Seite 31 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

Basic HTML-Version

und lichtdurchflutetenWohnungen hier erfüllen“,
meint Lauterbach. So bietet das Projekt in der Alt-
stadt, in der ansonsten zum öffentlichen Raum
keine Balkone oder Loggien erlaubt sind, viel Luft
und Freiraum. Von außen überwiegt der Eindruck
kleinteiliger Öffnungen, von innen genießen die
Bewohner die Großzügigkeit bodentiefer Fenster.
Moderne Technik sorgt für Komfort
und Nachhaltigkeit
Wohnen in der historischen Innenstadt ist in Qued-
linburg begehrt. Barrierearme und zweckmäßige
Wohnungsgrundrisse sind dagegen rar. Der Neu-
bau ermöglicht eine generationsübergreifende
Nutzungmit guter Mischung. Als Wärmeerzeuger
dient den Gebäuden einMini-Blockheizkraftwerk,
die hierfür notwendigen Heizflächenwurden kom-
fortabel über Fußbodenheizungen realisiert. Die
hochwärmegedämmte Außenhülle unter der vor-
gehängten Lamellenfassademinimiert Wärmever-
luste, sodass der Grenzwert für den Primärener-
giebedarf deutlich unterschrittenwerden konnte,
was niedrige Heizkosten sichert.
Dass sich der zeitgemäße Neubau so rücksichts-
voll in das historische Stadtbild eingegliedert,
verdankt die WoWi dem Architekturbüro Arc
Architekturconzept, das diese anspruchsvolle
Bauaufgabe im Team gemeinsam mit dem Büro
Planungsring beispielhaft bewältigt hat.
Was können Neubauten im historischen
Zentrum bewirken?
Gerade im Innenstadtbereich sehe ich eine große
Nachfrage nach Wohnungen. Dabei wünschen die
Mieter hier insbesondere kurze Wege und gute
Infrastruktur. Hier gilt es, den Bestand mit einem
barrierearmen Angebot zu ergänzen. Es zeigt sich
dabei immer wieder die Herausforderung, in der
Altstadt den Standard des 21. Jahrhunderts zu
integrieren, mit zeitgemäßem Schall- und Brand-
schutz, moderner Sanitär- und Heiztechnik und
der mobilitätsgerechten Erschließung. Es gibt
viele wertvolle Altbauten im historischen Zent-
rum, an denen Sie genau ablesen können, ob sie
aus dem 15., 16. oder 17. Jahrhundert stammen.
Wir benötigen hierzu jedoch auch moderne Er-
gänzungen, für die wir dauerhaft gute Vermie-
tungschancen sehen. Nicht jeder möchte und
kann mit schiefen Böden, niedrigen Decken und
verwinkelten Räumen wohnen. Das Interesse, di-
rekt neben den Fachwerkhäusern mit modernem
Standard zu wohnen, war und ist groß. Nach kur-
zer Zeit kam es zur Überzeichnung der angebo-
tenen Wohnungen. Für die nächsten Neubauten
steht für uns künftig etwa auch das an Bedeutung
gewinnende Thema Senioren-WG auf dem Plan.
Wie war Ihre Erfahrung bei der Zusammenar-
beit mit dem Denkmalschutz?
Quedlinburg gehört zum Welterbe der UNESCO.
Es ist klar, dass der Denkmalschutz hier eine
starke Position hat. Es ist sehr aufwendig, von
der Notwendigkeit von Abrissen zu überzeugen.
Wenn aber fundiert diskutiert wird, finden auch
die Forderungen der Bauherrenschaft Gehör. Der
Wegwar steinig, wir mussten durch alle Instanzen,
amEnde hat aber die Stadt und auch der Denkmal-
schutz hinter dem Vorhaben gestanden. Hilfreich
war, dass wir mit den beauftragten Architekten
einen guten Griff getan haben.
Wie wichtig ist Ihnen Gestaltung und die
Auswahl der Architekten?
Sehr wichtig, doch bei einemBauvorhaben dieser
Größenordnung rechnet sich für uns ein klassi-
scher Wettbewerb imVerhältnis zu den Gesamtin-
vestitionskosten leider nicht. Gleichwohl setzen
wir hohe Architektur- und Bauqualität um. Bei der
Ritterstraße sind wir auf den Gewinner im Wett-
bewerb der Architektenkammer Sachsen-Anhalt
zum Thema „Mut zur Lücke“ aufmerksam gewor-
den. Ihr Fassadenentwurf für Fachwerkstrukturen
ließ sich auf dieses Bauvorhaben übertragen. Mit
Erfolg, wie sich gezeigt hat.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Susanne Ehrlinger.
Lageplan mit dem Ersatzneubau im historischen Zentrum von Quedlinburg
Quelle: Adrian Schulz/Arc Architekturconzept GmbH
Die Wohnungswirtschaftsgesellschaft mbH
Quedlinburg ist mit einem Bestand von
3.100 Wohnungen der größte Vermieter
im mittelalterlichen Quedlinburg. In der
Stadt mit der historischen Fachwerkalt-
stadt stellt die rückläufige Einwohnerzahl
und eine älter werdende Bevölkerung das
kleine Wohnungsunternehmen vor große
Herausforderungen.
PORTRÄT
Weitere Informationen:
29
8|2014