In letzter Zeit haben Medien zunehmend die
Gefahr von Stromausfällen heraufbeschworen.
Schuld seien die Energiewende und die Netze,
heißt es da. Doch diese Sichtweise ist zu simpel.
Es sind viele Einflussfaktoren, die dafür verant-
wortlich sein können, dass eine Stadt imDunkeln
liegt. Zunächst handelt es sich um ein System,
welches aus Stromerzeugern, Netzwerkbetrei-
bern und Verbrauchern besteht, ein in sich ge-
schlossenes, stabiles System. Ändert sich eine
Größe, wirkt sich das auf die beiden anderen
Komponenten aus. Alle drei Größen unterliegen
aber schon seit Jahren Veränderungen. Die Li-
beralisierung der Netze begann etwa Ende der
1980er Jahre. Die Energiewende spielt ebenfalls
eine Rolle. Die zentrale Stromversorgung nimmt
ab, zunehmend wird Strom dezentral erzeugt. Die
Erzeugung erfolgt nicht mehr bedarfsgerecht,
sondern dann, wenn die Sonne scheint oder der
Wind weht. Der Endverbraucher nimmt nicht nur
den Strom ab, sondern erzeugt selbst, beispiel-
weise mit einer Photovoltaikanlage auf demDach
seines Wohnhauses. Das belastet die Stabilität
der Netze. Kritisch macht das System auch die
steigende Anzahl von Extremwetterereignissen
wie Starkregen, Stürme und Hochwasser. Weil
die Komplexität der Technik zunimmt, steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass sie an einer Stelle ver-
sagt. Die Vernetzungen sind groß, eins hängt vom
anderen ab. Als beispielsweise im vergangenen
Herbst in München großflächig der Strom ausfiel,
gingen kurz danach auch in Frankfurt die Lichter
aus. Der Grund: Die Straßenlaternen in Frankfurt
wurden aus München gesteuert.
Folgen eines großflächigen Stromausfalls
Ein großflächiger Stromausfall ist eine dra-
matische Situation. Denn unsere hochkomple-
xe, moderne Gesellschaft ist vom Strom stark
abhängig. Bei einem Blackout brechen nicht
nur die Netze zusammen, sondern Kraftwerke
schalten sich ab und es dauert mehrere Tage,
die Stromversorgung wieder herzustellen. Die
Folgen sind tiefgreifend. Ohne Strom kippt die
Wasserversorgung. Trinken, Kochen, Toilette-
spülen, Heizen – all dies ist nicht mehr möglich.
In der Kanalisation sammeln sich Fäkalien, die
unkontrolliert austreten. Was dann in den gro-
ßen Wohnkomplexen wie denen der Berliner
Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg (WGLi)
mit bis zu elf Stockwerken passiert, mag man
sich gar nicht ausmalen. Doch diesen Gedanken
zuzulassen, ist dringend notwendig, will man
ausreichend vorbereitet sein. Denn eine Faust-
regel besagt, dass ein Hochhaus innerhalb der
ersten 24 Stunden nach einem Stromausfall
evakuiert werden sollte. Bei der WGLi stünden
dann mehrere tausend Menschen, davon etwa
50% über 60 Jahre, plötzlich auf der Straße.
Achtung: Stromausfall
Wenn im Land die Lichter ausgehen
Deutschlands Stromversorgung gilt als besonders leistungsfähig. Das System ist hochkomplex und
befindet sich im Umbruch. Genau das macht es extrem verletzlich. Was passiert, wenn der Strom
plötzlich ausfällt? Nur wenige Immobilienunternehmen wie die Berliner WGLi Wohnungsgenossenschaft
Lichtenberg bereiten sich auf den Ernstfall vor.
Dr. Bernd Benser
Chief Business Officer (CBO)
der GridLab GmbH, Cottbus
Thomas Kleindienst
Kaufmännischer Vorstand WGLi
Wohnungsgenossenschaft
Lichtenberg eG, Berlin
Stephan Boy
Geschäftsführer KKI –
Kompetenzzentrum Kritische
Infrastrukturen GmbH, Berlin
Unternehmenskurzdarstellung WGLi
Die WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG – Wohnen ist Leben – ist mit über 10.000
Wohnungen die größte Wohnungsgenossenschaft in Berlin. Alle Häuser sind saniert. Zu ihnen
gehören ausgedehnte Wohnhöfe, die auf sehr individuelle Art und Weise durch Gartenbauar-
chitekten gestaltet wurden. Darüber hinaus finden die Bewohner in unmittelbarer Umgebung
vielfältige Freizeitangebote.
Unternehmenskurzdarstellung KKI GmbH
Die KKI – Kompetenzzentrum Kritische Infrastrukturen GmbH – Sicherheit durch Handeln – ist
ein Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen für Stadtwerke, Netzbetreiber, Kommunen
und Industrie, das sich auf das Störungs-, Notfall- und Krisenmanagement leitungsgebundener
Infrastrukturen im Sektor Energie und Wasser spezialisiert hat. Die Angebote reichen von der
Prävention über Schulungen und Trainings bis zur Ereignisbewältigung.
Unternehmenskurzdarstellung GridLab
Die GridLab GmbH ist eine Tochter der Eurogrid International CVBA. Ihr Anspruch ist es, das
europäische Trainings- und Forschungszentrum für die Systemsicherheit elektrischer Netze zu
werden. Hierzu ist insbesondere notwendig, Prozesse in Ausbildung, Training und operative
Systemführung zu definieren, zu beschreiben und bestenfalls zu standardisieren. Diese sollen
nach dem oben genannten Anspruch europäischen Charakters sein.
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6|2013