Seite 51 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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9. Kieler-Woche-Symposium
Fachkräftemangel und Generation Y:
Herausforderungen im Fokus
Am 27. Juni 2014 trafen sich zum neunten Mal Vertreter der deutschen
Wohnungswirtschaft zum Kieler-Woche-Symposium. In diesem Jahr ging
es um die Frage, ob und wie die Wohnungswirtschaft sich auch in Zukunft
als attraktiver Arbeitgeber zeigen kann und gute Leute an sich binden
wird. Alternde Belegschaften, schrumpfendes Arbeitskräftereservoir,
steigende Konkurrenz um kluge Köpfe: Die Wohnungswirtschaft steht
vor großen Herausforderungen. Personalentwicklung wird daher in den
nächsten Jahren auch in der Wohnungswirtschaft eine der zentralen
Managementaufgaben sein. Sich verschiebende Präferenzstrukturen
gerade bei jüngeren Menschen, die etwa flexible Arbeitszeitmodelle
und sinnstiftende Beschäftigungsinhalte einem stichfesten Karriereplan
vorziehen, kommen hinzu.
So vielschichtig die Problemlage, so vielfältig gestalten sich die strate-
gischen Ansätze, auch in Zukunft gute Leute anzuwerben und zu binden.
Diese Themen debattierten Branchenexperten auf dem von der Innotec
Abfallmanagement GmbH veranstalteten Symposium an Bord des Zwei-
mastgaffelschoners „SS Abel Tasman“. Vor der spektakulären Kulisse
eines der größten Segelevents der Welt zeigten sie konkrete Handlungs-
felder und Perspektiven auf. Joachim Eckert vom GdW Bundesverband
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen lieferte zentrale
Impulse, die Diskussionsrunde unter der Leitung von
Dr. Hans-Michael Brey, geschäftsführender Vorstand der BBA – Akademie
der Immobilienwirtschaft, gab dem fachlichen Austausch Schwung. Die
lebhafte Diskussionskultur an Bord sei für alle Teilnehmer immer sehr
befruchtend, betonte Innotec-Geschäftsführer Dr. Sven Heincke. Neben
Brey, Eckert und Heincke saßen Andrea Magdeburg, Brandenburgische
Boden Gesellschaft für Grundstücksverwaltung und -verwertung mbH,
Ulrich Krause vom WPI Wirtschaftspädagogisches Institut Hannover
GmbH und Torsten Brunner von der STADT UND LAND Wohnbauten-
Gesellschaft als Experten im Denksalon unter Deck.
Nachhaltige und bedarfsgerechte Lösungen
Architektur für Menschen
mit Demenz
Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) veran-
staltete zusammen mit der TU Dresden Ende Mai 2014 die internationale
Tagung „Architektur für Menschen mit Demenz“ in der JohannStadthalle
Dresden. In Deutschland leben gegenwärtig 1 Mio. Menschen mit einer
Demenz. Die Anzahl an Neuerkrankungen in Deutschland wird auf 256.000
Fälle pro Jahr geschätzt. Vor dem Hintergrund einer Zunahme der Betrof-
fenen und einem Rückgang personeller Ressourcen im Bereich der Pflege
müssen neue Konzepte und Versorgungsformen gefunden und erprobt
werden. „Die sächsischen Wohnungsgenossenschaften nehmen das Thema
Demenz sehr ernst und suchen nach möglichen Modellen für ihre Mitglie-
der, denn Demenz müssen wir nicht suchen. Die haben wir im Bestand“,
sagte Dr. Axel Viehweger, Vorstand des VSWG. Prof. June Andrews
präsentierte ein virtuelles Pflegeheim, das Virtual Care Home
soll von Auftraggebern, Planern und Architekten,
die ein neues Pflegeheim bauen wollen, genutzt werden. Die Grundrisse
von sieben verschiedenen Zimmern sind dargestellt mit Informationen,
wie die Ausstattung für Menschen mit Demenz angepasst werden kann.
Auf die Gestaltung eines „demenzfreundlichen“ Gartens als Unterstützung
ging der Landschaftsarchitekt Dr. Garuth Chalfont ein. Wichtig seien neben
überdachten Bereichen und Sitzgelegenheiten u. a. saisonale Pflanzungen,
die essbare Früchte haben und den Bewohnern bekannt sind.
Eine wichtige Erkenntnis aus der Tagung: Es gibt nicht „die Demenz“ und
damit auch nicht „die Wohnform“. Es bedarf der individuellen Betrach-
tung und Beratung der Betroffenen. Einige allgemeine Empfehlungen
kamen dennoch zur Sprache: Um Betroffenen und pflegenden Angehö-
rigen den Alltag zu erleichtern, sollten die Wohnungen barrierearm oder
barrierefrei und am besten über einen Personenaufzug erreichbar sein.
Falls ein Umzug notwendig wird, sollte die Ausstattung der Wohnung
Möbel aus der gewohnten Umgebung des Betroffenen enthalten, da ein
Erkrankter Impulse aus der Vergangenheit braucht. Die Nachbarn sollten
sich an die Besonderheiten der Demenzerkrankten gewöhnen und diese
nicht als „abnormal“ oder „abstoßend“ empfinden. Die Aufklärung der
gesunden Mieter über die Krankheit spielt daher eine wichtige Rolle. Im
Kern sollte Demenz aus einer umfassenden Perspektive (Demenzerkrank-
te, Wohn- und Lebensarrangement, Alltag und pflegende Angehörige) im
Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes betrachtet werden, um nachhaltige
und bedarfsgerechte Lösungen zu finden. Hierzu sollten die Akteure der
Wohnungswirtschaft, der sozialen Dienstleister, Pflege und weiterer
Institutionen Netzwerke und Kooperationen vor Ort bilden.
Besucher auf der Tagung „Architektur für Menschen mit Demenz“
Quelle: VSWG
Quelle: Markus Brüggemann/Innotec Abfallmanagement GmbH
Bezogen auf Personalentwicklung und Rekrutierung von Fachkräften steuert
die Branche auf schwere See zu. An Bord diskutierten Vertreter der
Wohnungswirtschaft die notwendigen „Törns“
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