser Betreiben hin
eingeführt wurde, passieren keine we-
sentlichen Immobilienentscheidungen
mehr ohne uns.
„Wir koppeln unsere Strategie ganz stark an das Konzerngeschäft.“
Können Sie denn immer alle Konzern-
ansprüche befriedigen?
Stöckigt:
Das ist gerade in Boomphasen
schwierig. Doch wir müssen auch nicht
alles selbst machen. Oft sind wir die
kompetente Schnittstelle für Dritte, die
die Leistung für uns erbringen.
Sind Wohnimmobilien ein lohnender
Geschäftsbereich?
Stöckigt:
Der Konzern ist mitbestim-
mungsgeprägt. Alle legen Wert auf guten
Wohnraum. Den bieten wir gerne an.
Und wir generieren damit Ergebnis.
Bieten Sie auch selbst Dienstleistungen
auf dem Drittmarkt an?
Stöckigt:
Wir haben eine Expertise für
Mietvertragsmanagement und ein Ge-
schäftsmodell dafür. Wir können auch
Generalübernehmergeschäft oder Stand-
ortsuche für große Gewerbeunterneh-
men ohne Immobilienbereich. Doch bis
jetzt müssen wir bei dem enormen Kon-
zernwachstum erst einmal unsere daraus
resultierenden Hausaufgaben erledigen.
Dazu gehört etwa auch der Bau von Au-
tohäusern für unsere Konzernmarken.
Bauten Sie auch ein Opel-Autohaus?
Stöckigt:
So weit geht die Liebe nicht!
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„Wachstum bringt Hausaufgaben“
Interview mit
Roland Stöckigt
Jörg Seifert, Freiburg
Roland Stöckigt ist in Personalunion auch
Leiter des Zentralen Immobilienmanage-
ments (ZIM) der Volkswagen AG.
Kernaufgaben des ZIM sind das Manage-
ment der weltweiten Konzernimmobilien
(Wahrnehmung der Eigentümerfunktion), die
Projektentwicklung sowie die Steuerung des
Facility-Managements. Das ZIM entlastet den
Konzern in Immobilienfragen. Folglich ist das
ZIM auch in die immobilienrelevanten Pro-
jekte mit einbezogen und berät mit seinem
fachlichen Know-how den Konzern.
Was ist eigentlich das „ZIM“?
Foto: Volkswagen Immobilien GmbH