Seite 61 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_06

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VENTILATOREN
Und stark. Und effizient. Und gut.
Maico WS 170 –
die Komfortwohnungslüftung
mit Wärmerückgewinnung.
che Fragestellungen ergeben, die bisher nicht
im Fokus standen.
Projektbeispiel „Aktiv-Stadthaus“
Wie die besonderen Anforderungen an energie-
produzierendeMehrfamilienhäuser in der Praxis
zu handhaben sind, demonstriert die ABG Frank-
furt Holding GmbH als Bauherr amBauvorhaben
„Aktiv-Stadthaus“ imZentrumvon Frankfurt am
Main. Das Gebäude wird 2013/2014 als eines
der erstenMehrfamilienhäuser imEnergiePLUS-
Standard errichtet.
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Es erzeugt über das Jahr
mehr an Energie, als es für Heizung, Trinkwarm-
wasser, Lüftung, Klimatisierung, Beleuchtung
und den Nutzerstrom verbraucht. Das Objekt
umfasst auf 6.750 m
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Wohnfläche und acht Ge-
schossen insgesamt 74Wohneinheiten. Ein hoher
energetischer Standard vergleichbar mit KfW40
wird u. a. durch bauphysikalisch optimierte Bau-
teile erreicht.
„Angesichts der Tatsache, dass 40%der Energie-
verbräuche auf Gebäude zurückzuführen sind,
hat die Wohnungswirtschaft einen Handlungs-
auftrag, um einen Beitrag zur Energiewende
zu leisten. Die ABG Frankfurt Holding errichtet
daher seit 13 Jahren Passivhäuser und ist mitt-
lerweile bei über 2.000 Passivhausgeschoss-
wohnungen angekommen. Insofern ist es nur
eine konsequente Weiterentwicklung des Pas-
sivhauses, nunmehr über das Aktiv-Stadthaus
nachzudenken. Wir haben mit diesem Projekt
aufzeigen wollen, dass ein Aktiv-Stadthaus in
einer hochverdichteten innerstädtischen Lage
bei äußerst erschwerten Ausgangsbedingungen
wirtschaftlich rentabel darstellbar ist. Die Woh-
nungswirtschaft ist aufgefordert, sich nunmehr
endlich dieser Thematik aktiv anzunehmen”, so
Frank Junker, Vorsitzender der ABG Frankfurt
Holding Wohnungsbau- und Beteiligungsge-
sellschaft mbH.
Das Energiekonzept
Das innovative Energiekonzept sorgt mit ei-
ner elektrischen Wärmepumpe, die Wärme
aus Abwasser entnimmt, für einen niedrigen
Primärenergiebedarf. Um die Wärmepumpe
energieoptimiert zu betreiben, erfolgt die Wär-
meverteilung für Heizwärme und Warmwasser
durch getrennte Verteilnetze auf verschiedenen
Temperaturniveaus. Die Fußbodenheizung in
den Wohnungen ergänzt diesen Technikansatz
und sorgt für behagliche Temperaturen in den
Wohnräumen.
Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach (250
kWp) und in der Fassade (80 kWp) erzeugt den
notwendigen Strom für das Gebäude. Kern des
elektrischen Energiemanagements bildet ein
250-kWh-Stromspeicher, mit dem eine Eigen-
stromnutzungsrate von mehr als 50% erreicht
wird. Ein intelligentes Stromlastmanagement-
system regelt den Betrieb der Wärmepumpe in
Abhängigkeit der Erzeugungs- und Bedarfssitu-
ation; ansteuerbare, hocheffiziente Haushalts-
geräte werden in ausgewählten Wohnungen
eingesetzt.
In allen Wohnungen werden Nutzerdisplays ins-
talliert, auf denen Handlungsempfehlungen zur
Gerätenutzung erscheinen und mit denen die
Bewohner ihren Energieverbrauch visualisieren
können. ImErdgeschoss stehen denMietern und
den Quartiersbewohnern Elektrofahrzeuge zur
Verfügung. In Kooperationmit einemCarsharing-
Anbieter erfolgt die Vermarktung der Fahrzeuge.
Ein übergeordnetes zentrales Building-Manage-
ment-System kommuniziert zwischen den ein-
zelnen Komponenten.
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Die Mehrkosten
Bei dem Projekt ergeben sich gegenüber einer
konventionellen Bauweise Investitionsmehr-
kosten in Höhe von 7% bezogen auf die KG 300
+ 400. Darin enthalten sind die Anschaffungs-
kosten der PV-Anlage, der Stromspeicher, der
E-Mobilitätsinfrastruktur und der Gebäudeau-
tomation.
Für die Finanzierung der Investitionskosten von
Gebäude und Anlagentechnik stehen verschiede-
ne Fördermittel des Bundes, z. B. der KfW-Bank
und der BAFA, zur Verfügung. Sowohl die allge-
meinen Baukosten als auch spezielle Technolo-
gien werden dabei in Form von Förderkrediten
oder Tilgungszuschüssen gefördert.
Stromvermarktung
Das Wohnungsbauunternehmen oder der Betrei-
ber der Anlagentechnik wird bei diesemModell
zum Stromlieferanten der Bewohner. Der PV-
Anlagenbetreiber entspricht hierbei nicht mehr
dem alleinigen Gebäudenutzer. Das Stromver-
marktungskonzept zielt darauf ab, einen mög-
lichst hohen Anteil des PV-Stroms im Gebäude
direkt zu verbrauchen. Dies wird erreicht, indem
der PV-Strommöglichst an die Nutzer verkauft
wird. Alle Mieteinheiten und Energieerzeuger
werden dazu mit Smart-Metern zur Erfassung
der Strom- und Wärmemengen ausgestattet.
Über ein „Summenzählermodell“ können alle
relevanten Energieströme im Gebäude bilan-
ziert und den Nutzern in Rechnung gestellt wer-
den. Der Nutzer hat bei diesemModell weiterhin
die freie Wahl des Energieversorgers. Für den
Betrieb und die Stromvermarktung ist eine Er-
laubnis nach § 4 StromStG beim Hauptzollamt
zu beantragen. Die Anzeige der Energiebe-