Seite 8 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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SOZIALER WOHNUNGSBAU IN SINGAPUR
Eigentum verpflichtet
Junavati Abdul Rahman ist glücklich. Die 35-jährige Hotelfachfrau kann
nach vierjähriger Wartefrist ihr Dreiraumappartement in Singapurs
Stadtteil Choa Chu Kang beziehen. Das Build-To-Order (BTO, Fertigung
nach Auftrag)-Programm des Housing und Development Board (HDB,
Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft) macht es möglich.
Sozialer Wohnungsbau in Singapur unterscheidet sich gravierend vom
Deutschen. Im Stadtstaat Nähe des Äquators leben auf einer Fläche
von 710 km
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(vergleichbar mit der Größe Hamburgs) ca. fünf Millionen
Menschen. 80% davon leben im sozialen Wohnungsbau, mit dem Unter-
schied, 90% von ihnen nennen ihr HDB-Appartement Eigentum.
Das HDB wurde am 1. Februar 1960 gegründet, zu einer Zeit, da der
Großteil der Einwohner in Slums lebte. Nur 9% der Menschen lebten
damals in staatlichen Appartements. In der Folgezeit war der Woh-
nungsbau eine der Hauptaufgaben bei der Entwicklung des Stadtstaa-
tes. Seitdem wurden über eine Million Wohneinheiten neu gebaut.
Der Haupttyp: das Hochhaus, hat normalerweise zwischen 15 und 20
Stockwerken. „Pinnacle@Duxton“ ist das erste HDB-Hochhaus mit 50
Stockwerken und Himmelsbrücken, einem integrierten Parkhaus sowie
Geschäften und Sozialeinrichtungen.
Choa Chu Kang ist ein für Singapur typisches Gebiet des sozialen
Wohnungsbaus. Auf einer Fläche von 5,83 km
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leben in knapp 40.000
Wohnungen 136.200 Menschen. Der Stadtteil soll bis auf 62.000 Woh-
nungen ausgebaut werden.
In der architektonischen Gestaltung gibt es einen wesentlichen Un-
terschied zum deutschen Sozialwohnungsbau, insbesondere bei den
Hochhäusern. Fast alle Hochhäuser sind auf Stelzen gebaut. Auf der
Erdgeschossebene befinden sich die Hauseingänge mit den Aufzugs-
anlagen. Um die Eingänge herum sind die Parkplätze, Spielplätze und
Getränke-Automaten angeordnet. Sämtliche Eingänge und Freiflächen
sind von allen Seiten frei einsehbar. Es gibt keine unübersichtlichen
Ecken. Durch diese Gestaltung wird beim Mieter ein hohes Sicherheits-
gefühl erzeugt. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist, dass Winde
zwischen den Gebäuden zirkulieren können, bei einer Jahresdurch-
schnittstemperatur von 30 Grad Celsius und 90% Luftfeuchtigkeit eine
Wohltat.
Choa Chu Kang wird mit einer U-Bahnlinie erschlossen. Die Fahrtzeit in
die Innenstadt beträgt knapp 30 Minuten. Der Stadtteil verfügt darüber
hinaus über eine Besonderheit. Das gesamte Wohngebiet wird von
diesem U-Bahnhof mit einem LRT-System mit weiteren 13 kleineren
Bahnhöfen erschlossen. LRT steht für Light Rail Transit. Es handelt sich
dabei um ein führerloses Kabinentransportsystem, vergleichbar dem
auf dem Frankfurter Flughafen.
Ähnlich wie in Deutschland, sind die Sozialwohnungsgebiete in Singa-
pur am Stadtrand entlang der U-Bahnlinien geordnet. Die Bewohner
sind stolz auf ihre Hochhäuser.
Quelle: Hitpaß
80% der Menschen Singapurs leben im sozialen Wohnungsbau, 90% der HDB-Appartements sind Eigentumswohnungen
Dr. Peter Hitpaß
Hamburg
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9|2012
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG