Seite 62 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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Gemeinschaftliches Wohnen
Nachbarschaften wie früher
Bei Wagnis wohnt man anders: Die vier Gebäude der Wohnanlage im neuen Münchner Stadtteil Ackermann-
bogen gruppieren sich um eine Art Dorfplatz. Die gut 200 Menschen, die hier leben, 80 davon Kinder, legen
Wert auf Gemeinschaft und das prägt die Architektur: Es gibt Gemeinschaftsräume und -terrassen, die für
Feste und Geburtstage allen offen stehen, kulturell Interessierte organisieren im Nachbarschaftstreff Spiel-
runden, Ausstellungen oder Kinoabende – nicht nur für die Hausgemeinschaft von Wagnis I, sondern für das
gesamte Wohnquartier.
Die imJahre 2000 gegründeteWohnbaugenossen-
schaft wagnis eG (Wagnis) hat demanonymenNe-
beneinander in der Großstadt den Kampf angesagt.
Sie verfolgt denGegenentwurf des nachbarschaft-
lichenMiteinanders: Manwill „gemeinsamplanen,
bauen undwohnen“. Bislang hat die jungeMünch-
ner Genossenschaft über 230Wohnungen errichtet
– alle nach den Prinzipien des nachbarschaftlichen
Wohnens. In Wagnis-Häusern kennt jeder jeden;
man hilft sich gegenseitig beim Kinderhüten oder
Renovieren der Wohnung, die Jüngeren schauen
nach den Älteren und Feste wie Silvester werden
miteinander gefeiert. Zu den Wagnis-Prinzipien
gehört auch die Selbstverwaltung: Die Hausge-
meinschaften entscheiden selbst über die Garten-
gestaltung oder ob der Gemeinschaftsraumgestri-
chen wird. Das Konzept vom nachbarschaftlichen
Wohnen kommt an: Die Zahl der Mitglieder ist von
21 auf knapp 900 gestiegen. Derzeit plant Wagnis
das fünfte Bauvorhaben.
Die Sozialwissenschaftlerin Doris Knaier vomVer-
ein Urbanes Wohnen, der Bauherren bei nachbar-
schaftlichen Wohnprojekten berät, spricht sogar
Haus Mitte (li) und Haus West: Beide Häuser sind mit Brücken verbunden, so können Rollstuhlfahrer über den
Aufzug von Haus zu Haus gelangen. Die oberste Brücke führt zudem auf eine Dachterrasse
Hartmut Netz
freier Journalist, München
Quelle: Wohnbaugenossenschaft wagnis eG
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MARKT UND MANAGEMENT