Seite 64 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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dem Münchner Mietspiegel. Hinzu kommen die
Einlagen, die jeder Mieter bei Wohnungsbezug
einzahlen muss – immerhin mehrere 100 €/m
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.
Dafür sind die Wohnungen der Preisspirale des
freien Mietmarktes entzogen. „Entscheidend ist
doch, dass der Wohnraum zukunftsfähig ist,“
sagt Wagnis-Chefin Elisabeth Hollerbach. „Dass
die Mieten nicht steigen und dass man dauer-
haftes Wohnrecht genießt. Das alles ist bei uns
gegeben.“
Außerdem liegen die Nebenkosten in genossen-
schaftlichen Nachbarschaftshäusern deutlich
unter dem Durchschnitt. Denn die Bewohner
legen selbst Hand an, räumen Schnee und pfle-
gen ihre Außenanlagen – Arbeiten also, die im
Normalfall ein Hausmeister erledigt. Darüber
hinaus erzeugt der nachbarschaftliche Zusam-
menhalt Verantwortungsgefühl: Den Bewohnern
liegt ihr Heim am Herzen, also kümmern sie sich
– ein positiver Nebeneffekt, über den sich jedes
Wohnungsunternehmen freut. Die Instandhal-
tungskosten von WOGENO-Häusern betrügen nur
etwa ein Drittel des branchenüblichen Wertes,
sagt WOGENO-Vorstand Peter Schmidt. Auch
die Mieterzufriedenheit in genossenschaftlichen
Nachbarschaftshäusern ist größer als anderswo:
Für den Wohnungsbestand 2011 weist der Jah-
resbericht eine Fluktuationsrate von 4,5% auf
– ein Wert, von dem andere Unternehmen nur
träumen können.
Doch Nachbarschaftshäuser sind nicht nur für die
Wohnungswirtschaft eine Bereicherung. Auch
Kommunen singen ihr Loblied, denn eine leben-
dige Nachbarschaft wie Wagnis I, die am Acker-
mannbogen ein Speisecafé eröffnet hat und mit
der Nachbarschaftsbörse das kulturelle Leben
dort prägt, verschafft einemganzenWohnquartier
Identität. Die Bewohner von Nachbarschaftshäu-
sern verbinde ein Grundengagement für die Ge-
meinschaft, sagt Doris Knaier. „Das strahlt aus aufs
ganze Viertel.“ Kein Wunder, dass die Münchner
Stadtbaurätin Elisabeth Merk in Neubaugebieten
künftig explizit Flächen für Baugruppen und Ge-
nossenschaften ausweisenwill. „Die Stadt braucht
Nachbarschaften“, sagte Merk auf einem Treffen
der Immobilienwirtschaft. Sie hätte auch sagen
können: „Nachbarschaften stärken den Zusam-
menhalt der Gesellschaft.“
• Das Forum Gemeinschaftliches Wohnen
e.V. ist angetreten, das „Wohnen in
stabilen nachbarschaftlichen Bezügen“
bundesweit populär zu machen:
• Die Broschüre „Gemeinschaftliche
Wohnprojekte: wenig Aufwand – viele
Chancen. Ein Gewinn für Kommunen“
lässt sich aus dem Internet herunterla-
den unter:
PDF/Aktionstage/Auszug_FGW_Kom-
munen.pdf
.
• Eine zweite Broschüre mit dem Titel
„Gemeinschaftliche Wohnprojekte: hohe
Nachfrage inklusive“ wendet sich an die
private Wohnungswirtschaft:
• Unter
finden sich Beratungsangebote und eine
bundesweite Projektbörse.
• Unter
de/projekte-suche/projektdetails.
html?uid=20406
lassen sich Vorträge
der Fachtagung „Rendite durch Wohnen
und Leben“ herunterladen, die sich u. a.
an Kommunen und die Wohnungswirt-
schaft richten.
NACHBARSCHAFTLICHES WOHNEN
Im Erdgeschoss (orange Gestaltung) befindet sich der
Gemeinschaftsraum
Sozialwissenschaftlerin Doris Knaier
WOGENO-Vorstand Peter Schmidt
Quelle: privat
Quelle: privat
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MARKT UND MANAGEMENT