Seite 27 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2014_08

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sitzende Wilhelm Grewatsch. Dort verwirklichte
dieGenossenschaftmit denRosental-Terrassen ein
ähnliches Vorhaben, die Wohnanlage im beliebten
Stadtteil Gohlis ist komplett vermietet – und das bei
Mieten von durchschnittlich 7,80 €/m
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kalt. Zum
Vergleich: Die durchschnittliche Bestandsmiete
in Leipzig liegt bei knapp 5 €/m
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. Die Rosental-
Terrassen sind zudem das größte Neubauprojekt
einer sächsischen Wohnungsgenossenschaft seit
derWende. Die Betriebskosten der Rosental-Terras-
sen sindmit 1,65 €/m
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niedrig. DiesenWert sollen
auch die Neubauten in Leipzig-Grünau erreichen.
Die energetisch optimierte Bauweise macht es
möglich. Wilhelm Grewatsch: „Wenn wir den al-
ten Plattenbau saniert hätten, wären die Betriebs-
kosten zwar auch niedriger, aber niemals in dieser
Größenordnung.“
Hochwertige Ausstattung
Damit der Neubau überhaupt möglichwurde, ver-
zichtete die Lipsia auf Fördermittel für den Ab-
riss. Finanzvorstand Dr. Kristina Fleischer: „Sonst
hätten wir die Fläche zehn Jahre lang brachlie-
gen lassen müssen.“ Die drei Solitäre sind nach
Südwesten zum Kulkwitzer See ausgerichtet. Die
Nachfrage nach den 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen
ist groß, obwohl die Mieten, ähnlich wie bei den
Rosental-Terrassen, bei 7,80 bis 8 €/m
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kalt lie-
gen. Dafür bekommen dieMieter eine hochwertige
Ausstattung: Parkett, Fußbodenheizung, große
Balkone beziehungsweise imErdgeschoss Terras-
senmit Gartenzugang und hochwertige Bäder mit
Fenster, eine zweite Dusche. Alle Türen innerhalb
der Wohnanlage werden so breit sein, dass die Be-
wohner bequem mit dem Rollstuhl oder Rollator
hindurchkommen, Aufzüge sind selbstverständ-
lich. Insofern sind die 65 bis 120m
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großen Woh-
nungen auch seniorengerecht. Lediglich zu den
Balkonen und Terrassenmüssen kleine Schwellen
überwundenwerden. Grünanlagen und ein großer
Spielplatz sind in dem Karree bereits vorhanden.
Widerstand der bisherigen Mieter
Natürlich waren nicht alle Mieter des inzwischen
abgerissenen Blocks begeistert von demNeubau-
vorhaben, wie Wilhelm Grewatsch sagt. Schließ-
lich wohnten sie für weniger als 4 €/m
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Kaltmiete
direkt am See, wenn auch in einem unsanierten
Plattenbau. „Wir haben ihnen sanierten Wohn-
raum innerhalb unserer Genossenschaft angebo-
ten, die meisten haben das angenommen“, sagt
Grewatsch. Es gibt eineWarteliste, die bisherigen
Mieter erhielten bevorzugt eineWohnung in einem
der neuen Sechsgeschosser. Etwa 10% nahmen
dieses Angebot an. Alle vom Abriss betroffenen
Mieter erhielten von der Wohnungsgenossen-
schaft eine Umzugspauschale, auch wenn sie in
eine Wohnung zogen , die nicht der Lipsia gehört.
Diskussionen gab es wegen der 13 Mietergärten,
die sich in der Zschampertaue auf einem seit län-
gerem leerstehenden Grundstück befinden. Hier
soll der dritte Neubau entstehen. Auch wenn
die Nutzung des Geländes für Mietergärten von
vornherein als Übergangslösung gedacht war,
wollen die Pächter die Gärten nun nicht mehr
verlassen. Man bemühe sich umein benachbartes
städtisches Grundstück, damit die Mietergärten
dorthin umziehen könnten, sagt Grewatsch. Die
Entscheidung, ob der Ankauf der Fläche möglich
ist, stehe aber noch aus.
Beitrag zu Stadtteilentwicklung
Die Kulkwitzer Seeterrassen ordnen sich gut ein in
das von der Stadtverwaltung vorgelegte integrier-
te Stadtteilentwicklungskonzept, das Ende dieses
Jahres den Stadtrat passieren soll. Dieses kommu-
nale Konzept soll Fördermittel von Bund, Land und
EU bringen, umGrünau aufzuwerten – nach innen
wie nach außen. Denn die Großsiedlungwird in der
öffentlichenWahrnehmung noch oft stigmatisiert.
Im Rahmen des Stadtteilentwicklungskonzepts
soll in Kindertagesstätten, Schulen und öffent-
liche Freiflächen investiert werden. Zudem soll
für 3 Mio. € ein neues Bildungs- und Bürgerzen-
trum in Grünau entstehen, „damit es einen zen-
tralen Kommunikationspunkt im Stadtteil gibt“,
so Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. Die auf
dieseWeise aufgewertete Großsiedlung bietet das
richtige Umfeld für die Kulkwitzer Seeterrassen.
Die Stadt möchte, dass bevorzugt junge Leu-
te und Familien, nach Grünau ziehen. Dubrau
sieht das Lipsia-Projekt positiv und betont: „Aus
unserer Sicht braucht Grünau Wohnungen mit
unterschiedlichem Standard. Die hochwertigen
Wohnhäuser passen da gut hinein.“ Der Trend zum
Wegzug könne gestoppt werden, das Vorhaben in
der Zschampertaue sei ein erstes Signal und der
Beweis dafür, dass auch imGeschosswohnungsbau
in einer Plattenbausiedlungwirtschaftlich gebaut
werden kann.
Die Großwohnsiedlung Grünau zählt neben Berlin-Marzahn und Halle-Neustadt zu den größ-
ten Plattenbausiedlungen der DDR und stellt die größte in Sachsen dar.
Grünau ist seit der Wende kontinuierlich geschrumpft, seit etwa drei Jahren steigt die Ein-
wohnerzahl wieder leicht. Mit 45.000 Einwohnern ist Grünau Leipzigs größter Stadtteil.
Von den gut 30.000 Wohnungen im gesamten Stadtbezirk stehen etwa 15 % leer, der Groß-
teil des Leerstandes konzentriert sich auf die Wohnkomplexe (WK) 4, 7 und 8. Insgesamt
gibt es 7 WK, von 1 bis 8, die Nummer 6 wurde nie gebaut.
Seit der Wende sind etwa 35 Mio. € aus der Städtebauförderung in den Stadtteil geflossen.
ZAHLEN UND FAKTEN ZU GRÜNAU
WG „LIPSIA” EG
gegründet:
1954
Wohneinheiten:
8.003
Mitglieder:
7.936
Mitarbeiter: 57
Leerstandsquote:
5,76% (per 31.12.2013)
Mod.-/Inst.-Investitionen:
10,8 Mio. € (per 31.12.2013)
Bilanzsumme:
319,9 Mio. €
(per 31.12.2013)
Weitere Informationen:
Diese Fläche wird bebaut
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8|2014