Seite 23 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2013_04

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Neubau: Politische Tragweite und Zwischenbilanz
Bündnis für das Wohnen in Hamburg
Der Hamburger Senat hat sich zum Ziel gesetzt, die Voraussetzungen für den Bau von 6.000 Wohnungen
jährlich zu schaffen. Für die Umsetzung braucht er die Wohnungswirtschaft. Eine Zwischenbilanz zum
„Bündnis für das Wohnen in Hamburg“.
Hamburg braucht mehr Wohnungen. Warum?
Weil trotz abnehmender Bevölkerung in Deutsch-
land Hamburgs Einwohnerzahl seit Anfang der
neunziger Jahre kontinuierlich steigt. Weil im
letzten Jahrzehnt viel zu wenig Wohnungen ge-
baut wurden.
Weil sich die Haushaltsstruktur wie in allen Groß-
städten dramatisch verändert: Über 50% aller
Haushalte sind Einpersonenhaushalte, über 80%
Ein- und Zweipersonenhaushalte.
Weil sich auch die Haushaltsstruktur der Zuwan-
derer verändert hat: Kamen in den 80er und 90er
Jahren noch mehrheitlich Familien, kommen
heute weit überwiegend Einzelpersonen neu nach
Hamburg.
Veränderungen der Lebensstile
Dazu haben sich die Lebensstile verändert: Waren
die „68er“ noch in großen Teilen wohngemein-
schaftsorientiert, wohnt man heute gerne allein.
Damit steigt nicht nur der Wohnflächenverbrauch
pro Person, auch die Größenstruktur des Woh-
nungsbestandes ist dieser veränderten Nachfrage
nicht angemessen. Gerade in den wohnungsbau-
starken 1960er und 1970er Jahrenwurden in ho-
hem Maße große familiengerechte Wohnungen
gebraucht.
Eine weitere Veränderung von Lebensstilen be-
trifft die Lage der Wohnung: City, citynah und
Scene sind die Schlagworte, nach denen viele
Wohnungssuchende heute ihre Lagewünsche
beschreiben. Diese Nachfragesituation verur-
sacht zum Teil absurde Preissprünge bei Neu-
vermietungen oder Wohnungsverkäufen in den
„angesagten“ Stadtteilen bei insgesamt durch-
aus moderater Mietenentwicklung in der übrigen
Stadt. Sektoral überzogene Mietsteigerungen
und überhöhte Mieten bei Neuvermietungen
benachteiligen die kleinen und mittleren Einkom-
mensbezieher, und darunter gerade junge Leute,
Auszubildende, Studenten, Berufsanfänger, jun-
ge Familien. Und sie bewirken mittelfristig eine
weitere soziale Zersiedlung der Stadt – wenn man
nichts dagegen tut.
Deshalb hat der Hamburger Senat am 20. Sep-
tember 2011 eine bundesweit beachtete Verein-
barung mit der Hamburger Wohnungswirtschaft
unter partnerschaftlicher Beratung durch die
Hamburger Mietervereine geschlossen zu den
vier Themenbereichen
Wohnungsneubau, in-
tegrative Wohnungs-
politik, Klimaschutz &
Energieeffizienz und
Erhalt der typischen
Hamburger Backstein-
fassaden. Mit diesem
„Bündnis für das Wohnen in Hamburg“ praktizie-
ren Senat undWohnungswirtschaft den Schulter-
schluss für eine attraktive und sozialverträgliche
Ausweitung und Weiterentwicklung des Ham-
burger Wohnungsmarktes. Damit wird ein we-
sentliches Vorhaben dieser Legislaturperiode im
Arbeitsprogramm des Senats umgesetzt.
Arbeitsweise und politische Tragweite
In seit Anfang 2012 regelmäßig tagenden Ar-
beitsgruppen wird die Umsetzung der verein-
barten Einzelmaßnahmen gemeinsam überprüft,
weiterführende Themen werden entwickelt und
diskutiert. Behörden, Bezirke, Wohnungswirt-
schaft und Mietervereine sind somit im ständi-
gen Austausch sowohl über die im Bündnistext
niedergelegten Vereinbarungen, deren praktische
Umsetzung undMonitoring als auch über neue, die
Wohnungspolitik ebenfalls betreffende Themen.
Das Bündnis versteht sich daher auch als gemein-
sames kooperatives Forum für die theoretische
und praktischeWeiterentwicklung der Hamburger
Wohnungspolitik über die im Vereinbarungstext
definierten Schritte hinaus.
Zentrale Themen sind neben der Neubauquote
etwa der weiterentwickelte Kooperationsver-
trag zur besseren Integration in Wohnraum von
Haushalten mit Problemlagen oder auch die
sozialverträgliche Umsetzung von Modernisie-
rungsmaßnahmen bei Beachtung des Gebotes
der Wirtschaftlichkeit. Auch Themen wie etwa
die Weiterentwicklung des Mietrechts oder be-
absichtigte Bundesratsinitiativen zu § 5 Wirt-
schaftsstrafgesetz oder zur Einführung des Bestel-
lerprinzips im Maklerwesen werden im Rahmen
des Bündnisses intensiv erörtert. Das Bündnis
ist damit zentrales Element einer kooperativen
Wohnungspolitik.
Zwischenbilanz
Innerhalb des ersten Jahres seit seinem Bestehen
ist das Bündnis bereits gut angelaufen. In allen
vier Themenbereichen sind erste Erfolge zu ver-
zeichnen.
Staatsrat Michael Sachs
Behörde für Stadtentwicklung
und Umwelt, Hamburg
THEMA DES MONATS
Zentrale Themen sind neben der Neubauquote etwa der
weiterentwickelte Kooperationsvertrag zur besseren
Integration in Wohnraum von Haushalten mit Problem-
lagen oder auch die sozialverträgliche Umsetzung von
Modernisierungsmaßnahmen bei Beachtung des Gebotes
der Wirtschaftlichkeit.
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