Seite 46 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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Konzepte für die nutzerunabhängige Lüftung
Es besteht demnach Bedarf an einer konzeptionel-
len Lösung, um einen ausreichenden Luftwech-
sel zu gewährleisten. Lösungen bieten sowohl
natürliche wie auch künstliche Belüftung. Im
Neubau mit sehr hohen energetischen Standards
werden häufig mechanische Lüftungsanlagen
eingesetzt. Sie bieten eine sehr gute Möglich-
keit, energieeffizient ein gesundes Raumklima
sicherzustellen, da sie im Winter die Wärme zu-
rückgewinnen können. Allerdings erhöhen sie
den technischen Anlagenaufwand und steigern
die Stromkosten, wenn sie imSommer zur Kühlung
mit Außenluft eingesetzt werden.
Darüber hinaus ist die nachträgliche Installation
einer solchen Anlage in modernisierten Häusern
kompliziert und mit hohem Aufwand und Kosten
verbunden. Bedenklich sind zudem die hygieni-
schen Probleme dieser Anlagen, wenn sie unzurei-
chend gewartet und gereinigt werden: Mikroorga-
nismen können wachsen und die Frischluftzufuhr
sowie -verteilung können unzureichend sein. Auch
Zugluft, unangenehme Klimaparamater und Lärm
werden von Nutzern der Gebäude zumTeil als be-
lastend wahrgenommen.
Eine durch das ProKlimA-Projekt
4
realisierte
Befragung von 4.596 Beschäftigten, die in 14
unterschiedlich belüfteten Bürogebäuden arbei-
teten, ergab, dass in den klimatisierten Gebäuden
deutlichmehr Befragte Befindlichkeitsstörungen
angaben als in den überwiegend natürlich belüf-
teten.
Fazit: Ausgewogenheit von
Energieeffizienz und Gesundheit
Grundsätzlich sollte bei energieeffizienten, mo-
dernen Gebäuden darauf geachtet werden, dass
nicht alleine die zweifelsohne wichtige Energie-
einsparung im Fokus steht, sondern auch ein aus-
reichender Luftwechsel gewährleistet ist. Dieser
muss sich ohne besondere Anstrengungen der
Gebäudenutzer realisieren lassen. Nur dann sind
die Voraussetzungen dafür gegeben, dass keine
Befindlichkeitsstörungen oder gar negative Ge-
sundheitseffekte durch Innenraumbelastungen
auftreten und die Gebäudenutzer sich in den
Räumlichkeiten wirklich wohlfühlen können.
Zur Prävention gebäudebezogener Gesundheits-
störungen sollten demzufolge schon bei der Er-
arbeitung neuer Gebäudestandards Architekten,
Ingenieure und Naturwissenschaftler engmit Um-
weltmedizinern zusammenarbeiten. Denn es gilt
sicherzustellen, dass die Berücksichtigungwichti-
ger ökonomischer wie ökologischer Kriterien nicht
zu Lasten der Gesundheit der Menschen erfolgt.
1
ppm=Parts per Million (deutsch: Teile zu einer Million)
2
Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der
Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundes-
amtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden:
Gesundheitliche Bewertung von Kohlendioxid in der
Innenraumluft. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheits-
forschung – Gesundheitsschutz 2008, 51:1358-1369
3
Mukoviszidose, auch zystische Fibrose genannt, ist eine
nicht heilbare Erbkrankheit, die zu den Stoffwechselstö-
rungen zählt und die Produktion eines zähen Schleims
durch Drüsen, wie z.B. die Bronchialdrüsen, in den
Atemwegen verursacht.
4
Bischof, W.; Bullinger-Naber, M.; Kruppa B.; Müller,
H. B., Schwab, R.: Expositionen und gesundheitliche
Beeinträchtigungen in Bürogebäuden. Ergebnisse des
ProKlimA-Projektes. IRB Verlag 2004
Dank eines in die modifizierte Griffleiste des
Dachfensters eingesetzten feuchtegesteuerten
Zuluftelements erfolgt die Lüftung bedarfsgerecht
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ENERGIE UND TECHNIK