Wie verbreitet ist die Qualitätskontrolle im
Heizungsbetrieb in der Wohnungswirtschaft?
Qualitätskontrolle findet statt, aber auf einem,
verglichen mit den komplexen Anlagen, sehr
niedrigen Niveau. 2003/2005 führte das For-
schungsprojekt „Optimus“ von Prof. Dr. Wolff,
FachHochschule Wolfenbüttel, für die Deutsche
Bundesstiftung Umwelt zu dem Ergebnis, dass es
erhebliche Effizienzpotenziale bei Heizungsan-
lagen gibt.
Wir haben uns parallel im BBUmit Angeboten der
Contracting-Unternehmen beschäftigt, um fest-
zustellen, was sie zur Steigerung der Energieeffi-
zienz besser als Wohnungsunternehmen können:
Contractoren überwachen i.d.R. die Heizungsan-
lagen kontinuierlich und können aufgrund ihrer
Kenntnis die Anlagen optimieren.
U. a. aus diesem Wissen ist beim BBU 2007 das
Projekt „ALFA® – Allianz für Anlageneffizienz“
entstanden. Es war erfolgreich, weil die beteilig-
tenWohnungsunternehmen gemerkt haben, dass
sie mit einem einmaligen Aufwand von 5 bis 7 €/
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den Energieverbrauch deutlich senken können.
Das Projekt ist mit unserer Hilfe auch vomVerband
Norddeutscher Wohnungsunternehmen weiter-
entwickelt worden. Es ist dort mit 70 Objekten
angelaufen und wird im Moment ausgewertet.
Ein weiterer Kooperationspartner ist der Verband
Thüringer Wohnungswirtschaft.
Was ist die Voraussetzung bei Wohnungs-
unternehmen, um die Qualitätssicherung
vornehmen zu können?
Es muss sichergestellt sein, dass die Soll-Werte für
den Betrieb der Heizungs- undWarmwasserberei-
tungsanlagenwie „Fahrkurven“, „Temperaturein-
stellungen“, „Abgaswerte“ kontinuierlich bei allen
Wartungen kontrolliert werden. Voraussetzung ist
die Optimierung aller Anlagenteile und –parame-
ter. Ein hydraulischer Abgleich von Heizungs- und
Warmwasseranlagen wäre zu empfehlen.
Für wie hoch halten Sie
die Optimierungspotentiale?
Das sind nach unseren Erfahrungen so um die
15 %. Der Beitrag der Optimierung von Anlagen
kann ebenso hoch seinwie der Ertrag thermischer
Solaranlagen, hat ganz aktuell Prof. Dr. Wolff in
einer neuen Studie festgestellt. Man sollte nach
seiner Erfahrung bestehende Anlagen optimieren
und siemit hoher Qualität betreiben und sich dann
erst in einem zweiten Schritt um die Integration
Erneuerbarer kümmern.
Wie hoch sind nach Ihren Erfahrungen die
laufenden Kosten für die Qualitätssicherung?
Die müssen nicht hoch sein, aber die Leistungs-
inhalte der Wartungsverträge müssen präzisiert
werden. Soll-Wertemüssen vorgegeben, Transpa-
renzmuss über jede Anlage hergestellt, Wartungs-
aufgabenmüssen klar definiert, dokumentiert und
kontrolliert werden. Außerdemmüssen veränder-
te Einstellungen in den Anlagen dokumentiert
werden, damit sich diese nachverfolgen und ggf.
rückgängig machen lassen.
Wie kann man bei Wartung
Qualität sichern?
Qualität ist eine Qualifizierungsaufgabe. DieWar-
tungshandwerker, aber auch die Mitarbeiter der
Wohnungsunternehmen müssen ständig qualifi-
ziert werden.
Wohnungsunternehmen sollten sich mehr Trans-
parenz verschaffen über das, was in ihren Hei-
zungsanlagen passiert. Das muss einhergehen
mit besserer Zusammenarbeit der technischen
und kaufmännischen Abteilungen. Beispielsweise
sollten Abläufe angepasst werden. So sollten alle
Energierechnungen nicht nur die Buchhaltungen,
sondern auch die Techniker erhalten, damit sie ab-
gleichen können, was ihnen viele Hausmeister an
monatlichen Überwachungsdaten liefern, um spä-
testens am Ende einer Abrechnungsperiode noch
vorhandene Effizienzpotenziale zu erschließen.
Herr Rehberg, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Pia Grund-Ludwig.
Interview mit Siegfried Rehberg
„Qualität ist eine
Qualifizierungsaufgabe”
Entscheider aus der Wohnungswirtschaft und Energieexperten bemängelten unisono für das
energetische Bauen und Sanieren eine klaffende Lücke zwischen den theoretischen Berechnungen in der
Planung und den real eintretenden Energie- und damit Emissionseinsparungen. Hierzu ein Interview mit
Siegfried Rehberg vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V., Berlin (BBU).
Quelle: BBU
THEMA DES MONATS
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6|2013