Seite 74 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

Basic HTML-Version

Lieber Herr an der Brügge, unseren Glück-
wunsch! Sie sind jetzt rund 80 Tage im Amt.
Wie geht es Ihnen?
Natürlich geht es mir gut, denn wie die meisten
meiner Kolleginnen und Kollegen habe ich in der
Wohnungswirtschaft einen Traumberuf gefun-
den, der sehr viel Spaß macht und, wie ich finde,
auch Sinn stiftend ist. Insofern geht es mir gut.
Wie wollen Sie den Landesverband in Zeiten
der Zersplitterung der wohnungs- und im-
mobilienwirtschaftlichen Interessenvertre-
tung, Zeiten, in denen immer mehr Entschei-
dungen aus Brüssel und Berlin kommen, in
die Zukunft führen?
Ich würde nicht von einer Zersplitterung der
wohnungswirtschaftlichen Verbändelandschaft
sprechen. Die Struktur unserer Verbandsland-
schaft entspricht dem politischen System. Die
Interessenvertretung auf allen Ebenen in Euro-
pa, Berlin und in den Ländern ist richtig und hat
sich bewährt. Die zunehmend anspruchsvolle
Aufgabe ist die Koordinierung, Vernetzung und
Abstimmung auf allen Ebenen, um unsere Prä-
sens und Durchsetzungsfähigkeit zu erhöhen.
Auf Landesebene gibt es viele Möglichkeiten,
die Interessenvertretung effektiv wahrzuneh-
men. Denken Sie nur an die neuen Regelungen in
den wohnungspolitischen Maßnahmenpaketen,
die Vorschläge für die Landesbauordnung, das
Klimaschutzkonzept oder das Erneuerbare-
Wärme-Gesetz. Bei der Interessenvertretung
ist es von herausragender Bedeutung, dass wir
ein Verband sind, in dem die Mitglieder sich
direkt bis in die Leitungsfunktion des Verbands
einbringen können und damit die Praxisrelevanz
unserer Argumente deutlich machen.
Wo sehen Sie landespolitische Ansatz- oder
gar Angriffspunkte? Wo werden Schwer-
punkte Ihrer Arbeit liegen?
Der vbwhat sich in den letzten Jahren sehr positiv
weiterentwickelt. Dies ist auch das Ergebnis eines
stetigen Diskussionsprozesses in den Gremien des
vbw und mit seinen Mitgliedern. Dieser Prozess
geht selbstverständlichweiter. Die stetige Verbes-
serung unserer Arbeit und unserer Dienstleitungen
für die Mitglieder ist eine wichtige Aufgabe. Dies
allesmuss so gelingen, dass die ökonomische Basis
unseres Verbandes stabil bleibt.
Was mir besonders amHerzen liegt, ist die weitere
Schärfung unseres Profils. Wir sollten gegenüber
der Politik mit konkreten inhaltlichen Vorstel-
lungen operieren und damit zeigen, dass wir aus
guten Gründen entsprechende Rahmenbedingun-
gen von der Politik fordern. Die Tatsache, dass
unsere Mitglieder überwiegend gemäß Satzung
am Mitgliederinteresse oder sogar am Gemein-
wohl orientiert sind, rechtfertigt diesen Anspruch
in hohem Maße. Das gilt es deutlich zu machen.
Zur Zukunft des bezahlbaren Wohnens: Was
können Wohnungsunternehmen und -genos-
senschaften tun? Welche Ansätze sehen Sie?
Wer bezahlbares Wohnen möchte, muss definie-
ren, was bezahlbar heißt und was gutes Wohnen
ausmacht. Dies liefert die Politik nicht. Unsere
Mitgliedsunternehmen beweisen anhand ihrer
Unternehmensgeschichten, dass sie sehr wohl
wissen, wie gutes und bezahlbares Wohnen wirk-
lich geht. Wir werden aber zunehmend daran
gehindert. Immer detailliertere Vorschriften in
allen Bereichen und Ebenen, von der komplexer
werdenden Genehmigungspraxis bis hin zur an-
gedachten Mietpreisbremse behindern kreative
Lösungen, um gut, kostengünstig und mieterori-
entiert bauen zu können. Darüber hinaus fehlt es
uns an vernünftigen, gut ausnutzbaren Grundstü-
cken. Die Wohnungswirtschaft benötigt in diesen
Bereichen klare Prioritäten seitens der Politik, die
den Wohnungsbau unterstützen.
Der demografische Wandel stellt alle gesell-
schaftlichen und ökonomischen Sektoren
vor Herausforderungen. Was ist im Hinblick
auf die Alterung der Mieterschaft zu tun?
Wie sind z. B. dezentrale Pflegekonzepte zu
organisieren oder die notwendigen Umbau-
maßnahmen im Bestand zu finanzieren?
Der demografische Wandel beschäftigt unsere
Branche – insbesondere unsere Mitgliedsun-
Interview mit Robert an der Brügge
„Die Schärfung unseres Profils
liegt mir besonders am Herzen”
Robert an der Brügge ist Geschäftsführer der kommunalen Stadtsiedlung Heilbronn GmbH. Anfang Mai
2014 wurde er von der Mitgliederversammlung einstimmig zum neuen Verbandsvorsitzenden des vbw
Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. gewählt. Er folgt damit
Gerhard A. Burkhardt im Amt des Präsidenten nach. Die DW fragt nach Plänen und Perspektiven.
Quelle: Stadtsiedlung Heilbronn
72
8|2014
MARKT UND MANAGEMENT