Seite 50 - DIE_WOHNUNGSWIRTSCHAFT_2012_09

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zum einen Zähler nach EDL 21. Das sind einfache
Basisgeräte ohne Ferndatenübertragung, die An-
zeige der Daten erfolgt nur bei Eingabe einer PIN.
In einer zweiten Variante wurden die Daten in die
Wohnung zur TV-Box überspielt und konnten auf
dem Fernseher oder iPad angezeigt werden. Die
dritte getestete Variante war die verschlüsselte
Übertragung von komplexeren Zählern nach EDL
41 an einen zentralen Rechner und Login der Kun-
den per Passwort.
14 % der Haushalte haben sich für eine Visua-
lisierung der Verbräuche entschieden. Eine der
Erkenntnisse war, dass ein Zeitversatz, etwa durch
das Login auf ein Onlineportal, die Kontrolle der
Verbräuche und die Rückkoppelung in Verhaltens-
änderungen erschweren.
Einsparerwartungen meist überzogen
Insgesamt war die Bilanz eher ernüchternd,
insbesondere in Bezug auf die Reduzierung des
Energieverbrauchs. Es wurden unterschiedliche
Endgeräte und Auswertungsintervalle getestet,
„die Energieeinsparerwartungen konnten in keiner
der drei Varianten realisiert werden“, berichtete
Matthias Ridder von Vattenfall Europe Metering
in einer ersten Auswertung der Ergebnisse des
Projekts. Und obwohl die Hürden in dem Berliner
Projekt niedrig waren, hielt sich das Interesse in
Grenzen. Selbst die kostenlose Weiternutzung
reichte als Anreiz nicht aus. Nur 7% der Haus-
halte wollten nach Ende des Projekts die Geräte
kostenlos weiter verwenden. Dabei lieferte der
Test aber wichtige Erkenntnisse imDetail: 3 von 4
Onlinenutzern hatten Interesse daran, die Geräte
weiter zu verwenden. Die Internetanbindung ist
also ein wichtiges Element für die Akzeptanz.
Smart Meter sind wichtiges Zukunftsthema
Für Kirsten Huthmann, Pressesprecherin der Ge-
sobau, sind Smart Meter aber ein Zukunftsthema,
das man vorantreiben und mit dem man Erfah-
rungen sammeln müsse. ImNeubau und bei einer
Grundsanierungmüsseman sie ohnehin einbauen.
Für die Wohnungswirtschaft seien die generel-
len Betriebskosten und damit der Wärmebereich
dabei ein entscheidender Hebel. Dazu gehört für
sie auch, dass Verbräuche schnell transparent
gemacht werden, um Verhaltensänderungen an-
zustoßen. „Dazu braucht man aber viele Baustei-
ne“, so Huthmann. Dazu gehört bei der Gesobau
auch ein Energiesparcheck in Kooperationmit der
Berliner Energieagentur und der Caritas. Einkom-
mensschwache Haushalte sollen eine kostenlose
Beratung zur Reduzierung ihrer Heiz- und Strom-
kosten erhalten. In einem Forschungsprojekt,
das die Gesobau unterstützt, geht es außerdem
darum, herauszufinden, wie Informationen zum
Energieverbrauch aufbereitet seinmüssen, damit
die Adressaten sie wahrnehmen und verstehen.
Mieter kennen ihren Energieverbrauch nicht
Projekte, die zu Energieeinsparungen führen sol-
len, müssten in allen drei Bereichen, bei Warm-
wasser, Heizung und Strom, ansetzen, nennt
Gregor Heilmann von der Empirica Gesellschaft
für Kommunikations- und Technologieforschung
einenWeg zummöglichen Erfolg. In all diesen Be-
reichen führte die große zeitliche Verzögerung der
Abrechnung zu geringem Bewusstsein für Kos-
ten/Verbrauch. Fast die Hälfte der Menschen habe
keine Ahnung, wie viel Energie sie für Heizung,
Warmwasser und Haushaltsstrom verbraucht.
Als Lösung sollte die zeitnahe Information über
Verbrauch und transparente Darstellung getestet
werden. Wie das funktioniert, schaut sich Heil-
mann derzeit an konkreten Projekten an. Dazu
gehören Lösungen des Spar- und Bauvereins So-
lingen, der Nassauischen Heimstätte in Frankfurt
und der Volkswohnung in Karlsruhe.
In Solingen wurde die Wärmeversorgung umge-
stellt von Gasthermen auf Nahwärme. „Diejeni-
gen, die die Gastherme bedienen konnten, hatten
Einbußen beimÜbergang ins Nahwärmenetz. Nun
soll es die Möglichkeit geben, per Internet Heiz-
zeiten einzugeben und eineinhalb Tage später zu
wissen, was das kostet“, sagt Heilmann.
Zeitnahe Messung entlarvt
Energieschleudern
In Karlsruhe wurde die differenzierte Messung
benutzt, um Häuser zu identifizieren, deren
Energieverbrauch stark abweicht. „Die Verbräu-
che variieren stark bei identischen Anlagen“, er-
klärt Heilmann. Zeitnahe Verbrauchsmessungen
könnten helfen, nachzujustieren. Insgesamt sei es
schwierig, Rollenmodelle zu finden, in denen sich
ein Nutzen für die Wohnungswirtschaft nachwei-
sen lässt, so Heilmanns Erfahrung aus bisherigen
Projekten. Eine ausführliche Auswertung soll bis
2013 vorliegen.
Digitale Zähler im Keller sollen Verbräuche transparenter machen.
In den Wohnungen wurde im Projekt mit der Gesobau Visualiersoftware installiert.
Fotos: Vattenfall
Zur exakten Datenerfassung mit Smart Metern sind neue Zähler notwendig.
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ENERGIE UND TECHNIK