44 Finanzen, Markt + Management
06 | 2012
heizkraftwerken (BHKW) häufig mit der
Lieferung von Strom kombiniert. Was
energetisch sinnvoll ist, ist jedoch wegen
der EEG-Umlage (2012 = 3,59 ct/kWh
zuzüglich Mehrwersteuer) bei Contrac-
ting-Modellen nun hinderlich.
In der Branche ist angesichts der
aktuellen und künftigen rechtlichen
Rahmenbedingungen deutliches Zäh-
neknirschen zu hören. Stephan Wahle,
Geschäftsführer der E-con 24 GmbH
und beim Wärme-Contracting Koope-
rationspartner der Innotec Energie-Ma-
nagement GmbH, sieht die Entwicklung
sportlich: „Durch das Mietrechtsände-
rungsgesetz wird die Situation für Con-
tractoren noch interessanter.“
Arbeitserleichterung
Wärme-Contracting bietet vom Prin-
zip her eine win-win-Win-Situation für
alle Beteiligten: Immobilieneigentümer
– Mieter – Contractor. Nutznießer ist
die Umwelt. Durch den Einsatz neuer,
effizienterer Anlagentechnik wird der
Energieverbrauch gesenkt. Die damit
verbundenen Einsparungen dienen
dazu, die neue Anlage zu finanzieren.
Ein weiteres Argument für Contracting:
Analyse, Planung, Auswahl, Bau, Finan-
zierung und Betrieb einer Heizungsan-
lage haben sich zu einem komplexen
Spezialgebiet entwickelt. „Sind Ener-
gie- und Wärmeversorgung kein Kern-
geschäft, dann nehmen Contractoren
ihren Kunden Arbeit in einem Bereich
ab, der ihn am Tagesgeschäft hindert
und für den er zusätzliches Personal
bräuchte“, erläutert Norbert Hirt, Leiter
Wärme-Contracting bei den Stadtwer-
ken Heidelberg.
„Eigentümer schauen in der Re-
gel auf den Investitionspreis, nicht auf
die effizienteste Technik“, ergänzt Fritz
Thormählen, Geschäftsführer der OVE
Objekt-Versorgung mit rationellem
Energieeinsatz GmbH. „Steuerung, Re-
gelung und professionelle Fernüberwa-
chung sind jedoch genauso wichtig wie
die Anlage selbst.“ Beim Wärme-Con-
tracting ist bei der Abrechnung nicht
die Menge des Brennstoffs maßgebend,
sondern die gelieferte Wärme. Vor die-
wohnten Wohngebäuden wird das Ein-
sparpotenzial der Kraft-Wärme-Kopp-
lung bereits genutzt.“ KWK macht auch
angesichts der aktuellen Diskussionen
um ein intelligentes Stromnetz, dem so-
genannten Smart Grid, Sinn. „Neben den
regenerativen Energien brauchen wir die
KWK zur dezentralen Stromerzeugung“,
meint auch Norbert Hirth. Und BHKWs
haben einen Vorteil: Sie können in jedem
Haus aufgestellt werden beziehungswei-
se eine ganze Siedlung mit Wärme und
Strom versorgen.
Abwasser: Ungenutztes Potential
Weniger für Siedlungen denn für Städte
eignet sich die Abwasserwärmenutzung,
die in Deutschland noch generell relativ
unbekannt ist. Dabei könnte das einzige
„Wärmeleck bei modernen Gebäuden“,
so Professor Oliver Christ, Hochschule
Weihenstephan-Triesdorf, „in den In-
nenstädten eine Alternative zur dort in
der Regel nicht möglichen Realisierung
von Erdwärme sein.“ Zu den Vorausset-
zungen zählen eine konstant anfallende
sem Hintergrund haben Contractoren
größtes Interesse daran, eine zuverläs-
sig funktionierende Anlagentechnik mit
niedrigem Brennstoffverbrauch einzu-
setzen und diese optimal zu betreiben
und zu warten.
Erdöl spielt beim Wärme-Contrac-
ting nur noch eine untergeordnete Rolle.
Genutzt werden hauptsächlich Erdgas,
Biogas, Holzpellets, Holzhackschnit-
zel, Solaranlagen und der Wärmebezug
von angrenzenden Industrie- und Ge-
werbeunternehmen. Einen zunehmend
größeren Stellenwert nehmen Block-
heizkraftwerke, die sogenannte Kraft-
Wärme-Kopplung (KWK), ein. Also
Anlagen, die Strom und Wärme gleich-
zeitig produzieren. „Diese Technologie ist
hocheffizient und spart bis zu 40 Prozent
der Primärenergie gegenüber getrennter
Strom- und Wärmeerzeugung, vom Um-
fang der CO
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-Einsparungen einmal ganz
abgesehen“, erklärt Peter Metz, Vorsit-
zender der Geschäftsleitung der Techem
Energy Contracting GmbH. „Genügend
Raum für Entwicklung gibt es – denn nur
in den wenigsten der 16,2 Millionen be-
Blockheizkraftwerke. Kraft-Wärme-Kopplung nimmt einen immer größeren Stellenwert ein.
Foto: Viessmann Werke/Vitobloc 200